Donnerstag, 26. Juli 2012

Eine geistliche Ernaehrungs-lehre.

Die Evv vom 17. bis 21. Sonntag B (Joh 6.1-69) geben mir Anlass ueber eine 
geistliche Ernaehrungs-Lehre nachzudenken. 
Dazu sind mir Feedbacks sehr erwuenscht....

Ausgangspunkt dieser Ueberlegungen ist die Annahme: dass der Mensch
naturverhaftet, geistbegabt und geistlich ist. Dass er auch geistlich ist und als
solches beansprucht wird, das muss heute (in einem naturalistisch-materialis-
tischen Zeitalter) besonders betont werden.
Menschen sind grundsaetzlich spirituell und die Spiritualitaet ist darauf ange-
wiesen, klug gemanagt zu werden. Zusammengefasst - genau und ganzheitlch
genommen - ist der Mensch also ein kosmisches Wesen, wo Natur und Geist
und Spiritualitaet zutiefst ineinander verwoben sind.

Um dieses evolutive Wesen (Menschheit) in eine gute Zukunft zu entwickeln 
wird die gesunde Nahrung und darum eine ganzheitliche Ernaehrungslehre immer
wichtiger. Darum auch duerfen die Nahrungsmittel nicht zu Geldspekulationen
missbraucht werden, darum ist die Wasser- und Energiepolitik so wichtig.
Darum aber ist auch, besonders fuer das geistige (intellektuelle) Wachstum die
Wissensverteilung hervorzuheben. Und auf die Oekonomie der Emotionen muss
ganz besonders geachtet werden. Humanes Leben wird nicht nur komplizierter
sondern auch anspruchsvoller; es sei denn wir wollen uns auf fruehere Natur-
zustaende zurueck entwickeln. Im Gegenteil: das in Millionen von Jahren
angewachsene Naturerbe in der Menschheit muss nun in jedem einzelnen 
der 7 Billionen Menschen taeglich sublimiert (nicht zerstoert), transformiert, 
transzendiert werden.  Ein grossartiges humanes Entwicklungsprojekt. 
Und wer gar an der Fuelle des Lebens intensiver teilnehmen will, muss mehr denn 
je auf die natuerliche, geistige und geistliche Ernaehrung achten. Um resistent, 
flexibel, beziehungsfaehig und heilig zu werden spielt die gesamte Ernaehrung 
eine wichtige Rolle.

Als Kirche (Religions-Agentur) sind wir besonders auf die geistliche, spirituelle
Nahrung und Ernaehrung spezialisiert. Wir fordern den Menschen ja stets heraus,
sich seiner geistlichen Wuerde bewusst zu werden, sich geistlich zu entwickeln
und geistlich auch hervorragend zu werden. Die vielen christlichen Spiritualitaeten
im Verlauf der Kirchen-geschichte, die Orden und geistlichen Gemeinschaften bis
heute legen dafuer ein gutes Zeugnis ab. In diesem Sinne sind die Heilig-
sprechungen seitens der Kirche vielsagend. Sie zeigen in einem recht breiten
Spektrum das Ringen um die geistliche Persoenlichkeit.
Und wir wissen: geistliche Nahrung/Ernaehrung ist dafuer mitentscheidend.

Fuer den christlichen Menschen kann alles, aber auch gar 
zur geistlichen Nahrung werden, d.h. umgesetzt, verarbeitet werden. 
Die christliche Religion sagt aber auch ganz klar: Die eigentliche geistliche 
Nahrung fuer die gesamte Menschheit ist das Geheimnis Gott. 
Erstklassige Nahrung! Sie wird und Christen zubereitet, konkretisiert in erster 
Linie in Jesus Christus kontingent angeboten (der darum auch "Brot fuer das 
Leben der Welt" genannt wird. Es muss aber in diesem Zusammenhang 
(besonders auch in den verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften) 
deutlich darauf hingewiesen werden: Im Hier + Jetzt unseres menschlich-
irdischen Lebensweges wird uns alle geistliche Nahrung durch unsere 
Mitmenschen vermittelt, "verabreicht". Symbolisch dargestellt in der 
Eucharistie, wo das "Heilige Brot" (der Leib Christi) in die Haende der 
Glaeubigen gegeben wird, damit sie eben konkret dieses Brot fuer die 
Mit-menschen werden. Es gibt keine direkte goettliche noch jesuanische 
Nahrung; sie ist immer mitmenschlich vermittelt. Sowohl das geistliche Nahrungs-
Angebot als auch die geistliche Nahrungs-Aufnahme geschehen sehr "menschlich"! 
Die "Subjektivitaet" des Bewusstseins und all seiner Aktivitaeten darf nicht ausser 
acht gelassen werden.
Also: sinnlich, emotional, intellektuell, kontingent, auswaehlerisch, interesse-geleitet
usw... so vielfaeltig erscheint das "geistliche Brot".


"Geistliche Ernaehrung" verheisst, auf dem Weg zur Teilnahme an der
Lebensfuelle Orientierung, Mut, Ratschlag, Kraft, Ausdauer, Klarheit, Faehigkeiten,
Strategien und viele, viele Erlebnisse erhalten. Die Aufnahme der zubereiteten,
vorbereiteten geistlichen Nahrung geschieht durch die aeusseren und inneren Sinne.
Ein Hauptmittel dafuer ist die offene Meditation, die besinnliche Aufmerksamkeit:
Die Natur bestaunen, kreatives Gestalten, die Mitmenschen be-achten, Beziehungen
pflegen, Gemeinschaft erleben, auf das Wort-Gottes hinhoeren und das Brot des
Lebens entschieden empfangen, das Geheimnis Gott meditieren und leben -
all das (und vieles mehr) ist Geistliche Nahrungs-Aufnahme.

Das Wesen des geistlichen Menschen ist es, den kosmischen Glanz Gottes 
in der konkreten Situation, im Hier + Jetzt, je auf seine Art fragmentarisch 
zu offenbaren.
Diese Offenbarung haengt entscheidend davon ab, wie der offenbarende Mensch
das Geheimnis Gott "sieht" und wie er, was er sieht, konkret umsetzen, gestalten,
in die konkrete Situation einbringen kann. Dafuer braucht er eine diesbezuegliche
Nahrung. Die Lebensenergie, so wichtig sie ist, sie allein genuegt nicht. Sie muss
eingesetzt, transformiert und fokussiert werden.  Das gelingt aber nur mit Hilfe einer
richtigen geeigneten Geistlichen Nahrung.

Es bleibt noch die uebergeordnete Frage: wie denn wird in den heutigen Menschen,
wenn die Nahrung doch bereit steht, der Sinn, das Gefuehl, das Bewusstsein und
der Wert der Spiritualitaet effektiv gefoerdert?





Montag, 23. Juli 2012

Zwischenbemerkung 220712

Zwbg ist ein so fein  "ausgebruetetes Gedanken-Ei", dass ich es zu servieren wage!  
Ein erstes Beispiel (aus der Predigt vom 22.07.12):

   ZUVERLAESSIGKEIT ist die hoechste Form von Froemmigkeit.
   Wort halten und wir treffen uns!      Das Versprechen ist unterwegs!

Donnerstag, 19. Juli 2012

16. Sonntag B (22.07.12) PASTORAL-KONZEPT

Wenn wir den heutigen Mk-text 6.30-34 untersuchen,
stossen wir auf eigenartige Fragen:

1.) Mk als Schriftsteller hat welche Situation vor Augen?
1 a) Oberflaechliches Lesen meint fast eine Reportage vorgelegt zu bekommen.
       Aber Mk war gewiss nicht dabei...  und es ist nicht sein Stil.
1b) Schreibt er ueber seine eigene Situation; einige Jahre nach Jesu' Tod
      (30 Jahre?) und stilisiert seine Situation zurueck in die "Jesus-Zeit"?
1c) Oder wagen wir es den Text als Beschreibung (Profezeiung) auch unserer
      Situation zu beginn des 3. Jht zu sehen?
      [Ist ein ueberzeitliches Pastoral-konzept im Text versteckt?]

2.) Was ist die Botschaft?
2 a) Nachdem der Auftrag ausgefuehrt wurde, kommt es zum Rapport:
       Erzaehlung, Austausch, Erfahrung, Erfolg, Misserfolg, Konsequenzen...
       [Damit ist eigentlich die "Aus-Zeit" erfolgreich gelebt worden!]
2 b) Eigenartigerweise gibt nun Jesus nachtraeglich die Anordnung:
       Auszeit ist angesagt! Warum nun? Ist etwas falsch gelaufen?
       Sind Ueberforderungen geortet worden? Ging es zu hektisch zu und her?
       Fehlt die Tiefen-wirkung? Fehlt die Gruppenkohaesion?
2 c) Die "Auszeit-Anordnung" wird zur Illusion; Nur im Boot sind sie unter sich;
       das angesagte "Seminar" wird torpediert - und zwar durch Jesus selbst!
2 d) Die "Menge" (crowd) und das Mitleid Jesu verhindern die Durchfuehrung.
       Menge und Mitleid erweisen sich als maechtiger denn die not-wendende
       Planung. Ist das eine ueberzeitliche Warnung - gerade auch fuer Heute?

3.) Konsequenzen (die ich mir wuensche):
3 a) Das Rapportwesen, Rechenschaft ablegen, sollte in der Pastoralarbeit  
       der Kirche dringend eingefuehrt werden! Es scheint, dass dieser Rapport,
       der geschwisterliche Erfahrungs-Austausch, die eigentliche kraefte-
       gebende Aus-Zeit ist (und ein Mehr an Aus wird zur Illusion!)
3 b) In jedem Fall ist von Zeit zu Zeit eine "Aus-Zeit" (rest for a while ?)
       angezeigt! zB um das Pastoralkonzept zu ueberpruefen
       (sowohl in der Pfarrei als auch in der Dioezese).
       [Gerne bezeichne ich das Vaticanum II als so eine kirchliche Aus-Zeit]
       Das rastlose Hin und Her: nicht einmal Zeit zum Essen (Eucharistie),
       ist ein falsches Konzept; ein Pfarrer, Vorsteher von 4 Gemeinden = Unsinn!
3 c) Huete Dich vor der Menge! Sie wird Dich okkupieren. Die Versuchung ist
       gross Mitleid zu haben - aber es wird nichts fruchten! - es sei denn, das
       "supervisorische Rapport-wesen" sei strukturell tief verankert!

So gelesen ist der Text zu einem Tueroeffner geworden;
er ermoeglicht wichtige Fragen! zB: "was ist pastorale Aus-Zeit"?




Dienstag, 10. Juli 2012

15. Sonntag B (15.07.12) UNREINE GEISTER

Mk 6.7 etc... "Jesus versammelt die Zwoelf, beginnt sie auszusenden zu zweit
und gab ihnen Macht ueber die unreinen Geister."
Mk in seiner Rueckschau sieht wie Jesus einen Apostel-Gipfel einberuft (summit)
und wie seine beispielhafte Authoritaet sie bemaechtigt unreine Geister auszu-treiben. Das heisst wohl: Die christlichen Missionare beanspruchen von Jesus her Deutungshoheit ueber die Verwirrungen der Menschen.
Diese sind manifest in ungereinigten Denkmustern, unverstaendlichem Sprechen, chaotischem Handeln. Es gibt Menschen, die sehen keinen Kosmos (Ordnung) sondern taumeln im Chaos; sie sind in chaotische Verhaeltnisse hinein verwirrt; sie sehen weder Ausgang noch Loesung. Die europaeische Finanzkrise, die afrikanische Kulturkrise sind deutliche globale Beispiele davon... das namibische Erziehungswesen ist ein nationales Beispiel... das APC-Otjiwarongo ein oertliches Beispiel ...  usw... viele Menschen  empfinden ihr Leben als "ein einziger Mess" (verpfuschtes Leben). Sogenannte unabhaengige Berater/innen mit etwas klarem Menschenverstand waeren sehr gefragt? Eben nicht! Denn diese beruehmten, hoch bezahlten "Consultants" muessen Interessen vertreten! Mittellose Berater wie Bruder Klaus, die ihr Interesse "nur" auf Gott zentrieren
(d.h. auf ein friedliches  erfuelltes Miteinander) sind selten, heute auch in der Kirche. Ein naturwissenschaftliches Studium koennte eine grosse Hilfe sein:
Die Ordnungen entdecken, die wirkliches Leben ermoeglichen.
Aber es braucht noch einiges mehr: Leben benoetigt Deutung!
Wir muessen lernen miteinander dem Ganzen und dem Detail Sinn zu geben.
Das waere katechetisch-religioese Erziehung in den Christlichen Gemeinden.
Die Evolution hat den Menschen als ein sinn-gebendes Wesen hervorgebracht.
Das ist seine Wuerde. Sinn fuehrt aus den Verwirrungen heraus.
Wenn nun das Geheimnis Gott als kosmos- und menschenfreundlich gesehen /
geglaubt werden koennte, dann koennten Glaeubige menschliches Leben als
Darstellung dieses Gottes-Geheimnisses deuten; Liebe waere dann der Sinn
des Lebens - die unreinen Geister waeren dann ausgetrieben.
Damit das Wirklichkeit wird, darum hat Mk den Apostel-Gipfel notiert, ueberliefert.
Es wird berichtet, die Apostel haetten es damals irgendwie begriffen  - mittellos und zu zweit - ob sie es auch heute noch begreifen?

Sonntag, 8. Juli 2012

FATIMA 08.07.12: zu windig + zu kalt...

Unsere Kath. Fatima-Gemeinde hat ihre Kirche am Rand von Orwetoveni /
Otjiwarongo - "unter dem Baum". Von gewoehnlich ca 80 - 100 Tn erschienen
heute 20 Tn: ein bissig kalter Wind hinderte uns am Gottesdienst: wir sangen, lasen das Evangelium, einige Worte als Predigt, das Glaubensbekenntnis,
einige Fuerbitten und das Vater-Unser und der Segen... einige Mitteilungen...
der Himmel stahlblau... die Blechwaende halten zuhause wenigstens notduerftig
den Wind ab... kaum aber die Kaelte.
Aus den Mitteilungen:
Einig wollen die Legio Mariae reaktivieren;
Einige laden zu einem Fokolare-treffen ein;
Der "Kirchenchor" sammelt fuer ein nationales Chortreffen.

Donnerstag, 5. Juli 2012

14. Sonntag B (08.07.12) VERWORFEN ?

Schon Johannes im Ev-Prolog kuendigt an: "Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen
nahmen ihn nicht auf" (Joh 1.11)
Diese Verheissung wird wieder realisiert in Ev Mk 6.1-6  In seiner Heimatstadt, bei
seinen Verwandten und in seinem eigenen Haus ist er nicht willkommen. Er kann
seinen Auftrag kaum erfuellen.
Wir wissen auch bei seinem eigenen Volk kam der Profet JvN nicht an; er wurde gar
verraten und gekreuzigt.

In einigen christlichen Kreisen ist heute die Frage ueblich: Wenn der Profet JvN heute in unsere Situation kaeme, was wuerde er sagen? Wie wuerde es ihm ergehen? Offiziell ist Jesus Christus in den Christlichen Kirchen zwar recht willkommen, auch in der Katholischen Kirche! Man meint ihn dort recht gut zu kennen; man hat ein offizielles Bild von ihm: der barmherzige Wundertaeter, Christus der Koenig, der Friedensfuerst etc... Aber ist dieses Bild von Jesus nicht gar etwas "hausgemacht" ? Ist ER fuer keine Uebrraschung mehr wert?

Ist dieser "hausgemachte Jesus" auch willkommen als "Brot fuer das Leben der Welt"?  Hat er in Wirtschaft, Kultur und Politik auch noch was zu sagen? Und
in der Kirche selbst? Wuerde er unser heutiges hierarchisches System segnen?
Was wuerden die Seinen sagen, wenn er heute fuer das Frauenpriestertum sich
einsetzen wuerde? Auch er bekaeme Schweigegebot - wuerde der Profet von
Nazareth heute gar exkommuniziert?

Ich bin recht vorsichtig geworden Jesus zu kennen. Wenn wir beten: Komm Herr Jesus komm! welchen Jesus meinen wir dann? Den hausgemachten, bekannten, vorgefertigten - den, den er zu sein hat - ein anderer Jesus ist fuer viele nicht denkbar. Ist es nicht vorgesehen, dass ER in jedem Menschenkind auf uns zu kommt - was ihr dem Geringsten getan, das habt ihr mir getan - ein solches Kommen ist wohl etwas gar ueberraschend.
Wird das neue ueberraschende Geheimnisvolle am Menschen unterbewertet?
Die Mutter Erde jedenfalls hat uns und wird uns wieder aufnehmen - warum nur wird der, der kam um uns in die "Fuelle des Lebens" einzufuehren - immer wieder verworfen?