Samstag, 27. April 2013

Schoene Aussichten...   5. Oster-Sonntag      Joh 13.31-35

Die Jesus-Bewegung strebt eine Welt-Erneuerung an; sie ist eine Auf-
erweckungs-Bewegung ins Neue (die Vergangenheitswelt ist vorbei).
Es gibt keine Auferstehung in die alte vergangene Welt (wo Tod und Ver-
zweiflung herrschten). Siehe, ich mache alles neu...

In der ersten Lesung (Apg 14.21...) wird uns mitgeteilt: dass Paulus und
Barnabas in Antiochia den Juengern "ein neues Herz einpflanzen"; sie
fuehren die Auferweckungs-Bewegung an. Sie ermutigen im Glauben,
im Entscheid fuer die Erneuerung, auszuharren (es scheint, schon damals
brauchte es Mut und Ausdauer; die Erneuerung kommt ja nicht von einem
Tag auf den andern). Wer die Welt auf die Neue Gottesherrschaft ein-
spuren will, muss viele "Haertefaelle" gelassen durchstehen und durch-
arbeiten und erleiden (das hat schon Jesus erfahren).

In der zweiten Lesung (Apk 21.1-5) wird's radikal: der Seher sieht:
Einen Neuen Himmel + eine Neue Erde.
Und Gott heisst: Emmanuel (Der Gott, der mit den Menschen lebt)
                              Jahwe       (Ich bin der, der mit euch da ist)
Der Hoerer hoert: "Jetzt mache ich die ganze Schoepfung neu."
So radikal sich ganz auf Erneuerung einlassen, das ist ... jesuanisch.

Im Evangelium (Joh 13.31-35 / ca. 100 Jahre nach Jesus) wird angekuendigt:
Jetzt (in dieser totalen Erneuerung) geschieht die Ehrung Jesu und die Ehrung
Gottes in einem:

Was ist diese Gott (Himmel) und Mensch (Erde) ehrende Welt-Erneuerung ?  Wie geschieht sie ?

1.) Ihr Glaeubigen merkt euch grundsaetzlich: Joh laesst Jesus sagen:
     "Ich werde nicht mehr laenger mit euch sein!"
Das ist der Urknall der Auferweckungs-Bewegung Jesu. Das ist die radikalste
Saekularisierung...   Das kirchlich-liturgische "Der Herr sei mit euch" ist aus-
radiert, oder muss ganz anders verstanden werden:
     "Der Herr ist nicht da ! Was nun ? Er ist auferstanden !"
Dieses Verschwinden Jesu wird schon bei Mk 16.6 als "er ist nicht hier"
angedeutet und bei Lk in der Emmausgeschichte verdeutlicht.

2.) Fuer diese zukuenftige Leere, wo Jesus (und damit der Gott, mit dem er eins ist) nicht mehr mit uns ist, da gibt es eine neue situationsgemaesse Anordnung,
ein neues Ueberlebens-Gebot, ein Aufruf zu einer neuen Lebenspraxis:
                                                          "LIEBET EINANDER"  (nach Jesu Vorbild)
Jesus + sein Gott sind konkret nicht da, man kann sie nicht umarmen, man kann
ihnen nicht helfen, man kann ihnen nichts anvertrauen - sie sind schlicht und einfach nicht da!  Diese moderne Leere - Religion verdunstet - ist die Voraus-
setzung fur das ganz Neue: fuer das Ueberlebensgebot der Zukunft, fuer das
saekulare Christentum, fuer die Neue Erde, den Neuen Himmel: fuer das "liebet einander". Diese Jesus- und Gott-Leere ist der offene Zeitraum (der welt-
liche Mutterschoss) in dem das "liebet einander" hoechste Bedeutung und be-
freiende Wirkung erlangt.

3. In der modernen saekularen Jesus- und Gott-Leere wird das "liebet einander"
dann auch zum Kennzeichen der Juenger Jesu. Weder die Liebe zum wahren
Gott noch die Liebe zum wirklichen Jesus (geschweige denn das Ehren von ein-
gebildeten goettern und selbsternannten eloesungs-propheten) kennzeichnen
die Juenger Jesu und sie bringen keinen Neuen Himmel und keine Neue Erde.
Die Leere, die durch das Wegsterben Jesu verursacht wird, kann auch nicht kompensiert werden durch mentales Gedenken; im Gedenken erreicht der Fromme nicht den wirklichen Jesus sondern den, den er sich ein-bildet (im positiven Sinne).
Was uns bleibt in dieser modernen zukuenftigen Gott-Leere, so laesst Joh Jesus
verkuenden: ist die Freiheit des "liebet einander"; und genau das ist das
saekulare Christentum der Zukunft; ist das Erbe Jesu, ist das Zulassen der Gottes-Herrschaft.  Schon Bonhoeffer ahnte in seiner Warnung: Wir muessen leben lernen als ob Gott nicht da waere (etsi Deus non daretur), das Aufkommen
des saekularen Zeitalters. Gott gibt sich im... und ruft Jesus ins "liebet einander". Gott fordert uns ins Gelingen des "einander lieben", wo in einer Neuen Schoepfung Wissen und Reichtum ganz anders verteilt werden, wo die Menschenrechte realisiert werden, wo Agape, Eros und Sexualitaet neu gemischt werden und wo der Friede tatsaechlich gelebt wird. Wo nun das Neue wirklich spuerbar entstht, da ist leibliche Auferstehung, die wir als Kirche bekennen.

Es muss also in der Neuen Text-Uebersetzung der Messe nun heissen:
"Der Herr ist mit euch - insofern euch das 'liebet einander' gelingt!"
Und weil es noch nicht gelingt, singen wir: "Herr erbarme Dich."







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