Zuerst eine Ueberlegung im Rahmen der gaengigen konservativen Theologie:
Die juedische und roemische Oberschicht haben Jesus auf dem Gewissen; daher
fuerchten sich die Juenger berechtigt vor beiden: also Tueren schliessen d.h.sich
verbarrikadieren - also aehnlich wie heute vor dem Traditionalismus und vor dem
Fundamentalismus. In dieser Situation ist es wie zu beginn der Schoepfung, wie bei den toten Gebeinen (Ez), wie bei Maria von Nazareth: ein lebendspendender Geist wird ausgegossen; diesmal ist es Jesus der diesen Geist aushaucht. Die ihm folgende Kirche wird daher verstanden als Quelle neuen Lebens: Die Getauften erben ein Neues Leben. Der neues Leben spendende Geist wird gesehen als ein Angebot an alle Menschen, das auf ein aktives Empfangen wartet. D. h. das Angebot wuenscht wahrgenommen zu werden im Sinne von Entdecken und Einverleiben - wer es nicht annimmt - verpasst das Neue Leben...
Es gilt also in der bisherigen Theologie an Pfingsten 3 Tatsachen festzuhalten:
1.) Der Geist Gottes ist bereits ausgegossen. Und weil der gegeben ist, muss er nicht mehr erbeten werden... (was die Kirche bis heute noch nicht anerkennt).
2.) Der ausgegossenen Geist Gottes ist einzuverleiben. Der Prozess dieser Ver-
koerperung ist die Aufgabe der christlichen Gemeinschaften (Kirchen); was diese auch oeffentlich bis heute beanspruchen, cf Sakramenten-theologie.
3.) Im und durch den Einverleibungsprozess wird der Heilige Geist logischerweise im Erscheinen und im Wirken "ungewiss" d.h. unkalkulierbar, unvorhersagbar; eben dynamisch... vielfaeltig, plural (was viele bis heute noch nicht ertragen).
In dieser alten Theologie sind wir es uns im Christentum gewohnt, letztlich alles Geschehen und alle Verantwortung dem allmaechtigen Schoepfer zuzuschreiben.
Er ist es... Er hat den Heiligen Geist ausgegossen... etc....
In einer eher neueren Theologie, wo der Heilige Geist als der "in den Kosmos und in alle Herzen ausgegossene Gott" ernst genommen wird (Kenosis), (und ausgegossen meint hier: Gott ist inkarniert als menschlichen Herzensgrund) - da werden wir den Herzens-entscheid der Menschen auch tatsaechlich fuer alles verantortlich erklearen muessen. Es gibt keinen Rekurs mehr auf einen metaphysischen Gott; man muss die menschliche Gemeinschaft (den homo sapiens / die Menscheit) total fuer verantwortlich erklaeren fuer alles humane (und inhumane) Geschehen.
Was historisch als Heiliger Geist verobjektiviert wurde, ist in Wirklichkeit das unfassbare Existenz- und Entscheidungs-Geheimnis von Kosmos und Menschheit.
Dieses Geheimnis wird im secularisierten Christentum zentral.Darum gilt:
Wir werden dann dem Heiligen Geist gerecht, wenn wir ihn als Personifizierung des
Deus incarnatus anerkennen, der als kosmosidentisch gilt.
M.a..W: der in der traditionellen Theologie oben dargestelle Punkt 2 (Der einst
ausgegossene Geist Gottes ist einzuverleiben) gilt in der neueren Theologie nicht mehr als Auftrag sondern als bereits realisiert.
Durch die Petrifizierung der kirchlichen Sprache, koennen wir diese theologische
Weiterentfaltung weder in der Pastoral noch in der Liturgie entsprechend ins Wort fassen. Aufbruch wagen meint zutiefst ein neues Gottes-verstaendnis und damit
ein neues Kosmosverstaendnis wagen. Das genau ist der heutige Auftrag eines secularisierten Christentums.
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