Samstag, 24. August 2013

21. Sonntag C / 25.08.2013 / Bibel heute

Der letzte Sonntag im August ist dieses Jahr von der Bischofskonferenz zum
"Day of the Bible" erklaert. Die Bischoefe wollen die Glaeubigen ermuntern,
vermehrt die Bibel zu lesen.

Ich moechte folgende Ueberlegung vorlegen - zum mitdenken.
Die Bibel ist fuer mich eine Sammlung von Heiligen Erzaehlungen. "Erzaehlung" ist eine konstruktive Dichtung als Wirklichkeits-Beglaubigung. Heilig werden sie genannt, weil sie als vom Geist Gottes inspiriert gelten (und darum das fascino-
sum et tremendum Gottes zum Ausdruck bringen). Gott wird in der Bibel als
Wirklichkeit vorausgesetzt; wie Er wirkt und wie Er gesehen werden kann, wird
hier geschildert. Was Er will und was Er tut wird hier geoffenbart. Damit werden diese Erzaehlungen "Religion": sie verwalten den Menschen gegenueber das unaus-sprechliche Geheimnis Gott (und verschweigen, dass Gott als absolutes totales Geheimnis gar nicht spricht / der Mensch spricht fuer ihn, in seinem Namen).
Dass es nun in dieser Verwaltung viele Interessen und daher Konflikte gibt, ist sachgemaess. Diese Erzaehlungen (Mythen) werden fuer die meisten Menschen zu einem Beitrag zu ihrer Welt-Anschauung. Interessanterweise wird in der Bibel auch noch ein Beziehungs-Verhaeltnis zu diesem vorgestellten Gott angeraten.

Die erweiterte Vernunft konstruiert die Welt-Anschauung, aber sie greift auch immer mehr aus auf Welt-Aneignung. In diesem Prozess entstand innerhalb der Welt-Anschauung die epochale Unter-Scheidung zwischen Wirklichkeit und deren Vorstellung. Die menschliche Vorstellung von Welt und "wie die kosmische Wirklichkeit tatsaechlich ist", deckt sich nicht mehr. Diese Differenz hat es bis heute schwer, anerkannt zu werden. In dieser Differenz entstand die Natur-wissenschaft (Nwss) als sensorische Wirklichkeits-Beglaubigung.  Dazu werden "sensoren" entwickelt, die Messgeraete. Was nun gemessen werden kann, erhielt den Wirklichkeits-Status beglaubigt. Bei dieser Reduktion faellt alles "uner-mess- liche" ins Un-Wirkliche.

Diese neue reduktionistische Wirklichkeits-Erzaehlung (Nwss / Mythos) kann nicht mehr sehen, was noch die biblischen Mythen sahen. Einst ging die Sonne unter, die Geister tanzten, die Harfe gab Toene, die Menschen sangen und Gott waltete seines Amtes - in der heutigen Welt-Anschauung entwickelt sich aus dem Ur-Knall evolutiv die ersichtliche und ermessliche Wirklichkeit: alles was es gab und ins Vesier kan und alles was es gibt und erfasst weden kann. Es gibt heute fassbar die Wellen und Partikel, ihre Struktur, Laenge und Erfassbarkeit - und die dem Leben eigenen Modell-prozess, die Wirklichkeit konstruieren. 







Heute scheint mir die Situation so, dass die Menschen drei Welt-Anschauungen ausgesetzt sind: die humane Alltaeglichkeit (die Sonne geht unter / das Bier wird teurer), der nwss Mythos (die Erde umkreist die Sonne / die Economy) und der religioese Mythos (unser Jahwe-Gott ist der Creator der Sonne / der intervenierende Gott).
Um den kosmosbedingten Alltag zu bestehen gibt uns der nwss Mythos Instrumente in die Hand und der religioese Mythos (Bibel) macht uns darauf aufmerksam, dass wir im Mutterschoss Gottes heranreifen.









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