Dienstag, 20. Februar 2018

"glauben + wissen" miteinander fuereinander

wissen im glauben geerdet...

Im CiG 02/2018 faszinierte mich der Artikel von Prof. Volker Gerhardt "Wissen und 
Glauben". Ich glaube VG will uns nicht den abendlaendischen Christenglauben vermasseln sondern klaeren. Mein Glaube an ihn basiert auf meinem Wissen von ihm: mehrere Artikel und vor allem: "Der Sinn des Sinns" (Versuch ueber das Goettliche / 2014). Seine Kenntnisse betreffs Nietzsche und Kant sind hervorragend; die humane Individualitaet ist ihm eine ernste Sorge und die Erkenntnis, dass "Glauben und Wissen" zusammengehen ein modernes Anliegen.
"Wer weiss, der glaubt nicht; wer glaubt, der weiss nicht" - wer hat uns diesen anti-humanen
Slogan einst in den Kopf gesetzt? Noch hallt bei mir die Mahnung nach: "Du musst nicht wissen, glauben sollst du!"; und: "Der Dummkopf glaubt; der Kluge weiss". Dieses Gegen-
einander von "glauben + wissen" saas tief in meinem Hirn und verkrebst auch meine Theologie.
Der Aufsatz fuehrt in sieben Schritten zur Einsicht: Paulus hat recht, wenn er meint :
der souveraene Akt des Wissens ist von grosser Bedeutung fuer den Menschen aber ihm zu glauben, dazu ist er frei-gestellt (2Kor 3.17). Wir werden darauf hingewiesen, dass das Wissen zwar eine retrospektivische, eine praesentische und eine futuristische Leistung vollbringt aber dass ihm der Glaube als Impuls der Wissensvermehrung vorausgeht und dass Wissen erst im Glauben Sicherheit erhaelt. Interessant wird die Differenziehrung in "natuerliches glauben" (eine normal Human-Eigenschaft) und in "religioeses glauben", wo der Mensch persoenlich unmittelbar sich dem Ganzen der Welt und der Existenz gegenueber weiss und in der Annahme darin heil und frei wird.
Es scheint mir, "glauben" ist soetwas wie: "Die Herausforderung, soweit ich um sie weiss und sie kenne, persoenlich annehmen, sich ihr stellen, ihr Resonanz gewaehren.
"Wissen" ist eine fragmentarische Subjekt-Objekt Begegnung im Sinne der Erkenntnis; "glauben" ist daselbe im Sinne erkannter Entscheidung; religioes ist er, wenn das Fragment seinem Ganzen (dem Geheimnis Gott) begegnet.


 


Montag, 5. Februar 2018

Gott neu denken

Neue Toene wagen...







Es sind die Menschen, die das "Geheimnis Gott" ins Gespraech bringen -
um Verstehen, um Worte, um Bilder ringen.
Die Geschichte der Theologie skizziert und animiert dieses Gespraech und
das kulturelle Ringen um Gott; die Religionen sind Ablagerungen davon und
die Kirchen (Synagogen, Moscheen, Tempel) ihre sichtbaren Verwalter.
Heute ist es hoechste Zeit, dass wir "Glaeubigen" uns wieder daran machen, das Geheimnis Gott mit der Kultur-Entwicklung etwas besser in Einklang zu bringen.

cf. Publik-Forum 01/2018 "Gott neu denken " von M. Schrom
cf. "Christ in der Gegenwart" hat angekuendigt: "Die Gottesfrage wird als Schwerpunkt
den siebzigsten Jahrgang des CiG begleiten: Wie sich der christliche Glaube erneuern kann: cf.03/2018 Der Artikel von Bischof HJ Algermissen ist jedenfalls ein kraeftiger
Schlag auf den Felsen Kirche. cf. ebenso: CiG 44 + 48/2017


Wer fuer Kosmologie, Natur, Evolution sensibel ist, der koennte in folgender Richtung
Gott denken und gutheissen:
Gott ist - fuer uns - die Ur-Energie  fuer alles, um ueberhaupt da zu sein
                                                                           um zu gehen (sich selbst entfalten)
                                                                           um zu voll-enden (Bluete + Frucht).
Diese Ur-Energie ist in vielen Bildern bewundert:
wer Vater sagt, bestaetigt die erzeugende Ursprungs-Energie...
wer Mutter sagt, meint die ernaehrende Entwicklungs-Energie...
wer Freund sagt, denkt die beglueckende Resonanz-Energie...
wer Koenig sagt, erkennt die unumgaengliche Macht-Energie...
wer Schoepfer sagt, trifft die stete Erhaltungs-Energie...
wer Liebe sagt, freut sich an der Beziehungs-Energie...
Gott als Energie ist nicht nur eine Theorie sondern fuer viele eine Praxis, eine
Erfahrung. Das Gottes-Bild zeigte schon immer seine Wirkung, bei den Einzelnen
als auch bei Voelkern und Gesellschaften.  Das Gespraech darueber ist fuer unsere

Welt-entwicklung nicht unbedeutend, denn: In dieser Ur-Energie sind wir und entfalten
und vollenden uns und die Welt, sie wirkt es in uns und wir worten es.
Wir muessen daher die Kirchen auffordern, das Gespraech ueber die Gottes-Bilder
zu wagen. Sie sind zu hinterfragen auf ihre Wirkung heute und vielleicht zu ersetzen
zugunsten von mehr Menschenfreundlichkeit Gottes. Diese Ersetzung bis in die
Sonntags-Liturgie hinein ist die harte Nuss unserer hartnaeckigen Zeit.
Die "Vater-Unser-Diskussion" ist darum wohltuende, weil sie eine verfestigte, biblische
und stark liturgische Formulierung ins Wanken bringt - ein Fells wird fluessig.
Das macht Hoffnung.
Gott als Energie zu sehen ist human, kulturell und naturwissenschaftlich einsehbar,
vielleicht sogar befluegelnd. Fuer unsere Zeit sehr wahrscheinlich wohltuend.
Ob im Gespraech weitere Archetypen auftauchen bleibt abzuwarten.
Ob die Kirche - wie die Dichtung - den Mut zum "Wort-Spiel" hat ???