Donnerstag, 31. Oktober 2013

31. Sun C / Lk 19.1-10 / Zachaeus

Gibt uns Lk ein Beispiel von Jesu Bekehrungs-Strategie ? Eine Erfolgsgeschichte!
Will er aufmerksam machen auf: Worauf es gewiss ankommt in der neuen Jesus-Bewegung ? Heute moechte ich die Erzaehlung so verstehen:

Vor vielen vielen Jahren stiegen unsere Vorfahren von den Baeumen hinunter ins
Flachland (K.Wilber) und gerieten in die Bewusstseins-Entwicklung...  u.a. wurde Transzendenz entdeckt und Goettlichkeit verortet. Der jenseitige Jahwe-Gott kam zum Vorschein...  und Gottseidank die Neugier blieb erhalten... brannte auch in  Zachaeus, einem tuechtigen aber im engen System der Oekonomie Befangenen.
Neugierde allein genuegt nicht. Wer den JvN einigermassen kennen lernen will, muss einen Standort-Wechsel erklimmen... aus der engen starren oekonomischen Lebenssicht kann der Profet aus Nazareth in seiner Botschaft nicht erkannt werden. Und wer ihn aus einer hoeheren Sicht zu Gesicht bekommt,
erlebt ihn zuerst unabdingbar als Einladung. Jesus ist mehr an Zachaeus interessiert als dieser an Jesus.[Da Jesus in Jericho keine Zweitwohnung hatte blieb ihm nicht anderes uebrig als die gewuenschte Begegnung in das Zacharias Haus zu verlegen].
Eine solche Begegnung ist bis heute aeusserst umstritten. Die Kirche und der korrupte Reiche. Der Reiche sieht sich veranlasst, sich fuer die Gnade der Einladung zu rechtfertigen. Er wird von nun an die Kath. Soziallehre in die Tat um-
setzen. Und darum ist dem Haus Zachaeus Heil widerfahren weil von dort aus nun Gerechtigkeit ausgeht. Ein gesellschaftlicher Werteverlust ist durch diese Einladung kompensiert worden.
Eine arme Kirche muss auch aufgeweckte korrupte Reiche einladen - nicht um zu betteln - sondern um sie vom ihrem Wert und von ihrer Verantwortung als Teil der Gesellschaft zu ueberzeugen. Auch ihnen gilt die Frohbotschaft...

Sollte im heutigen Weltfinanzsystem die kirchliche Ueberzeugungsarbeit Fruechte
tragen...  "dazu braeuchte es noch viel mehr Heiliger Geist"!  Die angesagte Armut
ist eine Spur davon...  zuwenig Theologen studieren Oekonomie!
[Haushaltungslehre - was im Brief an Timotheus vom Bischof verlangt wird]


Freitag, 25. Oktober 2013

30. Sun C / Lk 18.9-14 / Ist das moeglich ?

Den heutigen Text empfinde ich als sehr unverstaendlich, als missbehaglich...
ist er fundamental ironisch zu lesen oder eher als simple Alltags-skizze ?
A) Der Adressat:
Es scheint, dass der Lk-Jesus eine klassische Einschaetzung verteilt:
1. An jene, die stolz sich preisen als tugendhaft (als richtig! als recht-glaeubig!)
und die daher alle andern meinen verachten zu muessen  (als un-tugendhaft, als un-richtig, als un-glaeubig). Wer sich einbildet: er allein und einzig sei richtig und daher sind alle andern eigentlich falsch; der wird einst als "unrealistisch" gelten.
2. An jene, die sich als "angewiesen auf..." , als "ausgeliefert an..."  empfinden,
und dies auch noch wissen und bekennen. Wer also sich und seine Sicht nicht als allein richtig preisen kann, da er weiss, wie sehr er in allem der Begabung durch Gott anheimgegeben ist, der wird einst "realistisch" Anerkennung finden.
B) Das Gleichniss:
Der fromme Pharisaeer - mitten im Heiligtum - preist sich als "einzig"!
(der wahre Mensch, der vollkommen-perfekte in seinen und Gottes' Augen).
Der suendige Tax-Collector - im Heiligtum augenniedergeschlagen - bekennt
sich als in allem "begrenzt", als behindert, als erloesungsbeduerftig.
C) Die Lehre / die Warnung:
Wer sich als begrenzt versteht, stimmt eher mit der Wirklichkeit ueberein.
Wer sich als "einzig-richtig" sieht, verkennt bestimmt die Realitaet.
[biblisch: wer sich erhoeht wird erniedrigt, wer sich erniedrigt wird erhoeht.]
Ist das moeglich ?   Dass sich in 2013 eine Person, eine Gruppe, ein System,
eine Weltanschauung, eine Religion noch als "einzig- und allein-richtig" verstehen
kann, - das scheint mir total unmoeglich. Keine Ahnung von begrenzter Wahr-
nehmung, von interessegeleitetem Urteil, von kontextueller Situationsbedingt-
heit, von der Interaktion zwischen Subjekt und Objekt - ist das noch moeglich ?
Keine Ahnung von der Differenz zwischen der Wirklichkeit und deren Erscheinung ?
in der Geschichte in den Medien und im heutigen menschlichen Geiste ?
Ist Lk 18.9-14 ein Spiegel fuer meine Selbst-Einschaetzung ? 






Dienstag, 22. Oktober 2013

FATIMA 15 Taufen + 1 (20.10.13)

"Fatima" ist eine kath. Gemeinde im Slum-Viertel von Orwetoveni in Otjiwarongo
und hat eine "gruene Kirche" (ein grosser Baum mit soeben den ersten Fruehlings-blaettern).  Statt 200 Tn wie gewoehnlich kamen nun ca. 500 Tn zu dieser eucharistischen Baby-Taufe. Ein Frauenchor staerkte uns im Singen,
es war echt viel Bewegung in der Feier, ich selber sprach English und einiges
in Oshiwambo.
"FATIMA" bedeutet in der kath. Uebersetzung: Maria, bekannt als Mutter des Profeten Jesu von Nazareth, will ihren Glauben an Gott durch alle Zeiten hindurch manifestieren. Sie will ihr "fiat voluntas tua" deutlich als vorbildlich
zu erkennen geben.
In dieser gruenen manifestierenden Atmosphaere wurden die Baby's eingeladen als eigenwillige Persoenlichkeiten (eigener Name) in Zukunft ihre eigene Art von Christ-sein (in der Perspektive Jesu) zu praesentieren.
Unmittelbar vor der Proklamation des Evangeliums wurde im "effeta-ritus"
allen und jedem Baby einzeln zugesagt:
+ oeffne deine Augen um die Schoenheit der Welt zu erkennen
                           und um die Gestalt der Kirche wahrzunehmen.
+ oeffne deine Ohren um der Musik der Welt zu lauschen
                           und um das Wort Gottes zu hoeren.
Eine Predigt hat sich eruebrigt, die Sprache der Riten sagt genug:
+ Leben in Gott ist - wie bei Jesus -
                                eine befreiende weltgestaltende Ausstrahlung.

Bei der Gabenbereitung brachten die Tauffamilien natuerliche Gaben fuer ein gute
Mahlzeit an den Altar...  aber nur 10% der Tn war bereit, das "Brot des Lebens"
zu empfangen.
Am Ende der Feier symbolisierte das weisse Kleid das spirituelle Immunsystem
gegenueber den Zerfallskraeften der Gesellschaft und die Taufkerze sprach deutlich wie sehr der Christ als Licht im windigen Dunkel wirken kann.
Nach der Feier gingen wir noch in den Staats-Spital um das 16. Baby (gestern eingeliefert) feierlich zu taufen.
Diese gruene Tauf-Feier war gewiss eidrucksvoll -
aber in unserer gegenwaertigen Duerre reichen ein paar Tropfen Wasser nicht fuers Ueberleben.

Samstag, 19. Oktober 2013

29 C / Seine persoenl. BESTIMMUNG durchhalten...

Lukas zeigt uns Jesus auf dem Weg nach Jerusalem... dem Weg zum sicheren Tod.
Auf diesem Weg braucht es AUSDAUER und TREUE zur persoenl. BERUFUNG, das will die kleine Geschichte uns versichern!
In Lk 18.1-8 beharrt die Wittwe auf ihrer Berufung, das Recht einzufordern...
und der ungerechte Richter  steht zu seiner Bestimmung dem Recht zur Geltung
zu verhelfen  (seine Motivation ist dabei sehr fragwuerdig!)

Es gibt in der Weltgeschichte seit langem da und dort eine von Menschen ausge-
handelte Gerechtigkeit: "einander leben lassen".  Dazu ist eine Balance der Gesetze noetig...   es sind die beruehmten "Staats-Verfassungen", sei es jene der
Schweiz, jene von Namibia... die das "einander leben lassen" regeln. In dieses gross-
artige weltweite Regelwerk wird Salz eingestreut: Jede Person muss / sollte / darf seine eigene persoenliche Bestimmung zum Wohl des Gesamten einbringen.

Es ist die persoenl. Bestimmung Jesu: Ins juedische "einander leben lassen" die Herrschaft Gottes einzubringen. Da aber die Herrschaft Gottes schon geregelt ist, sei es in der Natur oder im Gesetz...  wird Jesu Intervention als Stoerung empfunden. Was soll das...: "Gott mehr gehorchen als den Menschen", od: "einander lieben"  od: "Barmherzigkeit statt die Opferindustrie" .? ?   Jesus ist ein gefaehrlicher Stoerenfried...  wie soviele Profeten...          damit das von uns beherrschte und zu unseren gunsten wirkende Regelwerk nicht gestoert wird, ist es besser und sicherer den Stoerenfried zu eliminieren oder wenigstens verstummen zu lassen; diesen Jesus zum Tod zu verurteilen ist eine simple Sicher-
heitsmassnahme; es wird sich ein Weg finden lassen...

Jesus musste seine persoenl. Bestimmung in einem laengeren Prozess entdecken,
dann in der Praxis klaeren, Missverstaendnisse ausraeumen und gegen Widerstand
verteidigen...   und dabei gewaltlos und barmherzig und liebend agieren...
Wird ER das durchhalten ? ?  Zu seiner Bestimmung stehen ? ?  Das ist eine klare Frage, die uns alle angeht...  gegen alle Unsicherheiten und Widerwaertig- keiten  zu seiner eigenen Bestimmung zu stehen...In einem korrupten
System sich auf die persoenl. Gegen-Bestimmung berufen... das ist nicht so einfach...    es wird ihm wohl kaum jemand glauben !








 

Donnerstag, 10. Oktober 2013

28. Sonntag C - einer fuer alle: 10%

Heute am 13.10.13 zeigt sich Lk (17.11-19) als Realist. 50 bis 70 Jahre nach dem Wirken des Profeten JvN sieht er nur wenige orthodoxe Juden, sich zur Jesus-Bewegung zu bekennen. Fuer viele ist die Botschaft Jesu zwar eine Auf-
weckung, eine kritische Erneuerung, eine Heilung, gar eine erhoffte Rettung.
Heilung = aufrechtgehen statt liegenbleiben
                normal ungehindert wirken statt behindert auf die Seite geschoben
                natuerlich in Gemeinschaft leben statt isoliert verhindert.
Entgegen dem Mut zum heilenden Prediger und zu seiner unvollkommenen Bewegung "zurueckzukommen",[ von der Mutter-Kirche zur Tochter-Kirche umzuziehen], da spuerten die Menschen, das ist ein zu risiko-reicher Umzug.
Den Jahwe-Gott zu preisen das war normal; festzustellen, dass die Jesus Botschaft erneuert und heilt, das war eines... gewiss wirkte Jeus viel Gutes... aber der Bewegung beizutreten, ihm zu danken: d.h. zusammen mit den neuen Christen Abendmahl / Eucharistie zu feiern, dieser Entscheid gelang nur wenigen orthodoxen Glaeubigen, eher noch den Randstaendigen (Samaria / Galilaea).

Wir machen heute die selbe Erfahrung. Das Christentum hat sehr viel Gutes gewirkt (so die allgemeine Einschaetzung), aber es einzusehen und es  zuzuge-stehen (ev. in der Oeffentlichkeit) und in der heute gespaltenen Kirche  gemeinsam Dank zu sagen (Eucharistie ! ) das gelingt nur wenigen. Sind es 10 % ?
Wo liegt das schwerwiegende Problem? Im schlechten Resultat / Misserfolg ?
Die 90 % erneuert Geheilten, die sich als gerettet entdecken, sie verbleiben im angestammten Glaubens-Verstaendnis: Der Jahwe-Gott und in seinem Namen Jesus hat sie "aufrecht, ungehindert wirkend, in der Gemeinschaft beheimatet" gemacht.  Das ist eine erfrischende Erfahrung - aber es gibt nichts Neues !

Wer den Entscheid faellt in der Jesus-Bewegung mitzugehen - wer in der Eucharistiefeier ihm dankt, vernimmt die Botschaft: eigentlich ist es nicht Gott, nicht Jesus, sondern: "Dein Glaube hat Dich gerettet".
90 % der Christ-Glaeubigen meinen kurzsichtig: ein Aussenstehender, jener auferstandene Jesus, habe sie gerettet. Sie wissen noch nicht, dass ihr Leben eine "Glaubens-Angelegenheit" ist. Vielleicht sollten wir Christen, bes. jene,
die Eucharistie feiern, mehr Aufmerksamkeit dem "glauben" schenken.

Freitag, 4. Oktober 2013

27. Sonntag C "fan the gift of God into a flame"

Wenn ich probiere die drei heutigen Texte auf einen Nenner zu bringen, dann erscheint mir "glauben" als vorgegebenes Thema. Im juedisch-christlichen Welt-
verstaendnis war "glauben an Gott" selbstverstaendlich. Je staerker umsobesser.
Der Profet Habakkuk (1.2-3; 2.2-4), als er die sozial-politische Not-Situation und die Untaetigkeit Gottes dazu beklagt, schreibt in seiner Vision: der aufrechte Mensch wird ueberleben durch "glauben". [Das erinnert an M. Luthers: gerettet
durch den Glauben"]
In 2 Tim 1.6-8 ermahnt "uns" Paulus: das Geschenk des Glaubens zu beleben [das
Feuer unter der Asche wieder auflodern lassen / das erinnert an Abt Werlen].
Wie soll ich "fan into a flame" ins Deutsche uebersetzen? eine Flamme entfachen
oder (negativ) in die Flamme blasen (damit sie erlischt)? Im paulinischen Kontext
uebersetze ich: "glauben" in eine weltgestaltende Kraft steigern. Und es scheint,
dass Paulus meint, das liege an uns.
Bei Lk 17.5 dagegen erwarten die Apostel (und damit die Kirche) von Jesus:
dass er ihr "glauben" staerke. Jesus reagiert mit einem motivierenden Bild von unglaublicher Macht -  so als wolle er andeuten: ihr selbst muesst euch dazu anstrengen, euer "glauben" zu steigern.

"glauben" ist ein naetuerliches humanes Phaenomen: der Boden traegt,
Brot ernaehrt und Wein erfreut, der Kosmos ist fest geordnet und das Universum
bewegt (und frueher: und Gott lenkt). Ohne dieses "glauben" ist weder alltaegliches "leben" noch eine "Weltanschauung" moeglich.
Heute ist "glauben"  darueberhinaus ein religioeses Phaenomen indem einige Menschen so weit gehen, sich einem Geheimnis Gott anzuvertrauen.
Klar ist, dass "glauben" die staerkste und urspruenglichste Kraft ist, das Konzert der Macht zu dirigieren.

Hinweise dahin, wie "glauben" staerken, sind daher angebracht:
A) Natur / Kosmos-meditation ist angezeigt (mit der Vernunft die Natur durch-
dringen bis zum "staunen" und sich dann eine Weile ueber-geben).
B) Erfahrungen achten (sie auf ihre Bedingungen hin analysieren, dann sammeln,
und sie als gegeben eine Weile aushalten).
C) Wissen, dass alle Aussagen ueber Gott menschengemacht sind, daher eine
Weile darauf verzichten und ins totale Nichtwissen hineinvertrauen.