Sonntag, 29. Dezember 2013

Eugen Biser: Glaubens-Erweckung

Der Fundamentaltheologe und Religionsphilosoph Eugen Biser ist am 06.01.1918 geboren und 1946 zum Priester geweiht worden. Er ist Spezialist fuer den Apostel Paulus, fuer Gertrud von le Fort und fuer Nietzsche. Er hatte den Guardini-Lehrstuhl in Muenchen inne und 2002 wurde die Eugen Biser Stiftung gegruendet (fuer Dialog aus christlichem Ursprung).
Eugen Biser ist ein religionsphilosophisches Phaenomen: Vom Apostel Paulus her naehert er sich der Person Jesus Christus. Und er deutet diesen Jesus Christus in der Weiterfuehrung von Kierkegaard, R. Guardini, K. Rahner, Tillich und in Aus-
einandersetzung mit Augustinus und  H.U. vonBalthasar.
Eugen Biser hat zur Jahrtausendwende das Buch "Glaubenserweckung" (Patmos-
Verlag 2000 / 304 Seiten) veroeffentlicht.
Bei meiner ersten Lesung (2008) war ich tief beeindruckt von diesem Werk. Es ist wirklich ein aufruf, eine Vision! Die Analyse der Situation des heutigen Christen-tums ist tiefblickend und mahnt, die begonnene Wende tatsaechlich zu wagen:
vom Gehorsams- zum Verstehensglauben; vom Bekenntnis- zumErfahrungsglauben;
vom Leistungs- zum Verantwortungsglauben; vom Gegenstands- zum Identitaets-
glauben.
Er begruendet und rechtfertigt seinen Aufruf "zur Mitte des Glaubens" vorzu- stossen recht tiefsinnig. Er zeigt auf, wie sehr das Christentum nicht eine aske-
tische sondern therapeutische, nicht eine moralische sondern eine mystische
Religion ist. Das Werk fasst die theologischen Forschungs-Resultate eines langen und erlebnisreichen Lebens zusammen - sehr dicht, gar draengend: Hervorragend seine Deutung der Auferstehung (basierend auf Paulus) und das was er die Entdeckung Jesu nennt: dass Gott nicht (wie bisher) ambivalent sondern eindeutig ist: liebend.
Erst bei meiner 2. Lesung (Dec 2013) hab' ich entdeckt: wie reich das Buch ist, wie vielfaeltig, manchmal auch wie schwierig. Nimmt mich wunder, fuer wen er das Buch geschrieben hat ? wer seinen Reichtum ausschoepfen kann ? wer so offen
sein kann, um seine Vision ins alltaegliche Leben zu integrieren. Auch haette ich mir vom Verlagslektor gewuenscht, dass dieser mir einige "Gedanken-Uebergaenge"
erleichtert haette. Das Buch ist eine Fundgrube theologischer Einblicke und macht Mut fuer die Zukunft. Sehr zu empfehlen !




Freitag, 27. Dezember 2013

Der letzte Sonntag im Jahr 2013

Den Sonntag nach Weihnachten widmet die RCChurch einem ihrer Sorgenkinder,
dem Ideal der Family; sie erklaert Mary + Joseph + Jesus zu einer Heiligen Family.
Dabei unterschlaegt sie die Realitaet von der Bruechigkeit der Beziehung Joseph and Maria, und die Geschwister Jesu sind auch ausgeblendet. Der Ev Lk zeichnet ein Fest-programm and der Ev Mt eine Fluchtgeschichte um hervorzuheben, dass
der JvN der Messias ist (der heilend erloesende Gottesknecht).

Das ist Incarnationstheologie: im Menschenskind, im Humanum das Sakrament der Gegenwart Gottes zu sehen.

Im Blick auf die Eucharistie-Feier sehen wir:
a) im Zu-Ruf "Der Herr sei mit euch" wird das Volk "Emmanuel" genannt.  EM / INC
b) im Kyrie-Ruf wird Gott zur barmherzigen Intervention angerufen.        TR  / INV
c) in den Orationen wird Gott gebeten zu handeln.                                  TR  / INV
d) in den Lesungen wird Gottes Wort gegenwaertig                                EM / INC
e) in der Predigt wird dieses Wort situiert                                              EM / INC
f)  in den Fuerbitten wird Gott geradezu bestuermt einzugreifen             TR  / INV
g) in der "Wandlung" aktiviert Gott zusammen mit uns
    einen Neuen Leib Christi (wenigstens als Brot)                 EM / INC  + TR  / INV
h) im "Vater-unser" ist Gott im Himmel                                                    TR  / INV
i)  in der "Kommunion" wird durch den Hl Geist
    die Gemeinschaft zum Leib Christi.                                   EM / INC  + TR  / INV
k) im "ite missa est" segnet Gott die Gesendeten
   fuer ihren Weltauftrag                                                                           TR  / INV

In der heutigen kath. Messfeier leben wir diese historische Auseinandersetzung;
das Konzil hat einen Kompromiss gebracht  EM (Emmanuel) + TR (Transzendenz).
Aber wer stehen bleibt, stirbt! Sind wir Christen faehig auf die religioese Trans-
zendenz zu verzichten (Gott als ferne objektive allesumfassende Seinseinheit)
und die Incarnation (Gott im Menschen) zu leben ?
Die Fragen der Incarnation werden uns im 2014 ziemlich beschaeftigen. Was wir an Weihnachten feiern, wuerden wir gerne besser verstehen um es eher zu leben.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachten 2013 INCARNATION

Der theologische Rahmen in dem Weihnachten noch heute einen gueltigen Platz hat ist die FRAGE nach der INCARNATION Gottes.
Viele Menschen erachten Gott als fern (absolut fern; total anders; transzendent-immanent; ueber den Sternen; kosmos-jenseitig; nicht nur unfassbar sondern gar unerreichbar).
Dengegenueber gibt es in den Religionen eine interessante weltweite historische auf und ab-Linie, die auf einen Incarnationstrend Gottes hinweist:
[im israelisch-christlichen Kulturraum als Ecksteine]
Fuer Moses wird Gott "Der da da ist fuer euch"  (Jahwe)
Fuer Isaias wird Gott einst "Immanuel" (Gott mit uns) werden.
Fuer Juenger Jesu wird Gott in JvN gegenwaertig gesehen.
Fuer Heutige wird Gott gegenwaertig in der Liebe der Menschen erfahren.

In diesem Incarnationsprozess schaut die Weihnachtsfeier auf ein natuerliches Ereignis (die Geburt eines juedischen Kindes) und deklariert es zu einem Meilen-
stein. Hier wird historisch erstmalig einem Menschen entschieden eine besondere einmalige bisher nicht erkannte reale Gegenwart Gottes zugestanden:
Dieses Menschenskind ist "IMMANUEL"

Damit hat sich die Auseinandersetzung zwischen Transzendenz-Theologie und Incarnations-Theologie verschaerft. Wie ist der unausdenkbare Gott in Zukunft zu denken?
absolutes Sein ?  [der jenseitige Jahwe Gott; der Schoepfer des Himmels und der Erde; der manchmal gnaedig vom Jenseits Eingreifende; interventionistisch)  //
ein Profet von Nazareth  ?  (einmalig; der einzige Sohn Gottes, der Gott kennt); //
ein liebendes Menschenpaar ?  (der Kosmos als Leib Gottes) //
ein engagiertes Team von heute im Einsatz der Vermenschlichung der Welt?
(Es liegt am Menschen seine Zukunft evolutionaer zu bestimmen; Gott als kosmische Energie).
Im Christentum wird eine Entscheidung, die dem II. Vatik. Konzil (1962 - 65) noch nicht anstand, "ueberfaellig".  Wie ist Gott heute incarniert ? Wer ist im 2014
EMMANUEL: wie erkennen wir ihn, wie ehren wir ihn, wie proklamieren wir ihn ?
cf. Krippe:            das Kind                  die Gaben              der Engelsgesang

Montag, 2. Dezember 2013

ADVENT Betrachtung Dec 2013

Der erste Advents-Sonntag spricht vom Tages-Anbruch - was wir lange erwartet
haben, die Sonne scheint aufzugehen, wir sehen schon die Strahlen: Alle Menschen
erwarten ein erfuelltes Leben, Glueck, Freude, Erfuellung, Heil - und nun scheint unsere Erwartung nahe, die Teilnahme an der Fuelle des Lebens wird moeglich...
was viele Profeten im Guten vorausgesagt...  es wird Wirklichkeit...

Der zweite Advents-Sonntag spricht vom Umbruch (Umkehr) - das Dunkel der Nacht bricht um in die Tages-Helle. Das Gegenteil von bisher wird in Zukunft real.
Im Licht wird die Wirklichkeit anders gesehen, erlebt, erfahren.Man muss sich daran gewoehnen all das was im Licht nun Gestalt wird zu sehen. Die Welt wird nun nicht mehr nur regional erkannt sondern global. Bald haben wir die Chance mit allen Menschen zu kommunizieren. Das Wissen ist ueberwaeltigend; die Technik imposant...   und die, die im Dunkel bleiben wollen mit ihren Machenschaften, sie
sind eine Schlangenbrut und wollen der bevorstehenden Vergeltung mit leeren Worten ausweichen. Es gibt Leute, die scheuen das Licht...

Der dritte Advents-Sonntag spricht daher die Frage an: der Mensch muss sich entscheiden, in welcher Richtung er im Licht weitergehen will; er sieht soviele Moeglichkeiten, Wege, Abenteuer... will der Mensch nun einen Neuen Himmel und eine Neue Erde...  oder soll alles besser beim Alten bleiben? Will er "Fuelle des Lebens" wirklich neu erkennen, neu sehen oder der alten dunklen fragmentarischen Vorstellung verhaftet bleiben ? Was heisst Erfuellung im Tageslicht gesehen und nicht im Dunkel der Umnachtung? Was heisst "Gluecks-Erfahrung" angesichts der
im Licht erkannten Weltwirklichkeit?

Der vierte Advents-Sonntag spricht von einer Ueberraschung: Wieder wird ein Mensch geboren, wie Tausende jeden Tag...   aber nun im Licht gesehen wagen es einige, den Menschen als "Gott mit uns" zu sehen. Hier hat der Inkarnationstrend
einen ersten Hoehepunkt erreicht: nicht nur Zeus ist im Roemischen Imperator inkarniert gesehen sondern der Jahwe Gott im Profeten Jesus von Nazareth.
Im angemessenen Tageslicht wird der Mensch anders gesehen als im Dunkel der
Chaosmaechte. Ein eigenartiges Licht, das da aufscheint...