Dienstag, 26. Juni 2018

Die Ewigkeit weicht dem Augenblick (3)

Der Augenblick ist nicht fuer die Ewigkeit bestimmt,
wohl aber die Ewigkeit fuer den Augenblick - und das,
um ihn zu erfuellen, zu vertiefen und zu werten
als jenes Fragment, in dem Gott uns erfahrbar aufblitzt.



"Auch die Ewigkeit besteht aus Augenblicken"


Wenn dem so ist ...


Die Menschen (vor allem die sog. Glaeubigen) und die Pastoral waeren gefordert
und damit gefoerdert - und der Herrgott, der ja keine Zeit kennt - waere froh, wenn
die Menschen, die ER fuer einen "Augenblick" in die Welt sandte, den Augenblick mehr schaetzen wuerden und sich dessen heilsam annehmen koennten.

Das sog. "Ewige Leben" als "leben im Augenblick" kommt dann einem grossartigen Verstaendnis-Wechsel gleich, der dem zukuenftigen Menschenleben wahscheinlich entspricht. Im Augenblick ist die Vergangenheit gegenwaertig und die Zukunft ankommend (adventlich). Der Augenblick ist der Ort der Entscheidung, wo Vergangenheit und Zukunft sich treffen: da ist das Leben komprimiert offen, Freiheit fassbar; neue Wege erweisen sich als moeglich, alte als bewaehrt oder als "Sachgasse". Solche Augenblicke erhoehen das Menschenleben zu einem "Peak-Erlebnis".

Praktische Konsequenzen:
Anstatt vom "ewigen Leben im Himmel" sprechen wir nun von der "Lebensfuelle fuer alle", die im Kommen ist und in einigen Augenblicken erahnt werden kann.
Anstatt von der "ewigen Liebe" sprechen wir nun von den Augenblicken, wo wir von der Liebe ueberwaeltigt werden.
Anstatt "Vater im Himmel" sagen wir nun: "Gott aufblitzend in Augenblicken von glauben, hoffen und lieben".
Anstatt "bis in alle Ewigkeit" streben wir nun "in die Tiefen des Augenblicks".
Anstattt "ewige Geluebde abzulegen" entscheiden wir uns nun fuer Augenblicke,
wo teilen und mitarbeiten und vernetzen tatsaechlich geschehen.
Anstatt "in den Himmel" (ewiges Leben) sollte man nun in die Messe (leben im Augenblick) gehen wollen.
Anstatt "die Ewigkeit" als Verdienst erhoffen, koennte der Christ lernen, den Augenblick
als Geschenk zu schaetzen.
Anstatt "von Ewigkeit zu Ewigkeit" k
oennten wir nun beten: von Augenblick zu Augenblick.

Vordenker:
Andreas Gryphius:
"Mein sind die Tage nicht, die mir die zeit genommen.
Mein sind nicht die Jahre, die etwa moechten kommen.
Der Augenblick ist mein.
Und nehm ich den in acht, so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht".
Soeren Kierkegaard:
"Der Augenblick ist jenes zweideutige, worin Zeit und Ewigkeit einander beruehren".
JW v Goethe.
"Was glaenzt, ist fuer den Augenblick geboren; das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.
Arthur Schnitzler:
"Bereit sein ist viel, warten koennen ist mehr; doch erst den rechten Augenblick nutzen -
ist alles".
Friederich Schiller:
"Ein Augenblick, gelebt im Paradiese, wird nicht zu teuer mit dem Tod gebuesst".


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