Freitag, 25. Mai 2012

Pfingsten Joh 20.15-23 (27.05.2012)

Zuerst eine Ueberlegung im Rahmen der gaengigen konservativen Theologie:
Die juedische und roemische Oberschicht haben Jesus auf dem Gewissen; daher
fuerchten sich die Juenger berechtigt vor beiden: also Tueren schliessen d.h.sich
verbarrikadieren - also aehnlich wie heute vor dem Traditionalismus und vor dem
Fundamentalismus. In dieser Situation ist es wie zu beginn der Schoepfung, wie bei den toten Gebeinen (Ez), wie bei Maria von Nazareth: ein lebendspendender Geist wird ausgegossen; diesmal ist es Jesus der diesen Geist aushaucht. Die ihm folgende Kirche wird daher verstanden als Quelle neuen Lebens: Die Getauften erben ein Neues Leben. Der neues Leben spendende Geist wird gesehen als ein Angebot an alle Menschen, das auf ein aktives Empfangen wartet. D. h. das Angebot wuenscht wahrgenommen zu werden im Sinne von Entdecken und Einverleiben - wer es nicht annimmt - verpasst das Neue Leben...
Es gilt also in der bisherigen Theologie an Pfingsten 3 Tatsachen festzuhalten:
1.) Der Geist Gottes ist bereits ausgegossen. Und weil der gegeben ist, muss er nicht mehr erbeten werden... (was die Kirche bis heute noch nicht anerkennt).
2.) Der ausgegossenen Geist Gottes ist einzuverleiben. Der Prozess dieser Ver-
koerperung ist die Aufgabe der christlichen Gemeinschaften (Kirchen); was diese auch oeffentlich bis heute beanspruchen, cf Sakramenten-theologie.
3.) Im und durch den Einverleibungsprozess wird der Heilige Geist logischerweise im Erscheinen und im Wirken "ungewiss" d.h. unkalkulierbar, unvorhersagbar; eben  dynamisch... vielfaeltig, plural (was viele bis heute noch nicht ertragen).
In dieser alten Theologie sind wir es uns im Christentum gewohnt, letztlich alles Geschehen und alle Verantwortung dem allmaechtigen Schoepfer zuzuschreiben.
Er ist es...   Er hat den Heiligen Geist ausgegossen... etc....

In einer eher neueren Theologie, wo der Heilige Geist als der "in den Kosmos und in alle Herzen ausgegossene Gott" ernst genommen wird (Kenosis), (und ausgegossen meint hier: Gott ist inkarniert als menschlichen Herzensgrund) - da werden wir den Herzens-entscheid der Menschen auch tatsaechlich fuer alles verantortlich erklearen muessen. Es gibt keinen Rekurs mehr auf einen metaphysischen Gott; man  muss die menschliche Gemeinschaft (den homo sapiens / die Menscheit) total fuer verantwortlich erklaeren fuer alles humane (und inhumane) Geschehen.
Was historisch als Heiliger Geist verobjektiviert wurde, ist in Wirklichkeit das unfassbare Existenz- und Entscheidungs-Geheimnis von Kosmos und Menschheit.
Dieses Geheimnis wird im secularisierten Christentum zentral.Darum gilt:
Wir werden dann dem Heiligen Geist gerecht, wenn wir ihn als Personifizierung des
Deus incarnatus anerkennen, der als kosmosidentisch gilt.
M.a..W: der in der traditionellen Theologie oben dargestelle Punkt 2 (Der einst
ausgegossene Geist Gottes ist einzuverleiben) gilt in der neueren Theologie nicht mehr als Auftrag sondern als bereits realisiert.
Durch die Petrifizierung der kirchlichen Sprache, koennen wir diese theologische
Weiterentfaltung weder in der Pastoral noch in der Liturgie entsprechend ins Wort fassen. Aufbruch wagen meint zutiefst ein neues Gottes-verstaendnis und damit
ein neues Kosmosverstaendnis wagen. Das genau ist der heutige Auftrag eines secularisierten Christentums.

Sonntag, 20. Mai 2012

typisch dazwischen

Der Sonntag nach Himmelfahrt ist im Kirchenjahr ein Spiegel fuer viele Christen:
Der ermunternde Glaube an Jesus ist abgestorben und das Herz ist noch nicht
genug offen fuer den heiligenden Geist - so richtig dazwischen. Diese Situation
ist wohl nicht leicht zu ertragen, falls man sie an sich erspuert. Viele merken es
ja nicht, dass sie abtriften, verflachen...
Der Katholikentag in Mannheim (BDR) May 2012 will zum Aufbruch ermuntern. Lassen wir uns ueberraschen.

Freitag, 18. Mai 2012

Oster-Sonntag 7 B Joh 17.11-19 (20.05. 2012)

Der Ev. John - etwa 100 Jahre nach Jesus - sieht bereits, wie schwierig es ist,
in der Welt-Situation als Getaufter auf den Namen Jesu welt-richtig zu leben.
Darum laesst er Jesus selbst zu den Getauften reden und ihnen eindruecklich
drei Lebens-Dimensionen klarstellen:
1.) Es ist eindeutig: Ihr seid in die Welt-Situationen hinein gesendet; d.h.
     Weltflucht ist klar unchristlich; die Liebe zur Welt ist erstklassig.
2.) Jesus gibt klar zu verstehen, dass er selbst nicht mehr in der Welt ist; d.h.
     Er ist kein Partner; er ist entlassen; er hat seinen Anteil am Werk Gottes
     bereits geleistet; es kommt nun ganz auf die Juenger an.
3.) Jesus selbst hat das Geheimnis Gott bestuermt: es moege sich der Juenger
     annehmen d.h. sie bestimmen:
     A) den Namen Gottes in der Welt bewahren zu koennen
         d.h. das Geheimnis Gott nicht aufdecken sondern als Geheimnis aushalten!
     B) volle Freude geniessen zu koennen
         d.h. engagiert an der Lebensfuelle teilzunehmen
     C) heilig zu leben; d.h. faehig zu werden, immer und ueberall
         die ganze Kreation achtsam als Anspruch Gottes wahrzunehmen.

Nach der endgueltigen Verabschiedung Jesu ist es wie ein neuer Morgen;
das Gestern ist aufgehoben bewahrheitet und der christlich Engagierte
begibt sich, wie all seine Mit-Juenger in die jeweiligen Welt-situationen
und schwimmt im geschichtlichen Bewusstsein, dass das unfassbare
Geheimnis Gott, wie an Jesus demonstriert, unsaeglich auferstehende
Lebens-Freude und achtsam weltveraenderndes Gelingen bewirkt.

"Wie Ich das Bewusstsein hatte, von Geheimnis Gott in die Welt gesandt zu sein,
so moegen sie im Bewusstsein leben, dass Ich sie gesandt habe."   Joh 17.18

Sonntag, 13. Mai 2012

"Himmelfahrt" 2012: endgueltiger Abschied.

Der Sensenmann TOD ist ein Schnitter, das STERBEN aber ist ein Weg, ein Prozess,
eine Entwicklung. Im Sterben lernt der Eine zu gehen in eine unsichere Zukunft -
sich verabschieden tut weh - die Zurueckgelassenen muessen das Gehenlassen lernen.
So war es bei Jesus: IHN gehen zu lassen faellt den Juengern schwer.
Maria von Magdala musste ermahnt werden: Halte mich nicht fest!
Und die Juenger muessen in 40 Tagen lernen: Jesus is kein spekulativer Geist;
er ist aus der Wahrnehmungs-sphaere verschwunden.
Im Memorial-Service (Abendmahl / Eucharistie) kann Er zwar von Glaeubigen
real gegenwaertig gesehen werden. Aber gerade in diesem Gedenken
wird uns deutlich gesagt: die Zeit ist gekommen, die VERABSCHIEDUNG
ernst zu nehmen.    
a) Man kann IHM nicht mehr begegnen.
b) Er ist kein Spukgeist; er ist mit Einbildung nicht zu fassen.
c) Man kann ihn erdenken, aber das ist nicht ER sondern mein
    konstruiertes Denkgebilde (eine gebastelte Biographie).
Ohne endgueltige Verabschiedung bleibt man an der eigenen Trauer am Toten haengen. Es gibt nur den AUSWEG: man wendet sich den Naechsten zu; jenen,
die IHN auch kannten... und man beginnt die grosse Erzaehlung cf. Apostel- geschichte, Evangelien, Briefe... und man macht die Erfahrung: "Wo zwei oder drei
in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen"
Wir heutig Getauften stehen in dieser grossen christlichen ERZAEHL-TRADITION:
Jeder sagt, was er vom Profeten JvN haelt, welche Lebenskonsequenzen ihm richtig
erscheinen; die einen zitieren Bibelworte, andere Vaeter- Muetter-weisheiten...
Wir muessen - achtsam aufeinander hoerend - den christlichen Weg in die Zukunft
miteinander finden: "Wo zwei oder drei..."
Jesu einstiger "profetischer Song" ist in tausend Toene zesplittert - wer eine ertraegliche Melodie wuenscht, muss seine Toene ins Gesamtkonzert einbringen.
Wer an seinem Jesus festhaelt verpasst den Auferstandenen.
Es ist jetzt an uns, im Gedenken seiner Taten und Worte (christliche Meditation
und Eucharistie) auf unsere Art in unserer Zeit seine Wunder-Taten zu tun und
seine Worte zu verwirklichen. In diesem Sinne ist "Himmelfahrt Jesu" eine Abschieds-
partie mit unvorstellbaren Konsequenzen: Es ist jetzt an uns...

Nachtrag zum Muttertag 13.05.2012

Es ist die "Frau mit Kind" (Mutter), die dieses Gedicht am natuerlichsten erfuellt:
                Es gibt ein Samenkorn
                das alle Welt verblassen laesst
                und eine neue in sich birgt
                Es ist der Liebe taeglich Brot
                geteilt im Hier und Jetzt.
Die "Frau mit Kind" ist eine natuerliche Konstellation, der es als Chance und
Herausforderung gegeben ist: "liebet einander" tief zu erfahren. Der Liebe Freud
und Schmerz ist hier konzentriert. Aus dieser Erfahrung waere es fuer die heutige Gesellschaft wertvoll, wenn "Frau mit Kind" gerade diese Erfahrung mehr in die Kultur, Gesellschaft, Politik und Geschaeftswelt einbringen koennte.
Welche Partei baut im Staat die Strukturen, dass ebendies ermoeglicht wird?
Und wer ermuntert "Frau mit Kind" ebendiesen Weg zu wagen?

Mittwoch, 9. Mai 2012

Oster-Sonntag 6 B Joh 15.9-17 (13.05.2012)

Das wunderbare Gebot (Joh 15.17)!
Das was Menschen (wahrscheinlich in der ganzen Welt) am meisten und
innigsten wuenschen - gegenseitige wirkliche Liebe, das ist Jesu Gebot!
sogar Auftrag....
Des Herzens groesster, erhabenster, gluecklichster Wunsch -
er wird zur Erfuellung bestimmt.
Kurz gesagt: Mensch - erfuelle Deinen echtesten Wunsch:
                                    "gegenseitige Liebe".

Das toent zu schoen um wahr zu sein; es darf aber Hoffnung bleiben!
Die Geschichte des Christentums (nun schon 2000 Jahre) erzaehlt
beides: Menschen, denen es gelang einander wirklich zu lieben
            und Menschen, denen es nicht gelang, die einander zerstoerten.
Und dieses ambivalente Gelingen riss gewaltige Spuren in die Politik
und Kultur der Voelker.

Ich sehe dieses Gebot wieder als einen Quantensprung in der
evolutionaeren Kultur-Entwicklung des homo sapiens
(lange und vielseitig vorbereitet -
muehsam und beschwerlich aufbereitet fuer die Gegenwart).
                                       Der Liebe Glueck und Schmerz 
                                       erhabner Anteil an der Lebensfuelle
                                       zu der wir unterwegs

Es ist wichtig, es der Welt klar und eindeutig zu sagen, d.h. die Welt
muss es wissen: ebendas ist das Gebot Jesu: "liebet einander"
(auch unabhaengig davon, wieweit wir faehig sind, es zu verwirklichen).
Natuerlich sollte der Auftrag durch Verwirklichung proklamiert werden;
wie schwierig das ist, zeigt die Geschichte (des Einzelnen und der Voelker).

Darum nun 3 Hinweise (fuer christliche Gemeinschaften):
A) Die Herzensmeditation, wo wir einen kurzen Moment
Menschen + Welt + Jesus + Gott in Einheit wissen und fuehlen,
ist zur taeglichen Uebung zu empfehlen.
B) Die Pflege der Freundschaften unter den Menschen
bedarf mehr und mehr der oeffentlichen Anerkennung.
C) Wir muessen Strukture der Liebes-Erziehung erfinden:
angefangen bei der Aufmerksamkeits-Uebung
ueber das selbstlose Interesse aneinander
bis zur erfuellenden Liebeshingabe + zum Einsatz-Tod.

Es ist nicht erstaunlich, dass dieses Liebesgebot vielfaeltig hintergangen,
aber auch schwerstens unterdrueckt wird...
Wo kaemen wir hin, wenn sie einander wirklich lieben wuerden ?
                               Es gibt ein Samenkorn
                               das alle Welt verblassen laesst
                               und eine neue in sich birgt
                               es ist der Liebe taeglich Brot
                               geteilt im Hier und Jetzt.




Mittwoch, 2. Mai 2012

Oster-Sonntag 5B John 15.1-8 (05. May 2012)

Die Gleichnis-Erzaehlung ist heute recht klar und deutlich: zu einem gelingenden christlichen Leben brauchen wir die Verbindung mit Jesus Christus (wer immer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht).
Die Erzaehlung basiert auf wichtigen Voraussetzungen:
   A) Der Jahwe-Gott und der Profet Jesus werden als Energie-Quelle gesehen.
   B) Der Angesprochene ist bereits mit Gott + Jesus vereint (Taufe und Firmung);
       es geht hier also um das Durchhalten dieser Vereinigung.
   C) Die Verbingung tut gut, bringt Frucht + ist eine Ehre fuer Gott.
Damit stehen wir vor der Frage: Wie bleiben wir mit dem verstorbenen JvN in
Verbindung?  Wie halten wir die Verbindung aufrecht?
Zuerst eine natuerliche Antwort: Da der Mensch ein Gedaechnis hat, bringt er durch intra-personale Wiederbelebung von gespeichertem Material (einstige Worte, Taten,
Bilder) die verstorbene Person selektiv und kontingent in sein Bewusstsein. Dies ist eine gute und gesunde Art mit der Vergangenheit konstruktiv umzugehen.Wie ist es doch wichtig, die verstorbenen Freunde nicht zu vergessen! Aber eben dieser Mechanismus ist noch nicht Auferstehung; er ist eine Gedaechnis-feier (memorial-service).Wir haben die Frage falsch gestellt: Verbindung mit einer toten Person!

Nach Ostern, nach der Taufe muss die Frage geaendert werden; sie heisst nun eindeutig: wie halten wir Verbindung mit dem auferstandenen Jesus, der mitten in unserer Gemeinschaft lebt und uns vorangeht (wir sind ja nicht blind; wir haben entschieden, dass Er lebt, bevor wir wissen, wie er unter uns lebt und wirkt).

Jesus selbst hat uns den Weg gewiesen:Er sagt: "tut dies zu meinem Gedaechnis".
Insofern ist das Abendmahl zuerst ein memorial-service. Aber wenn wir da hinhoeren auf die alten Worte der Bibel, da muessen wir unsere Einstellung so stimmen, dass wir sie als "Wort Gottes" hier und jetzt fuer uns hoeren. Das Brot wird in unsere Haende gegeben - aber wir verstehen es, wir haben entschieden, dass es "der Leib Christi" ist, den wir akzeptieren, so dass wir alle, die empfangen der eine Leib werden. Das ist gegenseitige Inkorporation. Wir in ihm und Er in uns - Aufbau der christlichen Gemeinschaft vor Ort. So werden Getaufte faehig, Brot zu teilen, Wunden zu heilen, sich des Lebens zu erfreuen, sich fuer Frieden einzusetzen, Armut zu reduzieren, sich zu einigen, Anmut auszustrahlen und zu transzendieren etc...

Damit sehe ich 3 Wege um die Verbindung mit Jesus aufrechtzuerhalten:
1.) Die taegliche Erinnerungsfeier;  seine Worte und Taten meditieren
2.) Den woechentlichen Inkorporations-Akt als Gemeinschaft taetigen (Eucharist)
3.) Die jaehrlichen Feste und Sakramente feiern ... um zu entdecken: das Leben ist ein Fest!