Als ein "secular priest" der Dioezese Chur in CH, arbeitend seit 1988 in Namibia
als "Fidei-Donum-Priester" gehoere ich nicht zu den "Religioesen" ( den alten und neuen Orden). Ich hab' kein Anrecht auf denTitel "Gott-geweihtes Leben" - denn ich hab' keine Geluebde abgelegt. Aber ich darf jene bestaunen...
Shikongo war gerade 12 Jahre alt geworden, als er eines Sonntags einen begeist-
ernden Prediger ueber das "Gott-geweihte Leben" schwaermen hoerte. Es wurde ihm klar, dem Heiligen Allmaechtigen geweiht, das ist schon was! Ihm zu gehorchen ist auch klug: Er weiss ja alles, - und nebenbei - man muss keine eigenen Entschei-
dungen mehr faellen. Und die Armut - es wird einem alles Noetige gegeben, und man muss keine Lohnarbeit verrichten - nicht schlecht. Und was die Keuscheit betrifft: Abstand von Maedchen heisst auch, sie koennen dich nicht ausbeuten. Die Frage ist nur: wie setzt man so ein hehres Ziel in die Praxis um ?
Inzwischen hat Shikongo sein Abitur ordentlich bestanden und er vernahm 2015 soll ein Jahr des "Gott-geweihten Lebens" sein. Darum war er am Epiphany-Fest mit Herz und Kopf dabei: Sterngucker finden den Weg; Weihrauch ist wie Gehorsam, Gold-weg-geben wie Armut; Keuschheit wie Myrrhe. Sein Entschluss stand fest: Er wird in den "Orden vom Heiligen Abendstern" eintreten. Weihrauch stieg auf, ein goldenes Kreuz wurde ihm umgehaengt, ein weisses Gewand uebergestuelpt. Nach den drei feierlichen Geluebden bestand im Orden sein Ziel darin, den Abendstern jeden Tag so frueh wie moeglich zu sehen, seine Botschaft dann zu entschluesseln und schlussendlich zu verbreiten. Als er vernahm in Durban komme der Abendstern frueher auf als in Namibia, beam er die Erlaubnis als Abendstern Missionar nach Durban zu wandern. Spaeter kam er so nach Moskau, ja sogar nach 10''000km Bahnfahrt nach Wladiwastok. Geaergert hat er sich stets am Mond, der oft dem Stern das Leuchten stahl.; an der liturgischen Vernachlaessigung von Weihrauch, an den goldigen Kirchenkuppeln von Moskau und an der eisigen Kaelte am Ende der Welt. Dort verstarb er auch eines natuerlichen Todes, ausgezehrt von der weiten Pilgerreise. Als er vor das Himmelstor kam, fand er dieses verlassen und ver-schlossen. Durch ein vergittertes Fenster sah er drinnen ein altes Weihrauchfass ohne Kohle, eine Krone ohne Gold, ein Myrrhe-stengel ohne Blaetter. An einem Anschlag las er: Wir haben uns neu orientiert, sind umgezogen und folgen nun dem Morgenstern. In seiner Verrwirrung begann er das Schubert-Lied zu singen: "Wohin soll ich mich wenden..."
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