Donnerstag, 30. Juni 2011

Predigtskizze zum 14. Sonntag A (03.07.11) Zachariah 9,9-10 Rom 8.9;11-13 Mt. 11.25-30

Als Getaufte haben wir uns entschieden:
A) Der Gott Jesu sei anerkannt als unser Gott.
B) Jesus selbst sei der Zugang zu diesem Gott, die Wirklichkeit dieses Gottes
     und die Lebendigkeit dieses Gottes.
C) Der Heilige Geist sei ausgegossen ueber diese Welt
     (Mensch, Natur, Kultur, Kosmos)
Aufgrund dieses Entscheides, weil wir also an den Gott Jesu glauben,
weil wir seinem Wort Aufmerksamkeit schenken, darum hoeren wir heute
Gottes Botschaft durch den Profeten, durch die Kirche und durch unseren
Gottes-Dienst wie folgt (Zach 9.9-10):

1.) Eine Aufforderung in unsere alltaegliche Situation:
"Freue Dich von ganzem Herzen, mit Leib und Seele freue Dich.
 Sei froehlich und juble, tanz mir das Spiel vom Leben".


2.) Eine Begruendung fuer diese not-wendende Aufforderung:
Der, der als Schoepfer des Himmels und der Erde gesehen wird; 
Jesus der als der Weg, die Wirklichkeit und die Lebendigkeit Gottes gilt; 
und der Geist, der grundlegend unser Leben animiert, 
diese eine vorgestellte "Herrlichkeit" Gottes ist am Kommen; 
d.h. sie ist bewusstseinsmaessig in einem Inkarnations-prozess. 
Diese "Herrlichkeit" (kreativ, sich entfaltend, lebendig) kommt 
mehr und mehr im Menschen zum Ausdruck.


3.) Eine Beschreibung des im Inkarnations-prozess Kommenden:
Diese im Menschen ankommende drei-eine Herrlichkeit ist grundsaetzlich 
siegreich; d.h. sie wird immer wieder nach jedem Tod aufsneue auf den 
Auferstehungsweg gehen.
Sie ist triumpf-gleich; d.h. sie (die Kreativitaet, die Verwirklichung, das Leben) 
gewinnt schlussendlich in jeder Niederlage (in jeder Zerstoerung, 
in jedem Stillstand, in jedem Verfall).
Sie ist demuetig-gelassen; d.h. ohne Angst und Hast, ohne Aufregung und 
Zerwuerfniss (ohne Diktatur und ohne Vereinnahmung).
M.a.W. dieser Inkarnationsprozess Gottes ist erfreulich
(unaufhaltsam, befreiend, fast wie selbstverstaendlich).

4.) Dieser Inkarnationsprozess Gottes hat bedeutungsvolle Auswirkungen:
a) Er bannt den Krieg (ein fuer die Evolution des Menschen und der Welt
aeusserst wichtiges Merkmal). Umsichtig sehen wir heute die Welt 
(die UNO etc...) am Werk, den Krieg als Problemloesungsmittel zu minimalisieren. 
Dazu gehoert: die Aufruestung zu stoppen und Gewalt zu aechten.
b) Der begonnene Inkarnationsprozess aber ist viel mehr: 
Es geht darum, den Aufbau eines gerechten Friedens (zwischenmenschlich, 
gesellschaftlich und international) oeffentlich zum Programmpunkt zu erklaeren 
(cf. Jamaica). Das Ziel ist nicht begrenzt auf: kein Krieg, kein schmutziger 
Gewinn, keine Gewalt; das Ziel ist erklaertermassen: "den Frieden zu 
lernen" d.h. das miteinander und fuereinander zu praktizieren (lokal und global; 
denkend und agierend) in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. 


5.) Dieser Inkarnationsprozess Gottes hat eine besondere Eigenschaft:
Er findet auf der ganzen Welt statt und umfast alle Lebensbereiche. 
In diesem Sinne ist er ganzheitlich (integral / katholisch). 
Das ist wohl ein Grund warum er fuer so viele attraktiv ist.
Die alte Religion des objektiven Mono-theismus ist am abflauen,
befreit nicht mehr aus den heutigen Noeten. Nicht die Erzaehlung:
"der Allmaechtige auf dem richterlichen Jenseits-stuhl" sondern
der Prozess der Inkarnation des Gottes Jesu ist heute Leben spendend.
Denn nun kommt mehr und mehr die "drei-eine Herrlichkeit" Gottes
in Menschen (und in ihrer Kultur) zum Vorschein;
sie wird von Glaeubigen dort lokalisiert.

Gemaess Paulus (Rom 8.9,11-13) ist dieser Inkarnationsprozess Gottes
die eigentliche christliche Spiritualitaet;
sie macht lebendig und froh; sie ist der Sinn des Lebens.

Und in Mt 11.25-30 sagt Jesus: nicht die Gestudierten als solche
und nicht die Wissenschaften werden diese Spiritualitaet bringen;
es sind die Glaeubigen (also jene, die sich entschieden haben,
Gott sei auf die Art Jesu zu aktivieren).
Der heutige Aufruf "freuet euch" zeigt uns zugleich,
was fuer eine wunderbare Aufgabe die Kirche von heute haette...
Der bewusstseinsmaessige Inkarnationsprozess Gottes ist ein Hauptanliegen
des sekularen Christentums; die Evolution Gottes macht einen weiteren Sprung -
und wir sind neugierig wohin er tendiert
und wie viele Christen sich diesem Anliegen widmen koennen.


















Donnerstag, 23. Juni 2011

Predigtskizze zum Fest "Corpus Christi" ( 26.06.11) Joh 6.51-58

Die ganze Existenz Jesu und seine Wirkgeschichte ist zu sehen (gemaess Joh 6.51)
als "pro world-life", als "zugunsten des Lebens der Welt". Es geht also im Christentum um nichts geringeres als um Welt-Gestaltung, um eine lebendige, lebensfrohe Welt.
Daher ist der seculare Christ auf Jesus Christus konzentriert. Er hoert auf seine Worte (Bibel), achtet auf seine Taten (Fleisch), empfindet seine Leiden und seine Freuden (Blut). Damit nimmt er aktiv teil an der Wirkgeschichte und damit am Leben Jesu durch die Zeiten. Der seculare Christ nimmt eingetaucht in eine christliche Gemeinschaft Jesus Christus zum Massstab seiner Entscheidungen; fuer ihn ist Jesus Christus eine bestimmende Inspiration.
Damit hat der Getaufte ein christliches Leben. Daneben hat er ein Familienleben, mit all seinen Rechten und Pflichten (Blutsverwandschaft) plus ein Orts-Leben, mit all seinen Herausforderungen und Chancen (politische Gemeinde, Wohngemeinde) plus ein Nationales Leben (Staatsbuergerschaft) mit all seinen Wirtschaftsbedingungen,
seinen Steuern und seinen Privilegien...  Einige geniessen noch mehr aktive Beteiligungen zB in der Kultur (sie nehmen aktiv teil an einem Konzert, an einem OL,
an einer Demonstration etc...) All diese aktiven Beteiligungen fussen im Prinzip auf Energie (Motivation, Animation, Inspiration, Konstellationen... Geld, Faehigkeiten Reichtuemer...). Der seculare Christ entscheidet sich dabei, das Leben Jesu als "Brot fuer das Leben der Welt" (und damit auch fuer sich selbst) also als die entscheidende Energiequelle zu deklarieren. Dass die Energie in allem begenzt ist, wie "global denken lokal handeln" empfehlenswert ist, und dass der Stellenwert des Einzelnen in seinem Beitrag zum Ganzen erkannt wird, das ist am Leben Jesu abzulesen.
All diese Beteiligungen sind aktive Teilnahme an der Fuelle des Lebens (an dem, was das Leben zu bieten hat). Das wird besonders erfahrbar in der gemeinsamen Suche nach dem was heutzutage denn eigentlich "christliches Leben" meint. Wer nun also neben andern Beteiligungen auch am "christlichen Leben" mitbestimmend teilnimmt, und sein Leben von daher bestimmt, dem ist verheissen, dass er grund-richtig situiert ist in bezug auf diese Welt und dass er somit an den entscheidenden Erfahrungen und Welt-Entscheidungen teilnimmt. Dass er so die Chance erhaelt, den wahren gueltigen Lebensgenuss voruebergehend zu erleben, dass fuehrt den Christen zur genugtuenden Gelassenheit. .

Sonntag, 12. Juni 2011

Predigtskizze zum Pfingstfest 12.06.11

Das AT + NT sagen es ziemlich deutlich: Der Heilige Geist ist gegeben! Mir gefaellt das Wort "ausgegossen".Die Kirche hat dazu noch extra ein Sakrament: Firmung,
"confirmation" um es zu bestaetigen: Der Geist Gottes ist ausgegossen ueber die Welt, die Menschen... Trotzdem macht die Kirche und viele sog. Glaeubige ein recht
unsicheres Gesicht... sie zweifeln und beten daher inbruenstig: "Komm Heiliger Geist, komm!" Anstatt weiter um die Gabe des Hl. Geistes zu betteln schlage ich vor: wir untersuchen, wir pruefen ob ER nicht doch bereits gegeben ist.
Dazu schliessen wir die Augen und schauen nach innen mit der Frage an uns selbst:
"Wuensche ich mir ein guter Mensch zu sein?" Wir warten die Anwort ab. Wie klar wird es mir: dass ich eben ein guter Mensch sein moechte? Wenn ein deutliches Ja erscheint, dann ist es klar: Heiliger Geist ist mir gegeben! [Es geht nicht um die Frage, ob ich ein guter Mensch sei - es geht darum, ob ich es sein moechte!]
Wir koennen uns noch mehr pruefen: Moechte ich Freundschaft pflegen? Moechte ich teilnehmen an der Gestaltung unseres Dorfes? Moechte ich, dass die Menschen einander verstehen? Wenn ich ein klares Ja spuere, dann ist klar: Heiliger Geist ist gegeben. Wir sollten den Beweis ausdehnen: Ich oeffne meine Augen: sehe ich Menschen bei denen ich spuere: sie moechten eigentlich gute Menschen sein?
Wenn Ja: dann schliesse ich daraus: Heiliger Geist ist auch ihnen gegeben. Wer ein gutes Sensorium hat, der spuert deutlich: wir haben in Namibia viele Menschen, die gut sein moechten! Das ist ein Beweis:Heiliger Geist ist ausgegossen.
Es waere sehr zu wuenschen, dass diese Einsicht waechst. Wir muessen uns ueber-
zeugen: im Grunde ist Heiliger Geist stark verbreitet, tief verwurzelt in den Herzen.
Und erst jetzt kommt das Problem: Der Heilige Geist ist nicht gegeben um nichts zu tun, um unsere Haende zu ersetzen. Im Gegenteil: der grundgelegte Samen ist nun in unseren Haenden, damit wir unseren guten Willen in die Tat umsetzen. Das ist nun unser Beitrag! (Dass dieser unser Beitrag eine recht komplizierte Sache ist in unserer modernen Welt - dass wir richtiges "Beitragen" lernen muessen, das ist einsichtig) . Dabei ist folgendes zu beachten: Es liegt nicht zuerst an mir - es liegt an uns! Nicht Ich hab' das Gute zu tun sondern Wir! Darum sind wir Kirche, eine Tat-Gemeinschaft: Weil der Heilige Geist uns gegeben ist, nicht einfach mir! Wir feiern also heute die einsichtbare Tatsache, dass der Heilige Geist reichlich ausgegossen ist; wir freuen uns darueber. Und morgen Montag gehen wir daran, diesen Geist in andern Menschen zu entdecken - und wir werden uns anstrengen (ein Lernprozess)
mit ihnen zusammenzuarbeiten - auf dem Weg zur Teilnahme an der Fuelle des Lebens.