Dass einer in unserem christlichen Kultur-Zeit-Raum liturgisch mit seiner Gemeinde OSTERN feiert (am 26./27.03.2016 in Namibia) ist an und fuer sich nicht schlimm.
Schlimmer ist die Tatsache, dass die meisten Christen d.h. wohl die Mehrheit, OSTERN nicht mehr kirchlich-litugisch feiern und dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen entwickeln koennen. Ostern im Kalender zu haben ist ziemlich wichtig, aber im eigenen Leben OSTERN zu glauben, das ist jenseits des Horizontes. Also weder feiern noch glauben. Am schlimmsten aber ist es, dass wir OSTERN nicht mehr in unser modernes Weltbild bedeutungsvoll integrieren koennen (weder die Kirchen noch die Theologen sind heute dazu faehig noch willens).
Ostern ist eine christliche Entscheidung: Man hat sich an Weihnachten gefreut, dass ein Erloeser geboren ist, dass das Wort Gottes Mensch wurde, dass JvN, der Emmanuel, heilte und den Sinn des Lebens darin sah "Brot + Wein fuer das Leben der Welt" zu werden. Das setzt voraus, dass er von Gott verlassen wurde (Mt 27.46 + Mk 15.34) - auf Gott ist kein Verlass. Dieser Entbindungs-Schrei im Dunkel des Todes-Martyriums: gewalttaetig ans Kreuz genagelt sein Leben aushauchen - bedeutet: die Lebenstat ist vollbracht (Joh 19.30) und kein Gott weit und breit. In dieses NICHTS wird der menschliche Geist entlassen, empfohlen ausgehaucht (Lk 23.46).
Wer dagegen den Heiligen Jahwe-Gott nicht verlassen will, wer an ihm haengt und glaubt, der findet einen Weg, den Lebensstil Jesu und seine Botschaft fuer Menschen-gueltig zu erklaeren (cf. Kirchengschichte). Obwohl dieser JvN eine neue Art von Mensch-sein zeigt, wo Himmel und Erde vereint, wo alle Menschen gerecht und frei leben koennen, wird nun schon 2000 Jahre dieser JvN - sein Lebensstil und seine Botschaft - in die alte Himmels- und Erde-Welt-Vorstellung und zugleich in die moderne Weltsituation eingepasst und als "Salz der Erde" angepriesen. In den heutigen rasanten kulturellen und technischen Umwaelzungen ist dieser Versuch zum Scheitern verurteilt. Die Einsicht waechst: Wer den wahren Gott retten will, muss den Menschen retten.
Der einstige Jahwe-Gott ist nicht nur tot (Nietzsche etc...) sondern ein fast unausrottbares
steinernes Denkmal geworden, das fasziniert (bes. in seiner Mystik) und den Blick gefangen nimmt. Eine neue Sicht wird verhindert, ein ausschweifend suchender Blick abgelehnt.
Der Horizont im Glauben gilt als genagelt fest, waehrend der Horizont der Welt tanzt.
Die Auferstehung Jesu feiern heisst: Gott verlassen, denn er ist irgendwie im Menschen gefunden worden; das Logos Gottes ist lebendiges Fleisch geworden, im Zwischenbereich des NICHTS angesiedelt, unter uns gezeltet; faszinierend und schrecklich - eben wie Menschen sind. Und sein Geist ins NICHTS ausgehaucht erwartet gestaltet zu werden.
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