Eine NEUES Gottes-Bild wagen...
Wenn wir zu Gott beten, IHN loben und preisen... dann ist es gut - zwischenhinein - zum Beispiel am heutigen Fest der Dreifaltigkeit - darueber nachzudenken: was fuer ein Gottes-Bild uns vorschwebt... was fuer einen Gott wir denn anbeten und verehren.Als erstes gilt:
Einigen Glaeubigen ist es bereits bekannt, dass das Gottesbild in der Geschichte und im persoenlichen Leben sich entwickelt. Diese Entwicklung anzuerkennen ist sehr wichtig. Auch unser juedisch-christliches Gottesbild hat sich entwickelt; das ist eine spannende Geschichte... von Abraham, Moses, Jesus, Irenaeus, Mohamed, Spinoza etc... bis zu den heutigen Diskussionen: welches Gottesbild uns heute faszinieren koennte. Wenn mir ein Junge sagt: "Ich kann nicht mehr glauben", dann hoffe ich stets, dass ein gesunder Entwicklungs- prozess eingesetzt hat...
Als zweites stellen wir fest:
Die meisten Christen - auch nach dem 2. Vatik. Konzil 1965 - denken sich Gott als patriarchalisch "dreifaltig"; sie bekreuzigen sich "im Namen des Vaters + und des Sohnes + und des Heiligen Geistes". Das ist zwar nur den Theologen ein wenig verstaendlich, aber weil es die Kirche so lehrt... und schlimmer: den meisten scheint es, es sei immer so gewesen und es wird immer so sein. Dem ist gerade nicht so...
Als drittes moechte ich fragen:
Welchen Gott moechtest Du proklamieren ? Gefaellt Dir der "Gott der Rache", der dich von der Rache abhaelt, weil er sich die Rache reserviert hat ?
Er wird die Uebeltaeter (nicht Dich) ins ewige Feuer werfen. Gefaellt Dir der Gott, der im fernen Himmel thront, seinen Sohn in den Elendstod frei gab und ihn dann zu seiner Rechten neu inthronisierte ? (und Dir Aehnliches verhiess). Gefaellt Dir der Gott, der aus Liebe die Welt erschuf (aus unserer Sicht ein wenig unvollkommen), aus Liebe uns durch seinen Sohn erloeste (wovon wir manchmal wenig spueren) und dann aus Liebe seinen Geist sandte (damit wir trotz allem unseren Weg in die Zukunft und schlussendlich in den Himmel finden) ?
Als viertes moechte ich darauf hinweisen:
Wir leben heute in sooo einem andern Weltbild (Welt-Anschauung), dass es unsere Pflicht und Freude ist, einem dieser NEUEN Weltsicht compatiblen Gottes-BILD nachzuspueren. Ist Gott ein SEIN oder ein WERDE-Vorgang ?
Ist Gott ein Subjekt oder ein Objekt oder keines von beidem ?
Ist Gott die allumfassende Potentialitaet und deren Aktualisierungen auch in all unseren situativen Realisierungen ?
[ Es gehoert zum Eigentuemlichsten des Menschen Moeglichkeiten zu ersinnen,
zu wuenschen und zu entdecken, aber auch, sie dann zu aktualisieren und in seine Situation hinein zu realisieren - das ist ein Gottesdienst, den zu feiern uns wohl ansteht]
"Der Geist Gottes wird uns in die Wahrheit einfuehren" sagt Joh 16.12-15
Das ist eine herausfordernde Prophezeiung - wir haben das Privileg, die Wahrheit
zu erdenken. Hildegard von Bingen sagt: Die groesste Suende ist das Vergessen Gottes! Daher gilt fuer mich: Das Neu-Denken Gottes ist eine Herausforderung.
Und die Christlichen Kirchen sollten sich dieser Herausforderung ernsthaft stellen
und die Kath. Kirche sollte als Oekumene die Aufgabe entdecken, dieses Neu-
Denken Gottes gegenseitig "ertraeglich" zu machen.
Nebenbei bemerkt: Gerade darum ist es nicht zulaessig, dass der (saekulare)
Staat Religionsunterricht erteilt. Er hat kein Recht, Religion (ein Gottesbild) zu proklamieren; aber er hat die Pflicht den Religionen die Freiheit der Entfaltung zu garantieren. Der Staat soll seine Verfassung unterrichten und fuer deren Einhaltung sorgen, damit ist dem Gemeinwohl gut gedient. Es ist noch das Privileg der Religionen und deren Agenturen, der Kirchen, ein attraktives Gottesbild zu proklamieren und zum Mitfeiern einzuladen.