Jesus hat das Examen bestanden.
Auf die Frage: "wie heisst das erste aller Gebote" antwortet Jesus
indem er die Heilige Schrift zitiert - Dt. 6.4-5 (-13)
und der Schriftgelehrte bestaetigt ihm:
Jawohl, du hast richtig geantwortet!
Was uns an der Antwort auffallen mag:
1.) Das Gebot gilt fuer das Volk Gottes: "Hoere Jsrael"
Es ist zuerst ein Gebot fuer das ganze Volk - und erst insofern jemand zum Volk gehoert, gilt das Gebot auch irgendwie fuer die einzelne Person als Mitglied des
Volkes. Der Jahwe-Gott war urspruenglich ein "Volks-Gott" - spaeter wurde er "international" - heute wird er globalisiert..
Das Gebot gilt zuerst fuer die Community St. Anthony oder fuer das "Neue Volk Gottes" (Kirche) - und dann als Getauften auch fuer mich.
(Es ist irgendwie wie bei der UNO: die Schweiz oder Namibia ist Mitglied - nicht Ich -
und erst insofern ich Namibier bin, gehoere ich zur UNO und hab die UNO-Gebote zu befolgen).
Wie ein ganzes Volk zB das "Neue-Volk-Gottes / Kirche" hoeren kann auf einen zeitgemaessen Gott im 21. Jhh, das wird vielleicht die Synode "Neu-Evangelisierung" uns weis machen koennen. Im Ringen um das "hoeren" geht es nicht um weniger als um das Ueberleben. In Dt 4.1 gibt es die Verheissung: "hoert und ihr werdet leben"
2.) Das Gebot beinhaltet die Entscheidung: dass es nur einen Gott gibt.
Das scheint fuer uns heute selbstverstaendlich - ist es aber nicht!
Es gibt nur einen Gott besagt: Er allein ist Kern, Zentrum, Sinnziel all unserer Gedanken, Worte und Werken. Nicht das Geld, nicht die Gesundheit, nicht die Nation, nicht die Familie - nichts ist so zentral wie eben unser Volks-Gott. Er ist zentral und einzig zuerst wieder fuer uns - nicht zuerst fuer mich, also zuerst fuer die Gemeinschaft, fuer die Familie - dann auch fuer mich.
Diese Ideal-Vorstellung, dass es in Wirklichkeit nur einen einzigen Gott gibt ist metaphysisch - und wird von der irdischen Wirklichkeit nicht widerspiegelt.
Welchen Gott wir als Kirche heutzutage verehren, auf welchen Gott wir heute hoeren und wie einzig er allein schon unter Christen ist - darf man heute fragen.
3. Das Gebot verlangt eine ausserordentliche Anstrengung:
Wie soll ein Volk (Kirche) "mit ganzem Herzen", mit "all unserem Verstand", mit "all unserer Kraft" lieben - diese Herausforderung ist allein schon fuer eine individuelle Person recht tatkraeftig - geschweige denn fuer eine Weltkirche.
Gibt es denn heute in unserer Kirche eine Kommission, die genau das studiert:
wie man als weltweite Gemeinschaft (sog. Weltkirche / katholon) hoert mit allen Fasern unseres Seins? und zwar auf Gott und dann auf welchen Gott?
Etwa die Liturgie-kommission, die in der englisch-sprachigen Welt soeben
mit einer schrecklichen Uebersetzung das "hoeren" beleidigt.
Und noch etwas Eigenartiges!
Bei Mk macht Jesus gegenueber dem Dt 6.4-5, was er zitiert, einen Zusatz:
Jesus kennt eine zweite Gebots-Ebene: Liebe deinen Naechsten wie dich selbst.
Haben wir das schon realisiert, dass hier die Selbst-Liebe zur Norm erklaert wird?
So sehr du dich lieben kannst, diese Liebesfaehigkeit richte auf deine Mitmenschen.
Oder macht Mk hier einen vorsichtigen Hinweis auf die zu entdeckende Inkarnation:
dass auf der zweiten gebotenen Wirklichkeitsebene die erste erfuellt wird?
Vielleicht weiss Mk, dass der Mensch im Kreuzpunkt von Vertikale und Horizontale lebt.
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