Dienstag, 26. Juni 2012

13 B Sonntag (1.July2012) "talitha kum"

Das Buch der Weisheit bringt uns heute eine erstaunliche Botschaft
(Weisheit 1.13-15; 2.23+24).
Wir sind uns nicht gewohnt zu denken: Der Tod hat mit Gott nichts zu tun;
ist nicht seine Angelegenheit. Aber wir hoeren es gerne:
Gott hat gar kein Vergnuegen am Ausloeschen des Lebendigen.
"um zu existieren", dazu hat er alles erschaffen.
In diesem Weisheits-Rahmen lesen wir Mk 5.21-24;33-43 die Geschichte
von der Iairus-Tochter.
Der Mk-Jesus scheint uns sagen zu wollen: Auch wenn ihr vom Tod umgeben seid:
habt keine Angst - im gegenteil: entscheidet euch fuers "leben" (have faith).
Und dafuer gibt es einen Slogan: "talitha kum". Wenn du darniederliegst, steh auf
immer und immer wieder; steht auf und lebe.
Diese Trotzhaltung im Angesicht des vielfaeltigen Todes scheint recht angemessen
fuer Leute, die an die Auferstehung glauben.
Neben dieser weisheitlichen Trotzhaltung gibt es die integrative Tendenz, die lehrt:
wir verstehen uns als Samenkorn, das im Sterben die eigentliche Frucht bringt.
Oder wir sind "Atome", im Aufloesen erst zu neuen Verbindungen bereit und geeignet.
Im Trotz oder integrativ - es taete der Welt gut, wenn Christen Gott vom Tod
distanzieren wuerden. Unseren Gott halten wir fuer einen Gott des Lebens.
Tina = there is no alternative //
Als Jesus starb hat Gott gesagt: Das ist nicht unsere Art: "talitha kum".

Mittwoch, 20. Juni 2012

12 B Sonntag (24.Juni 2012) Der Profet

Die Bibel zeigt uns grosse und kleine Profeten; heute feiern wir einen beruehmten Profeten: Johannes der Taeufer; ein Profet aus der Wueste... Er hat JvN getauft
und ihn spaeter als Juenger verloren, wie auch den Andreas usw...
Heute sind es die Medien, die uns Profeten vorstellen... und wir haben die Qual der
Wahl, wen wir als Profeten ernst nehmen wollen...
Hildegard von Bingen (geb 1098) galt schon immer als Profetin, wurde nie "heilig" gesprochen - erst jetzt (2012) wurde sie offfiziell in den Heiligenkalender aufgenommen und gleich noch zu einer "Lehrerin der Kirche" ernannt. Sie ist als Mystikerin, als Theologin, als Dichterin und Heilkundige wirklich bewundernswert!
Sie hat sich sehr fuer Reformen in der Kirche eingesetzt...

Jede und jeder Getaufte ist eingeladen Profet zu werden. Eine kleine Anleitung:
1.) Du musst fuer die Kirche ein ganz bestimmtes Anliegen haben.
2.) Du musst herausfinden, "was laeuft" in deinem Fach, in deinem Gebiet.
     Spezielle Situationskenntnis und Kenntnis der Grundstroemung sind noetig.
3.) Du musst den Rahmen, den Kontext deines Fachs gut kennen.
4.) Du musst den Mut haben in die Oeffentlichkeit zu gehen.
5.) Du musst deine Ansicht, dein Anliegen deutlich und klar veroeffentlichen.
6.) Du musst widerstandsfaehig sein; Angriffe ertragen koennen.
7.) Du musst trotz deinem Eifer die Ehrengesetze einhalten: Wahrhaftigkeit,
     Gewaltlosigkeit, Respekt...
Vielleicht ist es heute ratsam eine "profetische Gruppe" zu gruenden...
Und nun viel Glueck! oder: Die Gnade Gottes sei mit dir!

Donnerstag, 14. Juni 2012

11 B Sonntag im Kirchenjahr (17.06.2012) Das Reich Gottes / Mk 4.26-34

Es scheint, dass Jesus eine eigene Vorsellung vom Reich Gottes entwickelt hat.
Folgens Mk ist das Reich Gottes (RG) fuer Jesus Projekt Nr 1, also von erster Prioritaet. Jesus predigt von diesem Reich in Gleichnissen und erklaert es seinen
Juengern. Es geht im Christentum darum, das Reich Gottes geschehen zu lassen,
die Herrschaft Gottes anzunehmen. Der Einsatz fuer das Reich Gottes ist der Kreuzweg....

Im juedischen Weltbild Jesu ist Gott "Creator" und "Buendnis-Initiant", der Satan wirkt als Zerstoerer und Verweigerer, und nun gilt es die Situation zu retten...
Das Reich Gottes zuzulassen...

Dass unsere Weltsituation der Rettung bedarf, spueren wir heutzutage recht deutlich. Die Welt und ihre Lebens-ordnungen sind in einem gefaehrlichen Durcheinander. Um das Einsatzziel nicht aus den Augen zu verlieren duerfen wir situationsgemaess fragen: welches Gleichnis macht uns das Gottes-Reich deutlicher sichtbar, ermutigt uns immer wieder wie ein frischer Wind?

Das RG ist wie ein unfertiges, lebendiges Mosaik. Der Eigner laesst im moment
7 Milliarden Leute zu, um im Versuch miteinander das schoenste Mosaik zu praesentieren.
Das RG ist wie ein Meer; die Wasser-Tropfen sind die Moeglichkeiten - jeden Tag realisieren dies die 7 Milliarden. Einige exponieren sich der Sonne und verdunsten;
andere regen sich auf und bilden Wellen; wieder andere schlagen gegen das Schicksal und stieben wild; einige lassen sich vom Wind anregen...
Das RG ist wie ein Handy, wer im Netzbereich ist, kann wirken...
Das RG ist wie eine Buehne, ohne Schauspieler kein Theater...
Das RG ist wie ein Orchester: ohne Musiker kein Dirigent, ohne Ton kein Instrument, ohne Applaus keine Auffuehrung
Das RG ist wie die Atome: im Zusammenwirken entsteht die Welt...
Das RG ist wie ein Bild, es entsteht beim Betrachten...

Nun ist jeder Christ eingeladen, sei eigenes Gleichnis zu siften, zu publizieren und wirken zu lassen.






Dienstag, 12. Juni 2012

Der Rahmen.... cf. 10.06.2012

Es stimmt: Der Darstellung vom Sprachkonflikt in der Kath. Kirche (cf. Sonntag
10.06.2012) fehlt der Verstaendnis-Rahmen, in welchem der Konflikt bedeutsam wird. Den moechte ich hier nun kurz andeuten:

Als Gott dem Menschen in ferner Vorzeit selbstverstaendlich wurde, als Er verobjektiviert geschaetzt wurde, da musste die Frage nach dem Verhaeltnis entstehen: wie stehen wir zueinander (Gott und Mensch); wie abhaengig sind wir voneinander; wie passen wir zusammen? Der eine Antwortkreis windet sich um den Gedanken der Creation. Aus dem selben Fragekreis entstand als Antwort der Buendnis-gedanke. Ein gegen-seitiges Buendnis zugunsten des Ueberlebens beider.

Jesus hat diesen Antwortkreis mitbekommen und dieses vielbesprochene Buendnis
mit seiner Lebenstat ratifiziert: (Wie Gott sich fuer das Leben gibt,so Jesus:)
Ich gebe mein Leben fuer das Leben der Welt.
Die Proklamation dieser Hingabe im Rahmen des Buendnis-gedankens wird im
Abendmahl laut. Und diese Verlautbarung ist nun in einen Konflikt geraten; wie hat Jesus sich geaeussert und wie koennen wir diese Verlautbarung verstaendlich fuer heute nachvollziehen?
In Frage steht nun die Verstaendlichkeit Jesu; wie wird das Verstehen seiner Lebenstat angemessen publiziert,- und wie weit darf diese Publikation funktionalisiert werden (zB. wir aendern den Text zugunsen eurer Unterschrift).

Donnerstag, 7. Juni 2012

Fronleichnam 2012 / language matters....

Ein Beitrag zur neuen Sprachproblematik: "pro-vobis et pro multis"
uebersetzt auf deutsch: "fuer alle" oder "fuer viele" ???
Der Rahmen zu dieser Stellungsnahme ist meine Sorge ob es uns gelingt, die
christliche Botschaft in einer fuer den heutigen Menschen verstaendlichen
Sprache zu vermitteln.

Factum: Die Neu-Uebersetzung des "roemischen Missale" wird nun in der English sprechenden Welt eingefuehrt  und enthaelt die Konsekrations-formel "for many";
der neue englische Text ist ziemlich umstritten.
Nun hat in 2012 Papst B XVI angeordnet, dass auch in der deutschen Sprache
die Fomel "fuer euch und fuer alle" abzuaendern ist zu "fuer euch und fuer viele"
(obwohl die deutsche Bischofskonferenz erklaert hatte: der deutsche Text sei
zufriedenstellend und muesse nicht abgeaendert werden).
Als Grund hat der Papst angegeben, dass die Bibel mehr "woertlich" zu ueber-
setzen sei und dass die Mehrheitsmeinung von 1968 nicht mehr vorherrsche:
im Hebraeischen sei "fuer viele" gleichbedeutend mit "fuer alle".

Der Text den wir seit dem Vaticanum II kennen lautet:
 in Latein:    "pro vobis et pro multis"
 in Deutsch: "Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut,
                   das fuer euch und fuer alle vergossen wird, zur Vergebung der Suenden."
 in English:   "for you and for all so that sins may be forgiven".

                  neu in Deutsch: "fuer euch und fuer viele"
                  neu in English:   "for you and for many"

Frage A)  Ist die Vergebung der Suenden allen angeboten oder nur vielen?
Antwort A)  Die Kath. Kirche hat au allen Zeiten erklaert: Christus ist fuer alle gestorben und hat die Vergebung der Suenden allen angeboten. Im Abendmahl hat
Jesus, wenn schon, dann Aramaeisch gesprochen, nicht Hebraeisch. Im griechischen
Text 1Tim 2.6 steht klar: Jesus hat sich als Loesegeld fuer alle hingegeben. In den paulinischen Briefen, so sagen die Exegeten noch heute, kommt klar zum Ausdruck, dass "fuer viele" inclusive zu verstehen ist ( = fuer alle).

Frage B)  Ist der neue Text mehr bibelgerecht?
Antwort B) 1. der Text: "pro vobis et pro multis" ist in keinem Ev so zu finden.
                  2. Mk (14.24) + Mt (26.28) schreiben: "fuer viele"
                      Lk (22.17) schreibt: "fuer euch".
                  3. d.h. Die Kirche hat eine Kombination von MK/MT + Lk gemacht.

Das Problem: Der Text sagt in der neuen Anordnung: "fuer viele" meint aber klar:
"fuer alle". Wieder sagen wir es anders als wir es meinen. Das ist irrefuehrend...
Sind wir auf dem Weg in eine noch groessere Verwirrung?

Loesung ???
? 1) Wie es sich gehoert: gehorsam! Keine eigenen Ueberlegungen anstellen...
? 2) Wenn wir nun texten: "fuer all die vielen" (for all the many) dann sagen wir klar
       was wir meinen. Im Deutsch und im heutigen English meint der Ausdruck
       "die vielen" - gerade nicht alle.
? 3) Wenn wir das Ev des Joh konsultieren, dann entdecken wir klar warum und
       wofuer Jesus sein Leben hingab: Joh 6.32,51,58! "fuer das Leben der Welt".
       Eine neue Kombination koennte uns helfen (Lk + Joh):
                              "fuer euch und fuer das Leben der Welt"

Es ist schade, dass gerade der eucharistische Einsetzungstext als Grund zu einer solchen Kontroverse herhalten muss und die innere Einheit der Kirche ueber- strapaziert wird. Moege die Kontroverse wirken als Vertiefung - und vielleicht wird die Zeit mehr Klarheit bringen, warum Benedikt XVI diese Textaenderung autoritativ angeordnet hat?

Am Fronleichnams-Tag demonstriert die Kirche
                             Jesus als das Brot fuer das Leben der Welt.
so dann auch wieder am Eucharistischen Weltkongress in Irland / Dublin 2012

Montag, 4. Juni 2012

Ein Predigt - Zyklus

Sun 8B / Pfingsten / Joh 20.19-23
Jeder Christ ist eingeladen zu entscheiden, dass der Geist Gottes in die Herzen der Menschen wirklich ausgegosssen ist. Diesen Geist im eigenen Herzen zu aktivieren - dazu wollen die folgenden Sonntage ermuntern.

Sun 9B / Dreifaltigkeit Gottes / Mt 28.16-20
Jeder Christ ist eingeladen, auf die Suche zu gehen nach dem best geeigneten Gottesbild fuer sein und seiner Mitwelt Leben.

Sun 10B / Fronleichnam / Mk 14.12-16,22-26
Jeder Christ ist eingeladen, sich zu entscheiden, welches die beste Nahrung fuer seine geistliche Entwicklung ist.

Sun 11B / Das Reich Gottes / Mk 4.26-34
Jeder Christ ist eingeladen, sich die geeignetste Vostellung (Gleichnis) vom Reich Gottes zu erstellen.

Sun 12B / Welcher Profet ? / Lk 1.57-66.80
Jeder Christ ist eingeladen, sich fuer seinen liebsten Profeten zu entscheiden
(Johannes, Jesus, Hildegard von Bingen, Franz von Assisi, Mandela....)

Sun 13B / Slogan / Mk 5.21-43
Jeder Christ ist eingeladen, sich fue einen christlichen Slogan zu entscheiden
zB. talitha-kum : steh auf...   (it's up to you)

Sun 14B /  Die Rolle der Entscheidung (glauben = entscheiden) / Mk 6.1-6
Jeder Christ ist eingeladen, sich der Bedeutung des Entscheidens in seinem Leben zu vergewissern. (Mein Leben ist die Summe meiner Entscheidungen)

Sun 15B /   Die Bedeutung der Visionen / Mk 6.7-13
Jeder Christ ist eingeladen, sich die Vision des Paulus (Eph 1.3-14) oder eine bessere sich zu eigen zu machen.

Sun 16B / Pause / Mk 6.30-34
Jeder Chist ist eingeladen, Rechenschaft abzulegen ueber seine Entscheidungen
und sich Ruhepausen zu goennen.

Freitag, 1. Juni 2012

Das Fest der Dreifaltigkeit Mt 28.16-20 (03.06.12)

Die meisten christlichen Theologen sind sich darin einig, dass Gott letztlich ein absolutes Geheimnis ist. Gerade weil die Gottheit so geheimnisvoll ist, wurde sie
von ihren Bewunderer so sehr geliebt, von ihren Veraechtern so sehr gehasst und
von beiden unausweichlich hintergangen. Beide sind der Tatsache noch nicht auf die Spur gekommen oder scheinen stets zu vergessen, dass ihre Sicht auf das Heilige-Geheimnis-Gott sehr perspektivisch und gerade nicht umfassend ist. Einerseits
ist es das HGG, das in sich nicht durchschaubar ist, anderseits ist es der menschliche Geist, der sehr beschraenkt und selektiv und modellierend wahrnimmt.
Es ist daher erstaunlich, dass christliche Theologen bis heute den Mut haben das HGG als eine Drei-Eine-Einheit zu zkizzieren und das Wesen Gottes als "Beziehung" zu kennzeichnen. Damit haben sie in der mehrtausendjaehrigen Konstruktion von
Gottes-Vorstellungen einen philosophischen Hoehepunkt erreicht. Das ist wohl  hoechst zweckmaessig - aber darf man fragen: welchem Zweck dient diese moderne Darstellung?
Ein Gottesbild ist im besten Sinne zurecht reflektierend pro-vokativ!
(Die kirchliche Pastoral sollte sich das sehr zuherzen nehmen).
Das Bild vom "Dreifaltigen Gott" stellt klar: Die abbildlich ueberlebende Grundstruktur von Mensch und Schoepfung ist Vielheit in Einheit und ihr zugrundeliegendes Wesen ist relation (Beziehung).
Einfacher gesagt: Die Dinge sind nicht wie sie sind sondern sie sind es nur in Beziehung! Das ist eine so umfassende Aussage, dass sie das Alltagsleben, die Wissenschaften, die Kulturen und eben auch das Gottesbild betrifft.
All der Dinge Werden und Erscheinen ist bedingt in den Beziehungen.
Sie leben in einer relation (oder sie sind nicht).
Das religioese Christentum verobjektiviert seine Aussagen zu: "Gott, das ens a se", oder "der Vater-Gott an sich" oder "die Kirche an sich" oder "Jesus Christus, der Erloeser an sich" und verwaltet diese Einheiten wie Objekte z.B. Gott anbeten, oder: Gott einen Dienst tun, der Kirche dienen, Gnade erwerben etc...
Das seculare Christentum respektiert Gott als das in bezug auf den Menschen
unaussagbar Heilige Geheimnis und sieht dieses Geheimnis inkarniert im Kosmos.
Der Kosmos ist Beziehung und darum kann und darf und sollte Gott als herausfordernde Beziehung gesehen werden.