Donnerstag, 16. Juni 2016

Die laengste EHE-RUNDE der Welt ???

Es gibt den erfrischenden Brauch in der Kath. Kirche, dass einige Ehe-Leute sich zu einer EHE-RUNDE vereinbaren. Noch heute empfehlenswert - aber bitte nicht verwechseln mit Familien-Runden, wo sich ganze Familien treffen. Die Ehe-Paare treffen sich etwa 6 mal im Jahr rotierend je bei einem Ehe-Paar in der Wohnung.
Das Thema der Runde wird von allen irgendwie vorbereitet; eine Bibel-Lesung oder gar die Feier der Eucharistie am Familientisch eroeffnet die Runde;.dann folgt die gegenseitige Information (alles was interessiert, geschah, den einen bewegt hat etc...) dann gibt ein Paar die Einleitung ins Thema, es erfolgt das freie Gespraech zum Thema und zum Abschluss ein koestliches Mahl.

Wo nun gibt es diese laengst-existierende Ehe-Runde ??? Ich meine in Birmensdorf in Zuerich... Ihm Jahr 1966 vereinbarten 5 Ehe-Paare sich zu einer Ehe-Runde - begleitet von einem Kath. Priester. Im Herbst 1969 (damals Vikar in der Pfarrei Felix + Regula in ZH)
traf ich zur Gruppe, nahm bis 1988, als ich nach Namibia auswanderte (fast) an jeder Runde teil und seither besuche ich diese "unsere Ehe-Runde" bei jedem CH-Besuch.
Am 17.05.2016 war es wieder soweit; wir traffen uns zum 50. Jahr-Jubi der Ehe-Runde.
In der Eucharistie-Feier sprachen wir ueber "die humane Verkoerperung des Geistes Gottes in Jesus... und wie wir in dieser Beziehung ihm nachfolgen koennen...  und wie sehr wir diese Verkoerperung brauchen - als Erloesung. Dann schauten wir auf 50 Jahre zurueck. Wir sehen diese Ehe-Runde als eine Frucht des 2.Vatik. Konzils (1962-65).
Die offizielle Kirche hat eine Re-Formation angesagt. Damit sollten auch wir das eigene Kath.Christsein hinter fragen, erneuern und einander bestaerken. Auch zur Weitergabe des Glaubens an die eigenen Kinder in den Familien war diese Glaubens-Auseinandersetzung wichtig. Die Ehe-Runde hat erkannt: wie im offenen Gespraech "der christliche Boden" der tradierten Religion entzogen wurde, weg vom Kinder-Glauben, mutig in die Verunsicherung und hineinwachsen zu einem selbstbewussten entschieden befreienden Christsein. Diese Glaubens-Entwicklung gab auch den Mut in die eigene Pfarrei hineinzuwirken, gar darueber hinaus und Verantwortung in der Oeffentlichkeit zu uebernehmen. Es war nicht so leicht, immer wieder "Neues" zu verarbeiten und zu integrieren. Wir haben eher wenig direkt ueber Kinder-Erziehung gesprochen, wir haben auch keine Ehe-Therapie simuliert - vielmehr wollten wir uns selber der Kirche gesund und wirkfaehig erhalten - und die Fruechte lassen sich sehen.

Von den 7 beteiligenden Ehe-Paaren sind heute noch 4 Paare anwesend und wir alle sind dankbar fuer diese im Glauben staerkende Erfahrung. Wir haben auch herausgefunden welche "Regeln" Ehe-Runden am Leben erhalten und wie sehr wir durch sie einander
"Brot + Wein" wurden. 


Mittwoch, 8. Juni 2016

Heute saekular lesen...

Mitten im evolutiven Weltprozess stehend informiert mich der Tagi woechentlich ueber sein Weltbild: heute in der Fernausgabe 49/21 vom 24.05.2016. 

& Auf der Oberflaeche:
+ "Du bist dumm" (Harte Vorwuerfe gegen Befrager im Asylverfahren)  /  Gefaehrlich fuer
    echte Fluechtlinge  /  Eritreer unter Vedacht
+ Der Fall Trumpusconi (Donald Trump, ein Berlusconi fuer die USA)
+ Der Bundesrat legt sich erneut mit den Bauern an /  Parmelin verletzt Verfahrenspflicht  /

   Bern's 13 taegige Schlussoffensive in Bruessel / Mehr Unterstuetzung fuer die Bilateralen
+ Die Absimmungsvorlagen vom 5. Juni auf einen Blick  /
   Was die Kunden an SBB, POST
und Swisscom nervt  /
   Chefbeamter irritiert Initiativkomitee von "Pro Service public" /
   Zuschlag fuer Pendler beim GA / 
Die naechste Attacke auf die Swissness-Vorlage    
   Design-Baby sind auch kuenftig verboten (Fortpflanzungs-Medizin)

   Die Fahndung soll ausgeweitet werden (Rupperswiler Mord).
+ SP: Gallade will ganz nach oben  /  Mit zwei Romands in die Zukunft
+ Handel: Teures Visum fuer die USA-Reise
    Saktionen gegen Nordkorea verschaerft  /  

    SNB-Protokolle unter Verschluss  /
    In der Schweiz gibt es 249'000 Erwerbslose /
 200 Millionen fuer Arbeitslose im Ausland 
    Wo weniger geworben wird, wird weniger
geraucht  / Prominenter Abgang bei Novartis 
+ Kultur: Der Denkfabrikant (Thomas Hengartner / Kulturanthropologe)
   Gestorben fuer den Gotthardtunnel  / Tunnelfieber und Taucherkrankheit
   Sich selbst das Rueckgrat gebrochen (Chinas Kulturrevolution)
   Im Dialog gegen den Kulturpessimismus (Der Historiker Fritz Stern)
   Ein Happy-End fuer einen Hund (Patricia Highsmith)
   Menschenschmuggel: Drahtzieher sass in Zuerich
+ Sport: Ausgeliefert (FCZ / FC Sion) Roland Garros probt den Ernstfall (Fussball EM)
   Schurters letzter Trumpf (Der Biker) etc...

+ Wo bleibt Susi?
Das Tagi-Weltbild 49/21 scheint mir informativ und eindruecklich. Einige Artikel empfinde
ich als hervorragend geschrieben.


& Welt-Bild - FRAGE:
Wir sind - um unser Weltbild aufzubauen - auf Informationen angewiesen. In diesem
geschilderten TA-Weltbild 49/21 taucht die Kirche, das Christentum, die Religion explicit nicht auf. Es scheint als Faktor, als Mitspieler ausgeblendet. Es hat keine Stimme.
Wir befinden uns in einer saekulaen Welt, wo Gott, Religion, Kirche keine Stimme haben. Es macht den Anschein, dass hier "neutral-objekitv" berichtet wird; fast "so wie es eben ist"
Die Vielfalt relativiert etwas. Aber wir sind immer noch in der Gefahr all das, was in den Medien erscheint, als Fact zu nehmen und was nicht erscheint als "nicht existent" zu verlieren:  "aus den Augen aus dem Sinn".
Als saekularer Christ stimme ich dieser Art von Berichterstattung zu; der Informations-Gehalt im Tagi-Weltbild 49/21 ist grossartig und vielfaeltig, ausweitend und vertiefend;
aber er ist auch eine Herausforderung:

& Die neue Aufgabe des saekularen Christen:1. Ich nehme diese Informationen skeptisch dankbar entgegen.
2. Ich verwandle jeden Informations-Block in eine Erzaehlung:
    "Jemand schildert mir seine Sicht auf ein bestimmtes Ereigniss".
3. Ich versuche zu entdecken, wiesehr in dieser Erzaehlung der Geist Gottes verkoerpert
    wird, im geschilderten Ereignis selbst und im Akt der Schilderung.
4. Ich erspuere wo ich mich engagiert fuehle und wo ich gar aktiv werden moechte,
    eventuell sollte und wo moeglich auch kann.
5. Ich versuche die Erzaehlungen in mein bisheriges und in unser christliches Weltbild
    einzuordnen.

6. Ich hab' mir gemerkt: "Was Du lesen tust ist stets Dein eigener Text".
Wo bleibt Susi, die kluge Leserin von einst ?

Donnerstag, 2. Juni 2016

Was Du lesen tust ist stets Dein eigener Text.

In den May Ferien 2016 in der CH hab' ich 15 Buecher gekauft und 2 geschenkt bekommen
nun warten sie auf dem geduldigen Lesepult...  zuerst will ich die Zeitungen nachlesen und die Zeit-Schriften aufarbeiten und den Computer wieder zur Ordnung bringen...
In den Ferien in Altdorf/Uri hab' ich diesmal nur ein Buch fertig gelesen:
Emmanuel Carrere: "Das Reich Gottes" aus dem Franzoesischen uebersetzt von C. Hamm.
[Mathes + Seitz Verlag Berlin (2011)] Emmanuel  Carrere ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur in Paris und erhielt den Europaeischen Literaturpreis.


Ist dieses Buch ein geschichtlicher Roman oder eine verwickelte Biographie? Der Autor verwebt vier Faeden ineinander: a) Eigene Biographie-Fragmente  b) Politische Zeit-Er-
eignisse  c) Ein Biographie-Versuch betreffs den Apostel Paulus und den Evangelisten Lukas  d) die eigene Glaubens-Entwicklung. Die Sicht auf Paulus und Lukas aus der eigenen persoenlichen Glaubens-Erfahrung heraus (glaeubig + unglaeubig) wirkt wie eine Projektion auf das fruehe Christentum. Das Leben des Apostels in Beziehung zu den andern Aposteln (bes. Petrus, Johannes, Jakobus) und des Evangelisten in Beziehung zu den andern Evangelisten (bes. Markus) und zu den Aposteln wird spannend, ereignisreich,
konflikttraechtig. Fuer normale Bibel-Leser bekommen die biblischen Schriften Konturen und Hintergrund. Es ist hilfreich fuer den Leser, dass der Autor oft darauf aufmerksam macht, dass seine Erzaehlung nicht objektiv ist sondern geschichtliche Informationen subjektiv wertet. Er liest die Bibel als Herausforderung und erzaehlt wie er sie angeht. Dabei kommen sich Verstand und Glaube stark ins Gehege und das Ur-Christentum wird mit der heutigen Glaubenssituation konfrontiert. "Das Reich Gottes" spielt Umkehrung der Werte 
bis auf den heutigen Tag.
In einem lehrreichen Nachwort schildert die Uebersetzerin C. Hamm wie die Uebersetzung
zu einem fachlichen und persoenlichen Drama wird. Sie erhielt 2016 den Uebersetzerpreis der Leipziger Buchmesse und endet ihr Nachdenken mit dem Paukenschlag: dass jeder / jede stets das eigene Buch liest. 

Wer dieses "Reich Gottes" liest, dem wird aufgezeigt, dass "Geschichte" eine dynamische
Konstruktion ist und dass, wer "Geschichte" liest,
 sich einreiht in den Konstruktionsprozess.
Das heisst aber auch, dass der Leser sein eigenes Leben mit den Erzaehlungen verwebt,
die die Vergangenheit vergegenwaertigen.