Sonntag, 10. März 2013

Mein Dilemma (immer wieder)

Die Predigt am 4. Fastensonntag ueber den "verlorenen Sohn" war ein harter Brocken (gehalten in Maria Assunta Orwetoveni in Afrikaans 10.03.2013).

Jederman freut sich ueber diesen von Lk vorgestellten barmherzigen Gott, der mich als Suender bedingungslos willkommen heisst - so ein Gott ist fuer mich gut.
Es gibt mir ein gutes Gefuehl zu glauben "irgendwo" total akzeptiert zu sein.
Dieser Glaube ist gesund und lebenverheissend. Dieser Glaube wuerde die Gesellschaft sehr positiv veraendern. Wenn keiner mehr das Gefuehl haette
verstossen, verurteilt, abgelehnt zu sein - es waere ein evolutiver Durchbruch.

Wenn es aber um den Andern geht, den, der gegen mich gesuendigt hat, der mich
oder die Gesellschaft bestohlen hat, der auf meine Kosten (mich ausbeutend)
sein Leben geniesst, den Luegner und Ausschweifer, den Vergewaltiger und gar Moerder,  - dann wuenschen wir uns oft "den gerechten Gott", der diesen andern Suender straft, der ihn eventuell in die Hoelle verdammt. Gott soll das, was wir
unter Gerechtigkeit verstehen ausfuehren. Gemaess Lukas ist dieser Gott aber auch noch barmherzig. Er heisst auch den andern (juengeren Sohn) willkommen.
Das macht mir und vielen schwer zu schaffen.
Die christlichen Kirchen von heute sind meistens nicht auf der Hoehe des von Lk
vorgestellten Vater-Gott. Es heisst: Mir gegenueber akzeptiere ich den barmherzigen Gott, gegenueber den andern bevorzuge ich den gerechten Gott (Strafe muss sein).

Wenn es uns gelingt, dem Lk-Gott in den christlichen Kirchen zum Durchbruch zu verhelfen, dann ist viel erreicht. Das heisst gerade nicht, dass sich der seculare Staat an diesen Lk-Gott halten soll. Anderseits schadet es dem Staat auch nicht,
wenn er sich etwas in Richtung Barmherzigkeit  bewegt.

Theologisch gesehen ist Gott fuer alle Menschen ein und derselbe; eben der Lk-Vater-Gott, gerecht und barmherzig gegenueber gar allen (Monotheismus).Was bereits unsere Vorstellungskraft uebersteigt.Wir sind noch nicht soweit...

Das Dilemma: So gut das Lk-Gottesbild (der barmherzige Vater-Gott) den Menschen tut und ihn befreit...es steckt ganz stark im Rahmen des gar idealen Anthropomorphismus. Duerfen wir noch 2013, im Jahr des Glaubens, ein so
tief anthropomorphes Gottesbild verkuendigen? Genuegt die Begruendung: es
tut den Menschen gut (was aus meiner Erfahrung hier eindeutig stimmt) ? Auf welche Art tut es ihnen gut ? Es fuehrt die Christen in die Abhaengigkeit vom monotheistisch idealen Anthropomorphismus - er gibt ein Gefuehl der Akzeptanz;
dies aber nur in der Konzentration auf IHN. JvN weist in eine andere Richtung:
was ihr dem andern tut, habt ihr mir getan (Das Weltnetz der Mitmensch- lichkeit).
Um dieses Netz zu staerken brauchen wir den transkosmischen, transpersonalen
Gott. Die Einsicht, dass die Welt im Bild ein eigenes allheiliges Geheimnis ist
und darin der gesamte Kosmos Gnade strahlt - sie bringt uns der Teilnahme an
der Lebensfuelle naeher (wo auch Menschen einander zur Lebens-Erfuellung werden koennen). Wenn Gott erkannt wird als "die allgegenwaertige totale Explosion
der Lebensfuelle" - dann werden wir der Evolution und dem Evangelium etc... eher gerecht (cf. seculares Christentum).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen