Mittwoch, 28. November 2012

ADVENT 2012

Advent ist eine Uebung, die Teilnahme an der Fuelle des Lebens zu erweitern, zu vertiefen. Die Dramatik der Fuelle liegt in der Beziehung zwischen der Erwartung
und der Erfuellung. Oder spriesst die Erwartung aus der Erfuellung? Erwartungen
koennen die Erfuellung ersticken.

Christlicher Advent ist die Spannung zwischen
"ich erwarte etwas - etwas kommt auf mich zu" / oder umgekehrt!
Ich stelle fest: dauernd kommt etwas auf mich zu...was aber sind meine Erwartungen ?  Welche Rolle spielen sie in meinem Leben ?

Ich stehe erwartungsvoll in der Ankunftshalle im Flughafen -
Ich frage die Anzeigetafel: Ist das Flugzeug schon gelandet ?
Der erwartete Gast erscheint am Ausgangstor - Der Beginn eines Dramas

Die Frau gebiert ein Kind -
welche Rolle wird es in unserem Welttheater spielen ?
Der Mann erwartet es.     Der Beginn eines Schauspiels.

Erwartungen werden im "fragen" stabilisiert; daher mein Vorschlag:
4 FRAGEN sollen uns durch diesen Advent begleiten...

Fragen erwarten Antworten - Fragen sind Anzeigen von Erwartung
Fragen oeffnen den Horizont von woher wir Antworten erwarten.
Fragen-stellen heisst Quellen-graben um Antworten sprudeln zu lassen.
Was ist das fuer ein Mensch, der keine Fragen mehr hat ?
"fragen" setzt voraus, dass wir nicht alles schon wissen; beweist den Mut,
weiter zu komme; gehen an mich, an meine Freunde und an die sog. Andern:

Frage A) Welchen Gott erwarte ich ?
Frage B) Auf welche Stimme hoere ich ?
Frage C) Welches ist meine Erwartungs-Strategie ?
Frage D) Wie wird Gott heute geboren ?




Donnerstag, 22. November 2012

34. Sonntag B (25.11.12) Kirchjahr-Abschluss

Es geht etwas hoch zu und her an diesem letzten Sonntag im Kirchenjahr.
Gott selbst erklaert sich als das Alpha + Omega (Ein + Alles / Anfang + Ende).
Daniel sieht "Ewige Herrschaft" (Dan 7.13-14)
und JvN wird vielseitig zum Koenig proklamiert (Joh 18.33-37).
So wird denn auch noch 2012 das Christ-Koenigs-Fest gefeiert...
einige sind dabei etwas "hilflos" geworden... "King" was ist das ???
[Wie und warum die Menscheit auf die Idee kam, im Verlauf der Kultur-Entwicklung das Geheimnis Gott mit diesen Titeln zu dekorieren - das ergaebe einen spannenden Roman! und muesste an diesem Fest kritisch bedacht werden! ]
Natuerlich heisst es immer: Er sei ein Koenig anderer Art! Aber der Swaziland-Koenig und viele unserer Namibischen Stammeskoenige sind auch "anderer Art".
Anstatt "Ja, aber..." haette Jesus "Nein, aber..." sagen koennen ?
Haette diese Antwort der Ev Johannes verkraften koennen?

Wenn Christus der Koenig derer ist, die auf seine Stimme hoeren -
dann schrumpft sein Koenigreich momentan stark -
trotz kostspieligen Evangelisierungs-Versuchen.
Wenn er das Energie-Geheimnis derer ist, die zur Teilnahme an der Lebensfuelle verhelfen, dann ist Er im Kommen.

Das Kirchenjahr ist eine Drehung in der Altersspirale. Eine Abwaerts- oder Aufwaerts-Drehung? Am Geburtstag feiern wir: ein weiteres Jahr; ein Jahr
aelter und weiser. Am Kirchjahr-End feiern wir: ein Jahr "christlicher"...
Heute muesste in jeder Christen-Gemeinde ein Activity-Report verlesen werden -
um der Welt aufzuzeigen, worin 2011/12 christlicher Reifeprozess besteht.
Vielleicht waeren dann einige "Wunder Jesu" darunter;
eindrueckliche "Zeichen der Zeit" - dargeboten durch christl. Gemeinden.

Das ganze "Koenigs-Gerede" wurde wahrscheinlich bis 1952 noch irgendwie verstanden. 1963 wurde das Verschwinden der Tiara begruesst. 2012 wird -
weltweit - der English-sprachigen-Liturgie eine neue "koenigliche Uebersetzung"
der lateinischen Form aufdiktiert. Es ist nicht zum "verstehen" ....

Donnerstag, 15. November 2012

33. Sonntag B (18.11.12) Mk 13.24-32 Jesu' Vision

Mk hat fuer uns ein fantastisches Jesus-Bild aufbewahrt,
eine Vision, die Jesus seinen Juengern in Worten vor Augen fuehrt:

Zuerst der Hintergrund:
Die ganz Welt ist in Stress geraten (cf. CNN, BBC, AJE, E-News etc...
Grosse Aufregung herrscht (Tsunami, Aids, Bienensterben, Finanztrubel...
Die Sonne wird dunkler, der Mond bleicher, die Sterne glitzern und die
kosmologischen Kraefte zittern -
             stets gegen Abend, jeden Tag;
             stets im Herbst, gegen den Winter zu, jedes Jahr;
             stets in Millionen von Jahren, wenn unser Planet wieder gefriert;
             und engueltig nochmals nach 5 Billionen Jahren,
                                   wenn unser Sonnensystem ausgeglueht ist.
Wenn also die Zeit vegeht: in den Abend, in den Winter, ins Ende -
alles dem Nichts entgegen! Da geschieht etwas Sonderbares:

Dann der Vordergrund:
Da sieht man nun etwas ganz anderes: "Der Mensch" ist am Kommen,
er kommt zum Vorschein, auf den wandernden Wolken schwebend, den stets unstetigen Formationen der Weltgeschichte; er ist im Kommen!
Und dieser "Menschen-Sohn" zeigt erloesende Macht und staunenswerten Glanz.
Er wird aktiv und erfuellt global seine Sendung, seine Mission.
Die Menscheit am Werk... Ist der "Menschen-Sohn" ein Erloeser?
Rettet der Mensch, der homo sapiens den Planeten Erde?

Und nun die Bild-Interpretation:
Dieses Visions-Bild ist Spiegel der evolutiven Gegenwart:
Und jetzt geschieht es (Das Reich Gottes ist zum Greifen nahe):
Jeden Abend da alles im Dunkel vergeht, nichts mehr vorhanden ist:
          alle Hoffnung aufgegeben,
          alles Licht ausgeloescht,
          aller Glaube verdunstet,
          alle Liebe erkaltet,
          alle Sinne verkrustet...
wenn der Menschen Werk sich verfehlt
wenn also Himmel + Erde vergehen, Hopfen + Malz verloren ist
eines einst kam + bleibt nun + vergeht nie mehr:
Das humane Wort Gottes als Angebot in allem.
Das ist es, was die Welt und die Menschen vernehmen muessen:
Dass das Wort Gottes ein stets gegenwaertiges Angebot ist:
erloesend, befreiend, ermoeglichend, wirksam - eben ein Evangelium!

Das Wort Gottes wird nicht ver-gehen, es verliert nichts von seiner
aktuellen Gegenwart, es ist bereits am Werk... es ist zuhanden in vielen Gedanken, Worten und Werken (und bei einigen nur noch im Traum).
Das Wort Gottes ist im Gespraech, dort wird es aktualisiert.
(Etwa in der Okt 2012 Bischofs-Synode: Neu Evangelisierung???)
Wer sich herum hoert merkt: Noch ist Gott im Gerede; es sei denn,
der Mensch ist verstummt oder stumm gemacht worden!

Und das Wichtigste, der Zielpunkt der MK-Geschichts-Vision:
Ob und wann dieses Angebot dich persoenlich wirksam trifft -
wer soll es wissen, wenn nicht das Geheimnis Gott allein -
und deine Mitmenschen werden es dir offenbaren.
... es kommt auf Dich an: Ich hab' Dich bei Deinem Namen gerufen.

Dienstag, 6. November 2012

32. Sonntag B (11.11.12) Mk 12.41-44

Die vorbildliche Witwe.
Es gibt ein Wort Jesu, das ich hier anwenden moechte: Seid vollkommen wie
der Vater im Himmel vollkommen ist. Mir will scheinen, diese Witwe ist in den
Augen Jesu vollkommen...
         alles was sie besass gab sie weg und zwar von Herzen...
Genau das wird auch vom Jahwe-Gott gesagt: in der Schoepfung, in der Erloesung,
in der Begnadung - alles gibt er aus... er entleert sich selbst...(Kenosis)
er entaeussert sich bis ans Kreuz...
So eine Haltung nennt man: pro-existenz!
Nicht "leben an sich" sondern "leben fuer"..

Die Menschen freuen sich an solchen "pro-existenzen", denn sie sind fuer die
Gesellschaft gold wert. Sie berechnen nicht und erwarten auch keine "Vergeltung". Engagierte Menschen, Menschen mit selbstlosem Einsatz...
Es ist gut, wenn die engagierte Person weiss: fuer wen und fuer was sie sich
engagiert...  

Auch die Kirche sollte gemaess dem Konzil Vaticanum II eine solche pro-existenz
leben; die Kirche ist nicht fuer sich selbst da! Sie ist "Instrument des Heils"
fuer die Welt. Wie weit sie das ist, kann man auch an der kirchlichen (dioezesanen)
Finanz-Politik ablesen. Dass man fuer die goettliche Gnade, fuer die Sakramente,
fuer die kirchlichen Dienste zahlen soll - fuer einige war und ist dies selbst- verstaendlich, andere unterscheiden, wieder andere meinen: alles sei gratis.
Die Gnade ist unbezahlbar; die Sakramente als Zeichen des Heils gratis,
als Service an den Menschen - freiwillig, als Verschoenerung der Biographie verrechnet.
In BRD heisst es nun: wer zahlt, der glaubt.
Oder sollte es heissen: wer glaubt, der zahlt.
Die Haltung Jesu gegenueber der religioesen Finanz-Politik des Tempels ist ja bekannt. Weniger bekannt ist stets die Finanz-Politik der kirchlichen Dioezesen...
Transparency ist gefragt...

Freitag, 2. November 2012

31. Sonntag B (04.11.12) Mk 12.28-34

Jesus hat das Examen bestanden.
Auf die Frage: "wie heisst das erste aller Gebote" antwortet Jesus
indem er die Heilige Schrift zitiert - Dt. 6.4-5 (-13)
und der Schriftgelehrte bestaetigt ihm:
                                              Jawohl, du hast richtig geantwortet!

Was uns an der Antwort auffallen mag:

1.) Das Gebot gilt fuer das Volk Gottes: "Hoere Jsrael"
Es ist zuerst ein Gebot fuer das ganze Volk - und erst insofern jemand zum Volk gehoert, gilt das Gebot auch irgendwie fuer die einzelne Person als Mitglied des
Volkes. Der Jahwe-Gott war urspruenglich ein "Volks-Gott" - spaeter wurde er "international" - heute wird er globalisiert..
Das Gebot gilt zuerst fuer die Community St. Anthony oder fuer das "Neue Volk Gottes" (Kirche) - und dann als Getauften auch fuer mich.
(Es ist irgendwie wie bei der UNO: die Schweiz oder Namibia ist Mitglied - nicht Ich -
und erst insofern ich Namibier bin, gehoere ich zur UNO und hab die UNO-Gebote zu befolgen).
Wie ein ganzes Volk zB das "Neue-Volk-Gottes / Kirche" hoeren kann auf einen zeitgemaessen Gott im 21. Jhh, das wird vielleicht die Synode "Neu-Evangelisierung" uns weis machen koennen. Im Ringen um das "hoeren" geht es nicht um weniger als um das Ueberleben. In Dt 4.1 gibt es die Verheissung: "hoert und ihr werdet leben"

2.) Das Gebot beinhaltet die Entscheidung: dass es nur einen Gott gibt.
Das scheint fuer uns heute selbstverstaendlich - ist es aber nicht!
Es gibt nur einen Gott besagt: Er allein ist Kern, Zentrum, Sinnziel all unserer Gedanken, Worte und Werken. Nicht das Geld, nicht die Gesundheit, nicht die Nation, nicht die Familie - nichts ist so zentral wie eben unser Volks-Gott. Er ist zentral und einzig zuerst wieder fuer uns - nicht zuerst fuer mich, also zuerst fuer die Gemeinschaft, fuer die Familie - dann auch fuer mich.
Diese Ideal-Vorstellung, dass es in Wirklichkeit nur einen einzigen Gott gibt ist metaphysisch - und wird von der irdischen Wirklichkeit nicht widerspiegelt.
Welchen Gott wir als Kirche heutzutage verehren, auf welchen Gott wir heute hoeren und wie einzig er allein schon unter Christen ist - darf man heute fragen.

3. Das Gebot verlangt eine ausserordentliche Anstrengung:
Wie soll ein Volk (Kirche) "mit ganzem Herzen", mit "all unserem Verstand", mit "all unserer Kraft" lieben - diese Herausforderung ist allein schon fuer eine individuelle Person recht tatkraeftig - geschweige denn fuer eine Weltkirche.
Gibt es denn heute in unserer Kirche eine Kommission, die genau das studiert:
wie man als weltweite Gemeinschaft (sog. Weltkirche / katholon) hoert mit allen Fasern unseres Seins? und zwar auf Gott und dann auf welchen Gott?
Etwa die Liturgie-kommission, die in der englisch-sprachigen Welt soeben
mit einer schrecklichen Uebersetzung das "hoeren" beleidigt.

Und noch etwas Eigenartiges!
Bei Mk macht Jesus gegenueber dem Dt 6.4-5, was er zitiert, einen Zusatz:
Jesus kennt eine zweite Gebots-Ebene: Liebe deinen Naechsten wie dich selbst.
Haben wir das schon realisiert, dass hier die Selbst-Liebe zur Norm erklaert wird?
So sehr du dich lieben kannst, diese Liebesfaehigkeit richte auf deine Mitmenschen.
Oder macht Mk hier einen vorsichtigen Hinweis auf die zu entdeckende Inkarnation:
dass auf der zweiten gebotenen Wirklichkeitsebene die erste erfuellt wird?
Vielleicht weiss Mk, dass der Mensch im Kreuzpunkt von Vertikale und Horizontale lebt.