Samstag, 13. August 2011

Predigtskizze zum 20. Sonntag A (14.08.2011) Aufnahme Marias + Mt. 15.21-28

Heute feiern wir den grossen Glauben einer fremden Frau und das glauben-
basierte Fiat der Mutter Jesu.Wir wollen also ueber "glauben" nachdenken.
Eigentlich sind alle Menschen "glaubende".Es ist eine erste Grundeigenschaft
des Menschen zu glauben; anders gesagt: Der Mensch hat eine natuerliche Grundkraft zu glauben. Immerschon hat der Mensch angenommen, dass die
Erde ihn traegt, dass die Sonne scheinen wird, dass die Sterne nicht vom
Himmel fallen, dass die Blumen bluehen werden. Der Mensch setzt voraus:
Morgen ist wieder ein Tag. Ohne diesen natuerlichen Glauben ist "leben" nicht
moeglich.
Diesem natuerlichen Glauben liegt eine "unbewusste" Entscheidung zugrunde:
Ich nehme an, der Boden traegt mich, also gehe ich. In der Erfahrung ist es um-
gekehrt: ich gehe einfach; denn es ist "selbstverstaendlich", dass der Boden
mich traegt. Erst im Zweifelsfall oder im Irrtum entsteht das Problem.Die
meisten unserer Taetigkeiten basieren auf diesem "glauben".
Aus diesem natuerlichen "glauben" entspringt das persoenliche "glauben":
Ich vertraue Dir. Das Kinde vertraut der Mutter, der Freund der Freundin.
Die Frau im heutigen Evangelium entscheidet sich, diesem Jesus zu vertrauen!
Im Ehesakrament wird ein solches gegenseitiges Vertrauen geheiligt.Leider
bleibt einigen Menschen das Wachsen in dieses persoenliche Vertrauen verwehrt;
oder die Vertrauenskraft schwindet.
Ein weiterer Schritt ist das religioese "glauben"; Menschen entwickeln die Faehig-
keit, an das Geheimnis Gott zu glauben. Sie entscheiden sich dafuer, dass Gott
existiert. Es ist hier nicht mehr die falsche Frage: ob Gott existiert oder nicht.
Er ist, seit der Mensch faehig ist, Transzendenz und "das Andere" zu denken, in
fast aller Menschen Denken und in vieler Mund. (Was denn der Mensch ueber Gott
denkt, das ist hier nicht Thema).
Wichtig ist das Einsehen, dass diese Glaubenskraft kreativ ist: Das natuerliche
"glauben" ermoeglicht unser Leben auf dieser Erde, das persoenliche "glauben"
ermoeglicht unsere Beziehungen und das religioese "glauben" ermoeglicht Gott.
Ohne diese Grundlage "glauben" geht gar nichts.
Da diese urwuechsige Glaubenskraft wie ein Wildwuchs ist, mahnt die christliche
Kirche zurecht, dass sie von der menschlichen Vernunft gerichtet werden muss.
Darauf haben Papst JP II und Papst BXVI deutlich aufmerksam gemacht. Glaube
und Vernunft gehoeren zusammen! Die Fragen: was nehme ich denn eigentlich an,
wem vertraue ich, sind fuer ein menschenwuerdiges Leben unumgaenglich.Noch
wichtiger wird die Frage, ob ich mich fuer das Geheimnis Gott entscheiden kann!
Das ist der  jungen Frau Maria von Nazareth gelungen.
Auf unserem Weg zur Fuelle des Lebens muss die menschliche Grundkraft "glauben"
auf dem Feuer der Vernunft grilliert werden.Der Entscheid: ich glaube, muss von der
Vernunft aus der Erfahrung abgeleitet werden, muss begruendet werden und im
Risiko gewagt werden. Solches "glauben" versetzt Berge, heilt den Menschen und
erloest den Kosmos. Die fremde Frau aus Kanaa und Maria von Nazareth haben einen
fuer sie und fuer uns wertvollen Entscheid gefaellt.