Freitag, 25. Oktober 2013

30. Sun C / Lk 18.9-14 / Ist das moeglich ?

Den heutigen Text empfinde ich als sehr unverstaendlich, als missbehaglich...
ist er fundamental ironisch zu lesen oder eher als simple Alltags-skizze ?
A) Der Adressat:
Es scheint, dass der Lk-Jesus eine klassische Einschaetzung verteilt:
1. An jene, die stolz sich preisen als tugendhaft (als richtig! als recht-glaeubig!)
und die daher alle andern meinen verachten zu muessen  (als un-tugendhaft, als un-richtig, als un-glaeubig). Wer sich einbildet: er allein und einzig sei richtig und daher sind alle andern eigentlich falsch; der wird einst als "unrealistisch" gelten.
2. An jene, die sich als "angewiesen auf..." , als "ausgeliefert an..."  empfinden,
und dies auch noch wissen und bekennen. Wer also sich und seine Sicht nicht als allein richtig preisen kann, da er weiss, wie sehr er in allem der Begabung durch Gott anheimgegeben ist, der wird einst "realistisch" Anerkennung finden.
B) Das Gleichniss:
Der fromme Pharisaeer - mitten im Heiligtum - preist sich als "einzig"!
(der wahre Mensch, der vollkommen-perfekte in seinen und Gottes' Augen).
Der suendige Tax-Collector - im Heiligtum augenniedergeschlagen - bekennt
sich als in allem "begrenzt", als behindert, als erloesungsbeduerftig.
C) Die Lehre / die Warnung:
Wer sich als begrenzt versteht, stimmt eher mit der Wirklichkeit ueberein.
Wer sich als "einzig-richtig" sieht, verkennt bestimmt die Realitaet.
[biblisch: wer sich erhoeht wird erniedrigt, wer sich erniedrigt wird erhoeht.]
Ist das moeglich ?   Dass sich in 2013 eine Person, eine Gruppe, ein System,
eine Weltanschauung, eine Religion noch als "einzig- und allein-richtig" verstehen
kann, - das scheint mir total unmoeglich. Keine Ahnung von begrenzter Wahr-
nehmung, von interessegeleitetem Urteil, von kontextueller Situationsbedingt-
heit, von der Interaktion zwischen Subjekt und Objekt - ist das noch moeglich ?
Keine Ahnung von der Differenz zwischen der Wirklichkeit und deren Erscheinung ?
in der Geschichte in den Medien und im heutigen menschlichen Geiste ?
Ist Lk 18.9-14 ein Spiegel fuer meine Selbst-Einschaetzung ? 






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