Donnerstag, 19. Juli 2012

16. Sonntag B (22.07.12) PASTORAL-KONZEPT

Wenn wir den heutigen Mk-text 6.30-34 untersuchen,
stossen wir auf eigenartige Fragen:

1.) Mk als Schriftsteller hat welche Situation vor Augen?
1 a) Oberflaechliches Lesen meint fast eine Reportage vorgelegt zu bekommen.
       Aber Mk war gewiss nicht dabei...  und es ist nicht sein Stil.
1b) Schreibt er ueber seine eigene Situation; einige Jahre nach Jesu' Tod
      (30 Jahre?) und stilisiert seine Situation zurueck in die "Jesus-Zeit"?
1c) Oder wagen wir es den Text als Beschreibung (Profezeiung) auch unserer
      Situation zu beginn des 3. Jht zu sehen?
      [Ist ein ueberzeitliches Pastoral-konzept im Text versteckt?]

2.) Was ist die Botschaft?
2 a) Nachdem der Auftrag ausgefuehrt wurde, kommt es zum Rapport:
       Erzaehlung, Austausch, Erfahrung, Erfolg, Misserfolg, Konsequenzen...
       [Damit ist eigentlich die "Aus-Zeit" erfolgreich gelebt worden!]
2 b) Eigenartigerweise gibt nun Jesus nachtraeglich die Anordnung:
       Auszeit ist angesagt! Warum nun? Ist etwas falsch gelaufen?
       Sind Ueberforderungen geortet worden? Ging es zu hektisch zu und her?
       Fehlt die Tiefen-wirkung? Fehlt die Gruppenkohaesion?
2 c) Die "Auszeit-Anordnung" wird zur Illusion; Nur im Boot sind sie unter sich;
       das angesagte "Seminar" wird torpediert - und zwar durch Jesus selbst!
2 d) Die "Menge" (crowd) und das Mitleid Jesu verhindern die Durchfuehrung.
       Menge und Mitleid erweisen sich als maechtiger denn die not-wendende
       Planung. Ist das eine ueberzeitliche Warnung - gerade auch fuer Heute?

3.) Konsequenzen (die ich mir wuensche):
3 a) Das Rapportwesen, Rechenschaft ablegen, sollte in der Pastoralarbeit  
       der Kirche dringend eingefuehrt werden! Es scheint, dass dieser Rapport,
       der geschwisterliche Erfahrungs-Austausch, die eigentliche kraefte-
       gebende Aus-Zeit ist (und ein Mehr an Aus wird zur Illusion!)
3 b) In jedem Fall ist von Zeit zu Zeit eine "Aus-Zeit" (rest for a while ?)
       angezeigt! zB um das Pastoralkonzept zu ueberpruefen
       (sowohl in der Pfarrei als auch in der Dioezese).
       [Gerne bezeichne ich das Vaticanum II als so eine kirchliche Aus-Zeit]
       Das rastlose Hin und Her: nicht einmal Zeit zum Essen (Eucharistie),
       ist ein falsches Konzept; ein Pfarrer, Vorsteher von 4 Gemeinden = Unsinn!
3 c) Huete Dich vor der Menge! Sie wird Dich okkupieren. Die Versuchung ist
       gross Mitleid zu haben - aber es wird nichts fruchten! - es sei denn, das
       "supervisorische Rapport-wesen" sei strukturell tief verankert!

So gelesen ist der Text zu einem Tueroeffner geworden;
er ermoeglicht wichtige Fragen! zB: "was ist pastorale Aus-Zeit"?




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