Freitag, 28. November 2014

Advent 2014

Der saekulare Staat kennt keinen Advent und kann ihn also auch nicht feiern.
Die Wirtschaft nutzt ihn clever fuer ihren Profit. Die Wissenschaft hat ihn vergessen. Die Zivilgesellschaft schwankt dazwischen - mit noch etwas vorweihnaechtlichem Gefuehl. Der KIRCHE aber ist der Advent wesentlich - daher feiert sie ihn (mehr oder weniger gluecklich) jedes Jahr.
Meine Ueberlegungen dazu (etwas kompakt niedergeschrieben):
Der Kosmos / die Welt ist in dynamischer Veraenderung / offener Bewegung. Diese
"bewegende Veraenderung" zeigt sich in drei Momenten stets in der Gegenwart:
An- und Aufkommen von Neuem / eine Art von Verweilen / Weggehen, Verschwinden.
cf. die Jahreszeiten / der Lebenszyklus: Geburt - Leben - Tod / Atom-Physik.
Im ADVENT feiern wir IN BEZUG AUF GOTT das erste Moment dieses weltlichen
Grundsatzes. Wir freuen uns, dass Gott immer wieder NEU in der Welt ankommt,
in der Geschichte auftaucht, irgendwie zur Erscheinung kommt; denn Gott ist (wie
die Welt) in Bewegung, Gott ist ein Prozess, Gott hat eine bewegende Biographie.
Dass ETWAS NEUES in bezug auf Gott stets ankommt, das ist mehr als evident.
In diesem Sinne ist Gott in der Welt immer schon toal incarniert (eingefleischt).
Aber, dass ER so weltlich wie die Sonne, wie der Fruehling, wie der Mensch stets
anfaengt, im Kommen ist (ADVENT), das freut die Glaeubigen: denn alle Welt ist Leben, ist Bewegung ! Sogar jene, die vom Tod oder Verschwinden Gottes reden,
bestaetigen (eher unbewusst) den ADVENT. Wir moechten diese Grund-Tatsache
feiern (auch wenn wir sie noch nicht genuegend ernst umsetzen cf. Liturgie).
Ein Beispiel, dass Gott NEU in der Welt ankommt ist Jesus (und mit ihm das Christentum).  1. Jesus macht bekanntlich die Entdeckung, dass der bis anhin so
zweideutige Gott eindeutig LIEBE ist. Diese NEUE VORSTELLUNG von Gott ist im Kommen (natuerlich steht uns zur vollen Bewusstwerdung dessen noch ein weiter Weg bevor). 2. ER macht den mutigen Vorschlag: der Mensch soll sich mit Gott identifizieren. Gott und das ICH sind irgendwie eins. Diesen Ratschlag zu kon- kretisieren ist fuer Glaeubige nicht so einfach (und bedarf der theolog.-psycholog.  pastoralen Weiterentwicklung). 3. Jesus meint: Es gibt diese Mensch-Gott-Einheit ralistisch / faktisch in gewissen "Gedanken, Worten und Werken". Auch diese heilende Meinung verdichtet sich (cf. Papst Franziskus ist ein Beispiel dafuer).

So freut sich der Christ, dass Gott neu (nicht immer nur als der bekannte Alte) ankommt - aber WIE ??? - und feiert seine Grund-Entdeckung mit Freude. Und in diesem Prozess wird Weihnachten zur grossen Ueberraschung.

Montag, 24. November 2014

Das KIRCHEN - Jahr

Die Abstinenz von meinem Vic-Blog is begruendet durch meine Teilnahme an der Abdankung von unserem juengsten Bruder KARL in Lausen BL (10.-17.11.2014)

Die Laufbahn der Erde um die Sonne bringt uns das Jahr und die Jahreszeiten. Die
Religionen nutzen diese Bahn als ihren Lebenszyklus. Das Christentum feiert in diesem Zyklus das Leben Jesu (wie in einer Spirale !). Sein irdisches und heiliges Leben wird auf den uralten Natur-Jahres-Zyklus projektiert ! (Ein weiteres Beispiel wie grossartig die Menschliche Projektionsfaehigkeit wirkt) ! Gott / Jesus ist wie das strahlende Sonnen-Licht - die richtige Distanz bringt das Ueberleben.

2013/14 (vergangen) zeigte uns den Neuen Papst am Ruder...  fuer viele verheissungsvoll... (und es wurde wie selten deutlich, wie sehr heute die kath. Kirche "papstzentriert" wirkt / wir wuenschen uns nicht ein Papst-Solo sondern ein Papst-Orchester). Die Katholiken feierten das "Jahr der Familie" - waehrend die Bischoefs-Synode versuchte das Thema auszurollen...
Mich haben zwei Buecher auf dem Theolog. Feld weitergebracht: Als ich die Philo.
Seins-Zuschreibung an Gott beackerte kam: JL Marion "Gott ohne Sein" und als
ich die Evolution Gottes (gen.obj) vertiefte kam Keith Hill: "Die Gottes-Revolution".
Die Zelebration in den Gemeinden empfand ich als erfreulich und lehrreich. Ansonsten hat das KIRCHEN-jahr neben der Strukturfunktion eher wenig Aufregendes. Noch gehen bei mir K-Jahr und N-jahr eher hand in hand und kreuzen sich nur in wenigen Punkten wie. zB im Maerz: als unser Praesident einen Nationalen Gebetstag anordnete.

2014/15 (zukuenftig)  Die Kath. Kirche hat ein neues Jahresthema angekuendigt: "Jahr des konsekrierten Lebens". Sie will unsere Aufmerksamkeit lenken auf die "Ordensberufe" (Kongregationen, religioese Gesellschaften) also auf die "Religioesen" (auch eine irrefuehrende Bezeichnung) Am besten sagt man es schwerfaellig: auf jene, die geloben "arm - gehorsam- keusch zu leben". Jahr des
Ordenslebens (ist zu eng gefasst) oder der Ordensgemeinschaften. Gottseidank
ist das Thema bereits von der Krimi-Literatur gut behandelt. Im Oct 15 will die Bischofs-Synode fuer das Kath. Familien-Leben Entscheidungen faellen. Ansonsten
freue ich mich, mit den Gemeinden Sonntag zu feiern.

Dienstag, 4. November 2014

Keith Hill: "Die Gott-Revolution" 2014

Der Autor beschreibt, wie die Vorstellung von Gott sich in der modernen Welt radikal veraendert hat - und zwar durch Erschuetterungen der alten ererbten Gewissheiten und durch den geistigen Aufschwung zubeginn des 20. Jhh.

Dieser erste Teil des Buches (Der Tod Gottes p 09 - 111) war mir wie ein geschichtlicher Spaziergang durch das 19. Jhh; viel Bekanntes wurde angeboten und in den Zusammenhang der einen Frage gestellt: Wie geht's Gott ? Die Neu-
entdeckung, zu unterscheiden zwischen der Gottes-Vorstellung und der Gottes-Wirklichkeit ist dem Leser ein ausserordentlicher Gewinn.

Die Proklamation von F. Nietzsche 1882: "Gott ist tot", stellt der Autor in den Kontext der Europa-Entwicklung seit 1582. Er zeigt die Erschuetterungen auf, die im 19. Jhh die Wirkllichkeits-Wahrnehmung vraenderte. Die Entdeckungen der Naturwissenschaften, der Glaube an die Vernunft, die Bibelkritik, der neue Deismus und die vergleichende Religionswissenschaft stuerzten das von Thomas von Aquin aufgestellte und von der Kirche gesegnete Weltbild um. Die Vollkommenheit der Natur konnte nicht mehr gehalten werden; wie das Erdbeben von Lissabon 1755 deutlich machte. Die Vernunft wollte mehr leisten als nur sehen und hoeren und bewundern; eben auch zweifeln und erforschen, auch gestalten wie in der Franzoesischen Revolution. Und die Offenbarung wurde als mythologisch durch-
schaut; der Mensch projektiert Gott.
Das europaeische gemeinsme Erbe vom Mittelalter her: dass da ein personaler hoechster Gott vom Jenseits her die Welt im Griff hat und gerne interveniert
(ens absolutum); dass die biblischen Mythen "die wirkliche Weltentwicklung" aufzeichneten - von der Schoepfung ueber den Suenden- Fall und die Volks- Fuehrung bis zur Erloesung in Jesus; dass eine Kirche in Staat und Gesellschaft fuer die rechte Ordnung sorgen muss - dieses Erbe kam in die Krise.  Wie ueberlebt der "alte Gott" in der "neuen Wirklichkeit" ? oder muss der Mensch gar einen neuen Gott erfinden - oder ist der Mythos, die Geschichte mit Gott fertig ?

Der zweite Teil des Buches (p 116 - 251) mit der Verheissung: "Die Auferstehung
Gottes" zeigt die vielen neuen interessanten Loesungs-Ansaetze im 20. Jhh.
Werden sie verstanden und sind sie tragfaehig ?