Mittwoch, 29. Februar 2012

Vorbemerkungen zum Predigttext vom 2. Fasten-Sonntag B Mk 9.2-10 "Verklaerung" (04.03.2012)

Die Erzaehlung:
Drei Juenger Jesu erleben auf dem Berg Tabor, dass der Jahwe-Gott Jesus bestaetigt (confirmation: wie schon bei der Taufe am Jordan).
Ueberlegung:
Auch fuer uns Christen stellt sich in turbulenten Zeiten oft die Frage: Welchem Trend folgen wir, dem der Revolution oder dem des Wachsen-Lassens? Welchen Trend verstaerken wir: hartes diktatorisches Durchgreifen oder geduldige Rechts-
prozesse? Welchen Trend lehnen wir ab: Macht-Loesungen oder friedliche Konflikt- loesungs-strategien?
Jesus:
Er wird gesehen zwischen Elias und Moses: zwischen dem Eiferer (Donner + Feuer)
und dem Gesetzgeber (Ordnung + Recht).Es scheint, dass Jesus die beiden Profeten in die Balance bringt (beide in sich verkoerpert, vereinigt). Dies gefaellt dem Petrus (Kirche) und er wird darob auch noch vom Jahwe-Gott bestaetigt: auf ihn sollt ihr hoeren! Dieser Balance-Akt wird Jesus das Leben kosten - aber fuer ihn geht es nicht anders: Soll das Leben weitergehen (auch fuer die Menschen / die Kirchen), dann muss dieser Ausgleich der chaotischen und kosmischen Kraefte, der Eiferer und der Gesetzgeber gefunden werden. Beide sind nicht sakrosankt; aber sie sind verwoben im Suchprozess der Evolution.
Kirche: Es waere schoen beispielhaft (cf. Petrus-Wohlgefuehl), wenn diese Balance der beiden uralten Traditionen in den Kirchen gelebt wuerde; auch in der Frage nach der Interpretation des II. Vatik. Konzils; in der Haltung gegenueber den Menschen-
rechten;und in der globalen Finanzverwaltung etc...   etc...!
Mein Vorschlag: Auf Tabor ein Zelt, nicht drei!

Samstag, 25. Februar 2012

Vorbemerkungen zum Predigttext des 1. Fasten-Sonntag B Mk 1.12-15 (26.02.2012)

Zur Eroeffnung der Fastenzeit erhalten wir eine Programm-Ansage. Der Mk-Jesus wird dargestellt als einer, der eine Proklamation abgibt. Es handelt sich gleichsam um eine Klarstellung, fuer die es nun hoechste Zeit ist. Es geht nicht um etwas, das nun auch wieder "geglaubt" weden soll - sondern - Jesus legt eine Tatsache, eine Wirklichkeit offen: etwas, das jetzt geschieht: dass naemlich die "Herrschaft Gottes" im "hic et nunc" nahe ist. Wenn diese Tatsache mal feststeht, anerkannt ist, dann kann ueber die Konsequenzen geredet werden. Es muss aber klar werden, dass nicht irgendeine "Herrschaft Gottes" jenseits der Wueste oder hinter den Bergen oder in der Fantasie gemalt, nahe steht. Es ist ganz anders:  in der Person des JvN ist die "Herrschaft Gottes" nahe. Erst wenn einem das aufgeht, dass ja in der gegen-waertigen Peson Jesu die "Herrschaft Gottes" zum Greifen nahe ist, erst jetzt begreift man auch, dass eine Meta-Noia, ein Paradigma-Wechsel angesagt ist.
Man muss jetzt ganz anders denken und fuehlen. Alte Vorstellungen gar Ueberzeugungen, grossartige Fantasien sind aufzugeben.
In Jesus Christus ist die "Herrschaft Gottes" nahe. Darum ist auch ein neues Handeln eroeffnet; die bisherigen Taten fuehrten nicht zum Ziel. Das war ja schon immer die Suende: Taten, die versklaven statt befreien. Damit ist nun Schluss! Und es braucht nun eine Entscheidung - naemlich: jene Taten zu bewirken, die die "Herrschaft Gottes" kennzeichnen, verwirklichen.

Wenn nun Jesus Christus als das Sakrament der "Herrschaft Gottes" gesehen wird, dann oeffnet sich eine Tuer zu einem vorlaeufigen, christlichen, zeitgenoessischen Verstaendnis von "Herrschaft Gottes". Im Einfluss-Bereich Gottes, dort wo Gott das Sagen hat, da geht es nun um "die volle Teilnahme an der Fuelle des Lebens fuer alle".

Wenn Gott (in der bisherigen Geschichte) als Schoepfer und Vollender des Himmels und der Erde gesehen wird, wenn er nun auch Abba wird, wenn er nun end-gueltig sich offenbart, sich gibt, dann kann Gottes Gabe (das Leben) sich nur in der vollen Teilnahme an dessen Fuelle vewirklichen. Was immer Jesus, die Evangelisten, die Apostel, die Kirche, die Heiligen sich unter "Herrschaft Gottes" vorstellen,das mag ein grossartiges Mosaik ergeben. Aber daum geht es ja gar nicht. Die die Fuelle aktivierende konkrete Teilnahme am geschenkten Leben ist "Herrschaft Gottes" wie JvN sie beispielhaft parktizierte. Jesus gilt als prototypischer "Aktivist"! Das kosmische und menschliche Leben ist ein spirituelles Energiepotential, das zu aktivieren fuer alle auf die Fuelle des Lebens hin nun offen vor liegt (d.h. nahe ist, also moeglich geworden ist).

Sich fuer die "neue Gute-Botschaft" entscheiden heisst, sich auf den kosmisch-humanen Energiefluss einlassen und mit bestimmen,dass allen die Fuelle angeboten und moeglich wird. Das macht keiner allein. Darum ist Jesu erste Tat "Mitaktivisten" zu rekrutieren.

Freitag, 24. Februar 2012

Zwischen-Ruf 24.02.2012

Am Samstagnachmittag 18.02.12 wurde ich in ein Gespraech mit drei Maennern
aus der Anthony-Pfarrei verwickelt.Das Gespraechs-Resultat war fuer mich:
Es wird mir nicht gelingen, den Slogan "Der Kosmos erschafft sich selbst" in der
(vorbereiteten) Predigt als moderne Blasphemie deutlich zu machen. Ich hab' mich entschieden, die Predigt wie folgt abzuaendern.
Die "Blasphemie" Jesu soll uns aufmuntern, in unserem persoenlichen Bereich, aber auch in der Oeffentlichkeit darueber nachzudenken, welche "Gesetze" uns an einer guten Entwicklung hindern. zB. Ist das Gesetz "nur der Priester kann segnen" (wie viele annehmen) wohltuend, missverstanden oder gar schaedlich? Ist das "Gesetz":
man muss erst staatlich heiraten, erst dann darf man kirchlich heiraten, noch
zeitgemaess und wohltuend? (in Namibia heiraten viele dreimal: kulturell, staatlich,
kirchlich!) Ist das "Gesetz": man muss dreimal bezahlen: Kirchensteuer, Kollekte
und noch das Sakrament! wohltuend, geldgierig oder kluge Politik?
Jesus hat uns gezeigt: Gesetze sind nicht unbedingt von Gott; man muss sich der Gesetze annehmen; In diesem Sinne gehoert jeder Glaeubige zur "gesetzgebenden
Versammlung" (Parlament)!

Mittwoch, 15. Februar 2012

Predigtskizze zum 7. Sonntag B (19.02.2012) ..... .... Mk 2.1-12

Wie damals, so ist es auch heute nicht leicht Jesus Christus zu ereichen.
Billionen von Menschen und Tausende von christlichen Kirchen "umgeben / um-
mauern Jesus Christus (ver-koerpern ihn als Christen; cf. der Leib Christi), sie verzerren aber auch das Bild auf ihn. Wir muessen fuer das 3. Jht neue Wege finden, um den erloesenden J. v. N. wieder zu finden, um dem Auferstandenen wirklich zu begegnen. Die Oekumene ist immer noch eher ein "Flick-Gewand"; noch weniger einig sind sich die abrahamitischen Religionen ueber J. v. N. geschweige denn die andern Religionen der Welt. Wir benoetigen fuer das Christentum einen neuen Zugang zu Jesus, eine neue Spiritualitaet.

Im heutigen Ev wird dem Profeten J.v.N. Blasphemie vorgeworfen. Er sagt: Deine Suenden sind Dir vergeben. Das ist provokativ. Haette er gesagt: Gott vergibt Dir Deine Suenden wie auch wir vergeben ("Vater-unser"), dann waeren die Schrift- gelehrten nicht erschrocken. Die Blasphemie des mk-Jesus besteht darin, dass er sich aneignet, was in der Sicht der Gelehrten, allein dem Heiligen Jahwe-Gott zusteht.

Es scheint, dass wir heutzutage eine aehnliche Blasphemie erleben. Einige Naturwissenschaftler, Kosmologen (zB. L. Krauss, St. Hawking...) erklaeren:
Der Kosmos braucht keinen Creator, der Kosmos erschafft sich selbst. Wer bisher sagen konnte: Ich glaube an Gott, den Schoepfer des Himmels und der Erde, der fuehlt sich im Widerspruch; wer am Creator-Gott festhalten will, der bezichtigt
diese Nwss der Blasphemie.

In dieser modernen Auseinandersetzung moege man folgendes bedenken:

A) Es ist die Kosmologie, die mit Hilfe von nwss Methoden ein modernes Weltbild
    (Urknall etc...) entwirft, konstruiert.
1. Dieses kosmologische Welt-bild ist eine Hypothese; nicht streng nwss bewiesen.
2. Wer mit nwss Methoden ein Welt-bild konstruiert, der bekommt "Gott" in keiner
    Art und Weise zugesicht.
3. Mit "Himmel +Erde" ist nicht das kosmologische heutige Weltbild gemeint.
4. Wer den "Urknall" postuliert, sollte nicht, weil er nicht weiss woher der kommt,
    den Heiligen Gott als Ausloeser des Urknalls setzen; denn da missbraucht er
    Gott als Lueckenbuesser.
5. Jedes Weltbild ist subjektiv, d.h. alle Vorstellungen, Beweise, Erklaerungen sind
    von der menschlichen Bedingtheit gezeichnet.

B) "Himmel + Erde" ist ein humaner Kulturbegriff und meint als "Erde" die erkannte Weltsituation (unsere Realitaet) und als "Himmel" die zukuenftige Erfuellung (die Stillung der hoechsten Lebens- Erwartungen). [Das Denken der Verfasser von Gn 1 scheint mir "secularisierende Entmythologisierung].

C) "Gott schuff" trifft nicht Gott als "Sandkastenspieler" und auch nicht Gott als "kosmischer Engineur", sondern eher: "Gott ermoeglicht es mir", "Himmel + Erde" als seine Zumutung zu achten. Unser Gott mutet uns zu, die festgestellte Realitaet und die zukuenftige Vollendung (Lebensfuelle) als seine Herausforderung zu sehen. Der Kern der schoepferischen Taetigkeit Gottes ist nicht materialistisch ( Gott erschafft die Materie)  sondern "perspektivisch" (Gott eroeffnet uns eine neue Perspektive).

D) "Ich glaube" uebersetzen wir ja nun bekanntlich mit: "Ich hab' entschieden", "in meiner Sicht ist es wirklich so;" oder auch: "Fuer mich gilt:", "Ich setze es als Wirklichkeit, dass..."  "glauben" ist ja nicht nur eine einfache Annahme (ich nehme an, dass...) sondern vielmehr eine wirklichkeitsstiftende Energie.

E) Was also oberflaechlich als Blasphemie erscheint, ist bei naeherem Zusehen eine befreiende Aussage. Gott ist nicht zu nutzen dort, wo wir noch keine Erklaerung haben sondern zu achten als der, der uns "ewiges" Leben anbietet, die Lebensfuelle fuer uns alle. Und zu dieser Lebensfuelle gehoert, dass wir Menschen einander auch verzeihen, dass wir einander zur Gemeinschaft zulassen auf dem Weg zur Teilnahme an der Lebensfuelle.
Daher weden wir nun in der Eucharistie das vorliegende Brot als eine neue Wirk-lichkeit definieren; es wird fuer uns der Leib Christi - in unsere Haende uebergeben.

Freitag, 10. Februar 2012

Kurze Ueberlegungen zum 6. Sonntag B (12.02.12) Mk 1.40-45

Jesu' IMAGE

Wir leben in einer Zwischen-Zeit und feiern dies als zwischen Weihnachtszeit (ins Leben einsteigen) und Fastenzeit (vom Leben aussteigen) (zwischen: Dargeboten dem Tempel und Dargeboten der Aschen-Erde / Sternenstaub).In dieser Zwischen-
Zeit will die Kirche 2012 uns durch Markus den aktiven Jesus zeigen.

Nachdem ER (Mk1.15) das "Koenigtum Gottes" als bevorstehend-nahe proklamiert
hat - wird Jeus gefaerlich und irritierend aktiv: Auf seiner galilaeischen Wanderung, so hebt Markus hervor, beruft und heilt ER. Diese seine heilende Taetigkeit wird als sehr dramatisch und hintergruendig dargestellt; seine Heilungen erscheinen als sehr
Erkenntnis-traechtig: Die Auseinandersetzung mit destruktiven Geistern scheint sein eigentliches Wesen zu gefaerden, das Eingehen auf die  juedischen Vorschriften
bringt grosses Missverstaendnis und die Sorge um sein oeffentliches Image wird kritisch .

Im juedischen Lebensmilieu war es klar, viele koerperliche Symptome stempelten den Menschen als "unrein". (und damit als abgesondert, ausgestossen, gefaehrlich).
Wenn nun Jesus diese Symptome durch Heilung zum Verschwinden brachte, dann
wurde das als "rein-machen" (re-sozialisierung) interpretiert; was ja gerade dem
Reinheits-verstaednis von Jesus diametral entgegensteht. Wir wissen von
Mk 7.14-23, dass Jesus die "Reinheitsdiscussion" auf die Intentionsebene ver-schieben wollte, statt auf die Koerpersymptome fixiert zu sein. Folglich soll der
von der Hautkrankheit Geheilte schweigen; zwar dem oeffentlichen Gesetz Folge leisten, aber nicht diese Heilung als "rein-machung" propagieren, denn dadurch wird das vorherrschende System (die allgemeine Auffassung) nur zementiert. Sorry, der
Geheilte ruinierte dann Jesu Image.

Natuerlich stehen wir heute noch vor dem gleichen Problem: Welches Image bauen wir heutzutage von Jesus durch unsere Erzaehlungen auf? Als Gekreuzigter (ein
Krimineller) und als Auferstandener (ein Unmoeglicher) hat er Glaubwuerdigkeits-probleme. Repraesentiert durch Mitra's und paepstliches Zeremoniell, durch inner-
kirchliche Streitigkeiten und Autokratie bekommt Jesus ein eingenartiges fuer viele fragwuerdiges Image. Durch den Klerikalismus wird er zum sonderbaren Hohepriester
deklariert.Durch die Braut-Mystik wird er zum Partner-Ersatz etc....
Daher die dringliche Mahnung: Wenn Du meinst, Dein Jesus habe Dir geholfen, bitte schweige! Denn ER moechte nicht als "aller-welt-helfer" gelten; das Gegenteil ist der Fall: ER moechte uns einladen, dass WIR einander helfen!
Daher die dringliche Mahnung: Wenn Du meinst, Dein Jesus sei Dir "Ein + Alles",
bitte schweige! Denn ER moechte nicht Deiner Liebe zu Deinen Mitmenschen im
Wege stehen. Und vor allem: wenn Du meinst mit Deinem oeffentlichen Bekenntnis Jesu Image aufzupolieren, bitte schweige, lass Taten sprechen.

Samstag, 4. Februar 2012

Eine beunruhigende Frage... Januar 2012

An Weihnachten 2012 war ich recht intensiv dabei... hab' aber im Januar mich
voll der APC-Arbeit gewidmet: Es ging darum den Betrieb von APC-Tsumeb, von
APC-Otshikuku und von APC-Otjiwarongo fuer 2012 zu untermauern. Nun, der
Start ist geglueckt...

Wenn wir mit dem Kirchenjahr wandern, dann folgt nach der Geburtsszene bei Lukas die Namensgebung, die Praesentation im Tempel (Simon + Anna) und dann das
unbekannte Leben Jesu in Nazareth.
Bei Mt folgt auf die Geburtsszene, die interessante Ehrung durch die 3 Weisen
aus dem Morgenland, der dramatische Kindermord und dann auch der Hinweis auf
das Leben in Nazareth.
Der "Nazarener" verbringt also viele Jahre im Staedtchen mit der Family "Josef + Maria etc...". Und als ER mit 30 in der Oeffentlichkeit auftaucht, da war ER bereits
ein staunenswert reifer junger Mann - begabt - und gerade daran, seinen Lebens-
entscheid zu realisieren: Johannestaufe ja - aber ER hat seine eigenwillige, gar
eigensinnige Botschaft. Den Test in der Wueste (Mt 4.1-11) hat er hervorragend
bestanden. Jesus ist fuer seinen Auftritt bereit!

Fuer einen Entwicklungspsychologen stellt sich die Frage: wie kam es zu dieser fruehen Bereitschaft, zu seinem profetischen Lebensstil, zu diesem eigenartigen Empowerment, zu dieser klaren neuen Lebenslinie, die - obwohl kurz - bis heute viele fasziniert?

Ich denke man muesste die lukanische Fimszene Lk 2.41-52 sehr zu Herzen nehmen, sowohl in der Katechese als auch in der Religionspaedagogik.
1) Jesus war fuer die Family ein verlorenes Kind.
2) Er hat sich eben "der Sache Gottes" angenommen und ist damit irdischen Plaenen und Sorgen distanziert geworden.
3a) Das war die Folge von seinem intensiven Hinhoeren auf die juedischen Lehrer
(juedische Lebens-Weisheit, Weltverstaendnis, Zeitsituation)
3b) er befragte sie intensiv, hat wohl alles in Frage gestellt
3c) und er hat immer neue intelligente, staunenswerte Antworten preisgegeben; und wohl die Reaktionen darauf als Lernprozess erlebt.
4) Dieser langjaehrige Ausbildungsprozess hat ihn weiter gebracht - er wurde ein Virtuose, nicht im Harfenspiel (David) aber im Welt- und Lebensverstaendnis.
5) Er hat sich so ein Gottes- und Weltbild augeeignet, das noch heute - im Kern - ultramodern ist.
Erst wenn die Kirche sich diesem Erziehungsprozess wieder und wieder anvertraut, wird sie Profeten fuer die Zukunft gebaeren.