Freitag, 14. Juni 2013

11.Sonntag C / 16.06.2013 / Lk 7.36-50

Eine aufschlussreiche Erzaehlung von VERGEBUNG.

Wir als Hoerer kommen von Paulus her, der eben in der 2. Lesung (Gal 2.16-21)
uns darauf afmerksam machte: dass die Einhaltung der Gesetze uns nicht erloest,
denn sie offeriert keine Vergebung (ermoeglicht wohl aber die kalte Koexistenz ). Erloest werden die Menschen im Entscheid fuer Jesus Christus, denn dieser ist Vergebung (und wird darin als Zeuge Gottes gesehen).

Dieser paulinische Grundsatz wird im heutigen Ev dargestellt.

A) Der einladende Pharisaeer ist durch das Gesetz als gerecht deklariert:
er hat Jesus als Kollegen an den Tisch geladen und mit ihm das Mahl geteilt.
Er tat "was sich gehoert". Er ist in der Theorie einig mit Jesus, dass die Verzeihung zwar Liebe pro-voziert, aber er weiss: Nur die Einhaltung der
Gesetze macht gerecht vor Gott und den Menschen.

B) Die eindringliche Frau dagegen wird durch das Gesetz als Suenderin deklariert -
aber, da ihr Jesus Verzeihung zugesprochen hatte (was er ja von gesetzes wegen
nicht durfte) tut sie, was fuer eine Suenderin sich nicht gehoert, sie liebt ihn und zeigt das auch recht deutlich; was den Gastgeber an Jesu Profetenrolle zweifeln laesst.

C) Das gewagte Risiko... (im christlichen Ethos):
Je mehr Schulden Du anhaeufst, je groesser ist der Nachlass...
Je mehr Du suendigst, desto groesser die Verzeihung...
Das toent (in einigen unglaeubigen Ohren) wie eine Einladung - ist es aber nicht!
Sondern: der Verzeihungs-Grundsatz bringt 2 wichtige Auswirkungen:
1.Er nimmt dem Glaeubigen die Angst vor dem Einsatz (da doch jeder Einsatz das Risiko der Suende in sich traegt). Wer sich einsetzt setzt sich aus...
Die Angst vor dem Suendigen ist durch Jesus geheilt; ein Christ ist mutig auch in
sittlich gefaehrlichen Situationen cf. Politik, Geschaeftswelt etc...
2. Er erloest vom laehmenden Suendengefuehl; als ob Suende von Bedeutung were. Wer sich als Super-Suender entdeckt, muss daran nicht verzweifeln - es gibt einen erfrischenden Ausgang.

D) Liebesmystik.   Lk 7.44-50
Traenen der Freude oder des Leids als Wassertropfen netzen seine Fuesse.
Kuesse als Liebesgesten / -taten erfreuen sein Herz.
Haare als Winde erfrischen seinen Koerper.
Oel als Prinzenkroenung ehrt ihn als Auserwaehlten.
In der luk. Erzaehlung (44-50) scheint es, dass diese Liebestat von Mary von Magdala an einem realen Menschen, dem Jesus v.N geschah; d.h. es ist eine
A-Szene (sie geschah in der realen Wirklichkeit). Nehmen wir aber an: es ist eine konstruierte Ideal-Erzaehlung, dann geschah sie nur als mentale Wirklichkeit (als eine geistige Vorstellung im Bewusstsein des Erzaehlers / eine B-Szene).
Bei fragwuerdigen Mystiker/innen geschieht diese Liebestat dem "eingebildeten
Jesus in der Seele oder im Herzen" - ist also eine B-Szene.
Der wahre Mystiker steht vor der Aufgabe beide Szenen in die reale Einheit zu integrieren.Vergebung befreit von der dunklen Last der Vergangenheit.



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