Dienstag, 8. Dezember 2015

Adventliche SPRACHE - falsch buchstabiert...

Am 8. Dezember feiert die Kath. Kirche das Fest: Maria - unbefleckt - empfangen.
* Das ERSTE: Es wird als FAKTUM dargestellt, dass Maria empfangen hat: Gnade + Leben + Kreuzweg + Auferstehung + Lebensfuelle. Alles, was Gott zu geben hat, hat sie empfangen: Gott als kreativ-zeugende Gnade, Gott als Kind in ihrem Schoss und in ihren Haenden, Gott als Geist der Annahme, des Beitrags und der Vollendung.
* Das ZWEITE: Aufgrund der Empfaengnis, also weil sie tatsaechlich empfangen hat, geraet sie in Erwartung; sie wundert sich sogar "wie und was da noch rauskommt".
Erwartung: Ich warte auf das Ergebnis und wundere mich, wie es aussehen wird.
Erwartung ist das Dazwischen, zwischen Empfangen und Ergebnis, zwischen Anfang und Ende. Aber Erwartung ist noch mehr: Erwartung ist auch mein Beitrag zum Herauskommen;

das Wie und Was des Ergebnisses ist teilweise erwartungsbedingt. 
* Das DRITTE: Die Empfaengnis ist "unbefleckt", wenn das Empfangene wirklich total angenommen wird. Wenn ich dazu stehe, dass ich empfangen habe; die Empfaengnis gilt dann als Faktum und wird bewusst akzeptiert - genau so wird der Weg zum Ergebnis, mein Beitrag, und das Ergebnis selbst implizit schon angenommen.
Kompliziert: Wir feiern die ganzheitliche Akzeptanz des Gegebenseins der Gabe. 
Aber wer weiss das schon? Katholiken werden eindimensional flach.


Vor allem in der Kath. Kirche - so scheint es mir - haben wir uns auf eine ungesunde allesbeherrschende SPRACHE der Erwartung verlagert. Wir erwarten das ganze Kirchenjahr hindurch, dass der Herr Jesus kommt (maranatha) und seine herrliche Herrschaft unter uns nun deutlich spuerbar antritt. Weihnachten, dass er gekommen ist, wird nicht akzeptiert. Wir erwarten die Auferstehung und immer mehr die Fuelle des Lebens; dass Gott allen alles gegeben hat, wird nicht akzeptiert. Deshalb sind (fast) alle unsere Gebete "BITTEN", weil wir scheinbar viel erwarten, mit der Voraussetzung, "es ist noch nicht geben"! Wir erwarten, dass Gott deutlich mehr tut... Die Erwartung wird beruehmt: Regierungen rufen zu Gebets-BITT-Tagen (und die Kirche macht mit); der Papst betet / bittet mit Politikern; Trockenheit fuehrt zu Gebets-Stuermen fuer Regen etc... Der Heilige Geist wird bestuermt, er moege doch kommen; dass er ausgeschuettet wurde, wird nicht akzeptiert.  Das Rauschen der Bittgebete in unseren persoenlichen und kosmischen Not- und Normal-Situationen, privat und oeffentlich, wird weithin hoerbar; manchmal wie ein ohrenbetaeubendes Gekreisch manchmal wie ein stilles Seufzen. Es scheint, wir alle sind "in Erwartung"; stimmt aber nicht, weil wir das Empfangen-haben nicht akzeptieren; leider realisieren wir es nicht; der Kosmos seufzt in den Wehen, aber das ist doch nicht alles. 

Woher kommt diese exklusive Totalitaet der unendlich falschen Erwartungs-Haltung
in unserem kirchlichen und dann privaten Beten / Bitten ???
A) Von der Sehnsucht nach Erfuellung.  B) Vom Unglauben an die Empfaengnis.

C) Und daher zusammen: Vom Selbstverstaendnis als Bettler.

Wenn wir es genau nehmen und recht sehen, dann gilt: Mitten in der Sehnsucht nach Erfuellung gibt es momente wo die Sehnsucht durch Empfangen anfaenglich erfuellt wird. Immer und immer wieder, ganz natuerlich...  Es geschieht eine Erfuellung und der Mensch entdeckt: "Ich bin in Erwartung".  Die ERWARTUNG ist die FOLGE einer Sehnsuchts-Erfuellung. Erst eine Anfangs-Erfuellung bringt uns in gerechtfertigte, bescheidene, gute Erwartung. Ohne Anfangs-Erfuellung (Empfaengnis) wirkt die "Erwartung" inszeniert, falsch, ungedeckt, ungesund, hemmunglos, hoffnungslos; die Ueberschwemmung der frommen Erwartung basiert auf der Annahme, dass das Empfangen nicht stattgefunden hat. Wir meinen bis heute: (Maria und) wir alle haetten nicht richtig wirklich empfangen...  Nur wer das Faktum  "empfangen zu haben" realisiert, wird reagieren: verwerfend oder akzeptierend.
Wir verweigern uns als "begabt" zu verstehen und verfallen daher ins Betteln. 


* Katholisch heisst zuerst: Gott hat allen alles gegeben. Alle haben alles empfangen.
* Katholisch heisst dann: Akzeptiere die natuerliche und transnatuerliche Empfaengnis; bringe sie ins Bewusstsein und reagiere. Empfinde dich nun als "in Erwartung".
Leiste deinen Beitrag zum Ergebnis. Das ist deine Berufung und dein Selbstverstaendnis: dich als Beitrag-Leistenden zu sehen (wo und wie ist zweitrangig).  Auf dich kommt es an, wie die Gabe in der Welt in Erscheinung tritt. 
* Katholisch heisst dann auch: Empfinde deine Empfaengnis ganzheitlich. Oder: Alles ist empfangen - empfangen ist alles. Oder: wer nicht empfaengt hat nicht empfangen.
Es ist schade, dass wir das Fest "Maria Immaculata" nicht mehr verstehen (oder nur biologisch) und daher auch nicht mehr feiern koennen. 







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