Sonntag, 29. Dezember 2013

Eugen Biser: Glaubens-Erweckung

Der Fundamentaltheologe und Religionsphilosoph Eugen Biser ist am 06.01.1918 geboren und 1946 zum Priester geweiht worden. Er ist Spezialist fuer den Apostel Paulus, fuer Gertrud von le Fort und fuer Nietzsche. Er hatte den Guardini-Lehrstuhl in Muenchen inne und 2002 wurde die Eugen Biser Stiftung gegruendet (fuer Dialog aus christlichem Ursprung).
Eugen Biser ist ein religionsphilosophisches Phaenomen: Vom Apostel Paulus her naehert er sich der Person Jesus Christus. Und er deutet diesen Jesus Christus in der Weiterfuehrung von Kierkegaard, R. Guardini, K. Rahner, Tillich und in Aus-
einandersetzung mit Augustinus und  H.U. vonBalthasar.
Eugen Biser hat zur Jahrtausendwende das Buch "Glaubenserweckung" (Patmos-
Verlag 2000 / 304 Seiten) veroeffentlicht.
Bei meiner ersten Lesung (2008) war ich tief beeindruckt von diesem Werk. Es ist wirklich ein aufruf, eine Vision! Die Analyse der Situation des heutigen Christen-tums ist tiefblickend und mahnt, die begonnene Wende tatsaechlich zu wagen:
vom Gehorsams- zum Verstehensglauben; vom Bekenntnis- zumErfahrungsglauben;
vom Leistungs- zum Verantwortungsglauben; vom Gegenstands- zum Identitaets-
glauben.
Er begruendet und rechtfertigt seinen Aufruf "zur Mitte des Glaubens" vorzu- stossen recht tiefsinnig. Er zeigt auf, wie sehr das Christentum nicht eine aske-
tische sondern therapeutische, nicht eine moralische sondern eine mystische
Religion ist. Das Werk fasst die theologischen Forschungs-Resultate eines langen und erlebnisreichen Lebens zusammen - sehr dicht, gar draengend: Hervorragend seine Deutung der Auferstehung (basierend auf Paulus) und das was er die Entdeckung Jesu nennt: dass Gott nicht (wie bisher) ambivalent sondern eindeutig ist: liebend.
Erst bei meiner 2. Lesung (Dec 2013) hab' ich entdeckt: wie reich das Buch ist, wie vielfaeltig, manchmal auch wie schwierig. Nimmt mich wunder, fuer wen er das Buch geschrieben hat ? wer seinen Reichtum ausschoepfen kann ? wer so offen
sein kann, um seine Vision ins alltaegliche Leben zu integrieren. Auch haette ich mir vom Verlagslektor gewuenscht, dass dieser mir einige "Gedanken-Uebergaenge"
erleichtert haette. Das Buch ist eine Fundgrube theologischer Einblicke und macht Mut fuer die Zukunft. Sehr zu empfehlen !




Freitag, 27. Dezember 2013

Der letzte Sonntag im Jahr 2013

Den Sonntag nach Weihnachten widmet die RCChurch einem ihrer Sorgenkinder,
dem Ideal der Family; sie erklaert Mary + Joseph + Jesus zu einer Heiligen Family.
Dabei unterschlaegt sie die Realitaet von der Bruechigkeit der Beziehung Joseph and Maria, und die Geschwister Jesu sind auch ausgeblendet. Der Ev Lk zeichnet ein Fest-programm and der Ev Mt eine Fluchtgeschichte um hervorzuheben, dass
der JvN der Messias ist (der heilend erloesende Gottesknecht).

Das ist Incarnationstheologie: im Menschenskind, im Humanum das Sakrament der Gegenwart Gottes zu sehen.

Im Blick auf die Eucharistie-Feier sehen wir:
a) im Zu-Ruf "Der Herr sei mit euch" wird das Volk "Emmanuel" genannt.  EM / INC
b) im Kyrie-Ruf wird Gott zur barmherzigen Intervention angerufen.        TR  / INV
c) in den Orationen wird Gott gebeten zu handeln.                                  TR  / INV
d) in den Lesungen wird Gottes Wort gegenwaertig                                EM / INC
e) in der Predigt wird dieses Wort situiert                                              EM / INC
f)  in den Fuerbitten wird Gott geradezu bestuermt einzugreifen             TR  / INV
g) in der "Wandlung" aktiviert Gott zusammen mit uns
    einen Neuen Leib Christi (wenigstens als Brot)                 EM / INC  + TR  / INV
h) im "Vater-unser" ist Gott im Himmel                                                    TR  / INV
i)  in der "Kommunion" wird durch den Hl Geist
    die Gemeinschaft zum Leib Christi.                                   EM / INC  + TR  / INV
k) im "ite missa est" segnet Gott die Gesendeten
   fuer ihren Weltauftrag                                                                           TR  / INV

In der heutigen kath. Messfeier leben wir diese historische Auseinandersetzung;
das Konzil hat einen Kompromiss gebracht  EM (Emmanuel) + TR (Transzendenz).
Aber wer stehen bleibt, stirbt! Sind wir Christen faehig auf die religioese Trans-
zendenz zu verzichten (Gott als ferne objektive allesumfassende Seinseinheit)
und die Incarnation (Gott im Menschen) zu leben ?
Die Fragen der Incarnation werden uns im 2014 ziemlich beschaeftigen. Was wir an Weihnachten feiern, wuerden wir gerne besser verstehen um es eher zu leben.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachten 2013 INCARNATION

Der theologische Rahmen in dem Weihnachten noch heute einen gueltigen Platz hat ist die FRAGE nach der INCARNATION Gottes.
Viele Menschen erachten Gott als fern (absolut fern; total anders; transzendent-immanent; ueber den Sternen; kosmos-jenseitig; nicht nur unfassbar sondern gar unerreichbar).
Dengegenueber gibt es in den Religionen eine interessante weltweite historische auf und ab-Linie, die auf einen Incarnationstrend Gottes hinweist:
[im israelisch-christlichen Kulturraum als Ecksteine]
Fuer Moses wird Gott "Der da da ist fuer euch"  (Jahwe)
Fuer Isaias wird Gott einst "Immanuel" (Gott mit uns) werden.
Fuer Juenger Jesu wird Gott in JvN gegenwaertig gesehen.
Fuer Heutige wird Gott gegenwaertig in der Liebe der Menschen erfahren.

In diesem Incarnationsprozess schaut die Weihnachtsfeier auf ein natuerliches Ereignis (die Geburt eines juedischen Kindes) und deklariert es zu einem Meilen-
stein. Hier wird historisch erstmalig einem Menschen entschieden eine besondere einmalige bisher nicht erkannte reale Gegenwart Gottes zugestanden:
Dieses Menschenskind ist "IMMANUEL"

Damit hat sich die Auseinandersetzung zwischen Transzendenz-Theologie und Incarnations-Theologie verschaerft. Wie ist der unausdenkbare Gott in Zukunft zu denken?
absolutes Sein ?  [der jenseitige Jahwe Gott; der Schoepfer des Himmels und der Erde; der manchmal gnaedig vom Jenseits Eingreifende; interventionistisch)  //
ein Profet von Nazareth  ?  (einmalig; der einzige Sohn Gottes, der Gott kennt); //
ein liebendes Menschenpaar ?  (der Kosmos als Leib Gottes) //
ein engagiertes Team von heute im Einsatz der Vermenschlichung der Welt?
(Es liegt am Menschen seine Zukunft evolutionaer zu bestimmen; Gott als kosmische Energie).
Im Christentum wird eine Entscheidung, die dem II. Vatik. Konzil (1962 - 65) noch nicht anstand, "ueberfaellig".  Wie ist Gott heute incarniert ? Wer ist im 2014
EMMANUEL: wie erkennen wir ihn, wie ehren wir ihn, wie proklamieren wir ihn ?
cf. Krippe:            das Kind                  die Gaben              der Engelsgesang

Montag, 2. Dezember 2013

ADVENT Betrachtung Dec 2013

Der erste Advents-Sonntag spricht vom Tages-Anbruch - was wir lange erwartet
haben, die Sonne scheint aufzugehen, wir sehen schon die Strahlen: Alle Menschen
erwarten ein erfuelltes Leben, Glueck, Freude, Erfuellung, Heil - und nun scheint unsere Erwartung nahe, die Teilnahme an der Fuelle des Lebens wird moeglich...
was viele Profeten im Guten vorausgesagt...  es wird Wirklichkeit...

Der zweite Advents-Sonntag spricht vom Umbruch (Umkehr) - das Dunkel der Nacht bricht um in die Tages-Helle. Das Gegenteil von bisher wird in Zukunft real.
Im Licht wird die Wirklichkeit anders gesehen, erlebt, erfahren.Man muss sich daran gewoehnen all das was im Licht nun Gestalt wird zu sehen. Die Welt wird nun nicht mehr nur regional erkannt sondern global. Bald haben wir die Chance mit allen Menschen zu kommunizieren. Das Wissen ist ueberwaeltigend; die Technik imposant...   und die, die im Dunkel bleiben wollen mit ihren Machenschaften, sie
sind eine Schlangenbrut und wollen der bevorstehenden Vergeltung mit leeren Worten ausweichen. Es gibt Leute, die scheuen das Licht...

Der dritte Advents-Sonntag spricht daher die Frage an: der Mensch muss sich entscheiden, in welcher Richtung er im Licht weitergehen will; er sieht soviele Moeglichkeiten, Wege, Abenteuer... will der Mensch nun einen Neuen Himmel und eine Neue Erde...  oder soll alles besser beim Alten bleiben? Will er "Fuelle des Lebens" wirklich neu erkennen, neu sehen oder der alten dunklen fragmentarischen Vorstellung verhaftet bleiben ? Was heisst Erfuellung im Tageslicht gesehen und nicht im Dunkel der Umnachtung? Was heisst "Gluecks-Erfahrung" angesichts der
im Licht erkannten Weltwirklichkeit?

Der vierte Advents-Sonntag spricht von einer Ueberraschung: Wieder wird ein Mensch geboren, wie Tausende jeden Tag...   aber nun im Licht gesehen wagen es einige, den Menschen als "Gott mit uns" zu sehen. Hier hat der Inkarnationstrend
einen ersten Hoehepunkt erreicht: nicht nur Zeus ist im Roemischen Imperator inkarniert gesehen sondern der Jahwe Gott im Profeten Jesus von Nazareth.
Im angemessenen Tageslicht wird der Mensch anders gesehen als im Dunkel der
Chaosmaechte. Ein eigenartiges Licht, das da aufscheint...

Freitag, 29. November 2013

Der erste Advents-Sonntag 01.12.2013

ES ist wieder NEUBEGINN, ein neues Kirchenjahr, um das Leben des Profeten JvN im Jahreszyklus zu feiern. Advent heisst aber auch Ankunft: Ein NEUES kommt an! Was ist denn so NEU im KOMMEN begriffen ?
Natuerlich darf man erwarten, ein Erloeser werde uns geboren...   Tausende tun es
zummindest an Weihnachten...  aber seit der beruehmte Suendenfall von Adam und Eva als causal-Mythos gesehen wird, braucht "Erloesung" ein neues Konzept.

Wenn wir der EVOLUTION Gottes nachgehen, wie Gott sich in den Vorstellungen der Menschen entwickelte, dann kann man einen INKARNATIONS-TREND ausmachen - dem absoluten Gott gegenueber.
"Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen"   Hier wird die INKARNATION BESUNGEN...
Dem absoluten Gott wird ein INKARNATIONSPROZESS zugemutet und dem menschlichen Auge ein wunderbares SEHEN.

Die INKARNATION Gottes koennte als Erloesung erfahren werden:
Wenn das liebende Wort menschlich gesprochen wird und unter uns verweilt
und wir seine Wirkungen sehen ...  = Inkarnation Gottes !
Das Licht der Welt int nicht draussen im All sondern drinnen im Herzen; das Heil der Menschen ist nicht im Jenseits sondern im Diesseits angesiedelt; das Geheimnis Gott ist nicht  verschlossen sondern offen... d.h.  Erloesung ist nicht im "Sich-verschliessen" sondern im "Sich-gegenseitigen Oeffnen"... wo Verwundbarkeit zur Achtsamkeit fuehren koennte. Barmherzigkeit kaeme dann von den Menschen her und nicht von oben gnaedig gewaehrt.
Gott waere dann nicht der allmaechtige Schoepfer sondern die Menschen-
freundlichkeit, die sich ereignet  usw...  usw...

Ich hab' den Eindruck, dass wir Christen noch immer schwanken zwischen dem absoluten Gott und dem inkarnierten Gott. Vielleicht behagen uns beide: ein
allmaechtiger Gott und ein dem Tode ausgelieferter Gott.
Die FRAGE ist, welcher Gott tut uns heute gut? Sollen wir uns dem Allmaechtigen ausliefern und eventuell an seiner Macht partizipieren (the power invested in me)
gar in der Macht die Herrlichkeit sehen, oder ist es Zeit in der Menschenfreund-
lichkeit Gott zu sehen? Was ist schoener "maechtig" oder "freundlich" ?

Donnerstag, 21. November 2013

34. Sonntag C / Lk 23.35-43 / 24.Nov.13 ENDE

Wir feiern das Ende vom Kirchenjahr C, das Ende vom Glaubensjahr und das Fest von Christus dem Koenig.
Wenn das ENDE kommt, dann ist der Tod, das Nichts nahe; sei es empfunden als Erloesung oder Verdammnis. Dem JvN wird am Ende empfohlen: nun zeige was du kannst und rette dich selbst. Aber ein Koenig rettet sich selbst nur, wenn er sein Volk rettet. Beide sind gegenseitige Bezugsgroessen. Ein Mitleidender erkennt diese Gegenseitigkeit; ausgedrueckt im Vers: "Gedenke meiner o Herr, wenn du kommst in Herrlichkeit".
Diesem Glaubenden wollen wir am Ende des kirchlichen Glaubensjahres ein wenig auf die Spur kommen; ohne das Ende des Glaubens zu provozieren.
A) Der Glaubend ist eingebettet in die grosse humane Welle, die die Menscheit hervorgebracht hat: Jeder glaubt...   ohne "glauben" kein Leben. Etwas in mir glaubt (eher unbewusst), die Welt sei im moment und bis in eine ferne Zukunft in etwa stabil. Der Boden traegt, die Sterne sind fix, das Universum lebt. Jeder ist im Kern ein Glaubenstraeger; jeder partizipiert in etwa an dieser Human-Kraft.
B) Innerhalb dieser umfassenden existentiellen Glaubensueberzeugung, die erst menschliches Leben ermoeglicht, erscheinen Objekte, denen der Einzelne oder die Gemeinschaft den Glauben entzieht. Ich glaube nicht mehr an...  oder: ich glaube dir nichts mehr...Im Glaubensentzug verlieren einige Objekte ihre Wirkkraft.
zB. Ich glaube nicht an die heutige Welt-Oekonomie; oder: ich glaube nicht, dass Gott in das taegliche Geschehen eingreift. In der tragenden Kraftquelle des Glaubens aber bleiben die meisten Objekte erhalten; sie geniessen meinen Glauben
(zumindest irgendwie).
C) Glaube erscheint drittens als eine mentale, spirituelle, gar operationale Taetigkeit. Vor allem Getue liegen Entscheidungen (die meisten unbewusst und blitzschnell). Ich glaube an Gott bedeutet: Ich entscheide mich, dass es Gott gibt. Ich glaube an dich heisst: Ich entscheide mich, wir gehoeren zusammen. Ich glaube dir meint: Ich kann mich auf dich verlassen.  Es it klar: Leben ist die Spur meiner Entscheidungen. "glauben" heisst: Ich entscheide mich in aller Unsicherheit, einer Potenz Wirklichkeit zu geben, damit eher etwas ist denn nichts.
Wenn wir uns fuer Gott entscheiden, dann wird er Wirklichkeit

.

Freitag, 15. November 2013

33. Son C Lk 21.5-19 durchhalten

Wie noch heute so haben schon damals Viele die Schoenheiten der Natur, der
Kuenste, der Religionen bewundert... - da gibt es unzaehlige Erfahrungen...
und in dieses ERLEBNIS bringt Jesus den  "Schock der Wirklichkeit": ALLES VERGEHT...    Braucht es dafuer eine bestimmte Zeit ? oder braucht es dafuer
"Extra Zeichen" (Beweise) ?  Fuer den Illusionaer Ja...  Aber Jesus will, dass man
beides in die Waagschale wirft:
Die Geburt, das Aufbluehen - die Vernichtung, den Tod.
Der Realist Jesus sieht es so:
1. Beachtet mit grosser Aufmerksamkeit was geschieht und laesst euch nicht taeuschen: Inzwischen ist klar: "Leben ist Bewegung / Veraenderung" .
Es gibt den "Angel of Life"; alles ist auf dem Weg zum Besseren...  es gibt den "Angel of Death"; alles ist auf dem Weg der Vernichtung (decay). Bewundert die Schoenheit dieses Tempels und wisst: er wird zerstoert werden! Bewundert die Philippinen und erschaudert ueber den Haiyan (nicht zu vergessen: Tsunami,
Fluechtligsstroeme, Erdbeben, Revolutionen, Kriege, Hungersnoete, Seuchen...
Beide Engel kooperieren unmissverstaendlich.
2. Beachtet auch eure Erfahrung / Situation:
A) In dieser "Life / Death-welt" seid ihr daran "die Herrschaft Gottes" zu verkuenden,ihr seid mehr als nur eingeladen einen NEUEN Himmel + eine NEUE Erde einzufuehren - das ist nicht einfach!.
B) Wenn das Alte vergeht, werdet ihr von den Konservativen angeklagt; wenn die Erneuerung ausbleibt beschuldigen euch die Progressiven... und nach 4 1/2 billionen Jahren da explodiert unser Sonnensystem sowieso...
C) Eure christliche Weisheit und Gespraechsbereitschaft wird euch die Wanderung durch die Zeiten / Situationen erlauben; mit und ohne Erfolg...
In die "Leben + Tod - Welt"  (aufbluehen und vergluehen) blitzt ein ganz neues Licht,
das im "durchhalten" allein schon fuer sich spricht.
D) d.h. es geht in der Weltsituation schlicht und einfach ums "durchhalten":
Keine Rede davon: Gott ist das heraus-fordernde Licht in allen Dunkelheiten - in diesem "glauben" koennt ihr durchhalten. Aber es ist klar: Jesus ist sich bewusst: die eigentlichen Schwierigkeiten entstehen, wegen ihm (dem Jesus v Nazareth).
Es gibt eben ein Naturgeschehen (Leben + Tod) und ein Christusgeschehen (Auferstehung) - die beide bis heute noch nicht gegenseitig integriert sind..


Samstag, 9. November 2013

32. Sun C Lk 20.38 ein Gott der Lebenden...

Der Katechist fraegt ein Maedchen, was es denn zeichne. Es antwortet: "Ich zeichne Gott". Der Katechist meint: "Aber es weiss doch gar niemand, wie Gott aussieht". Das Maedchen: "Einen Augenblick bitte und sie werden es sehen".

Was das Maedchen tut: "Gott zeichnen", das tut die Menscheit als ganzes seit es Menschen gibt. Wir entwerfen Bilder von Gott. Die Geschichte, wie Menschen Gott "zeichnen" ist sehr interessant! Der Sieger-Gott, der Raecher-Gott, der Vater-Gott, Gott als Koenig, als Schoepfer (allmaechtig, barmherzig, liebevoll...);
Wer kennt nicht Marduk, Zeus, Wotan, Jahwe usw... Wie sieht Gott aus ?
Was soll man sich unter "Gott" denken ? Gott ist...
Vor allem fuer religioese Menschen ist es eine harte Entdeckung: Gott ist ein absolutes GEHEIMNIS. Keine Religion, keine Kirche, keine Theologie, kein Profet weiss "wie Gott ist". Die Fundamental-Theologie sagt als erstes: Gott ist ein
heiliges Geheimnis.
(Jesus - ein Kind seiner Zeit - hat den Gott seines Volkes gekannt und sein Beitrag
zu einem neuen Gottesverstaednis birgt noch heute grosse Ueberraschungen.)
Gerade weil Gott ein GEHEIMNIS ist, gibt es keinen andern Weg als zu entscheiden, wie wir Gott sehen. Von Gott reden heisst immer auch, sich von Gott ein Bild machen; sich ein Gottesverstaednis aneignen, ev. erarbeiten.
Die Faktoren, die zu einem Gottesverstaendnis beitragen, sind vielfaeltig, vielen
unbewusst (zB kulturabhaengig). Wie kommt der einst harte Jesuit Bergoglio
zu einem Gott der Barmherzigkeit ? Jene Mutter, die droht: Gott wird dich strafen, impraegniert im Kind das Image von einem strafenden Gott. Wenn die Kath. Kirche von Gott als "ens absolutum" spricht, kennzeichnet sie IHN als das
hoechste all-umfassende Sein.

Tote Menschen zeichnen Gott nicht (mehr), entscheiden nicht (mehr).Nur lebende Menschen denken Gott (je nach ihrer Art). Nur lebende Menschen entwerfen Gott und propagieren stets ihre Art von Gott. Gott ist zu allen Zeiten ein Gott der je Lebenden.
So sind wir heute eingeladen zu bedenken, welches Gottesbild wir praesentieren
und hoffentlich gelingt es uns, Gott ein attraktives Image zu geben.

Donnerstag, 31. Oktober 2013

31. Sun C / Lk 19.1-10 / Zachaeus

Gibt uns Lk ein Beispiel von Jesu Bekehrungs-Strategie ? Eine Erfolgsgeschichte!
Will er aufmerksam machen auf: Worauf es gewiss ankommt in der neuen Jesus-Bewegung ? Heute moechte ich die Erzaehlung so verstehen:

Vor vielen vielen Jahren stiegen unsere Vorfahren von den Baeumen hinunter ins
Flachland (K.Wilber) und gerieten in die Bewusstseins-Entwicklung...  u.a. wurde Transzendenz entdeckt und Goettlichkeit verortet. Der jenseitige Jahwe-Gott kam zum Vorschein...  und Gottseidank die Neugier blieb erhalten... brannte auch in  Zachaeus, einem tuechtigen aber im engen System der Oekonomie Befangenen.
Neugierde allein genuegt nicht. Wer den JvN einigermassen kennen lernen will, muss einen Standort-Wechsel erklimmen... aus der engen starren oekonomischen Lebenssicht kann der Profet aus Nazareth in seiner Botschaft nicht erkannt werden. Und wer ihn aus einer hoeheren Sicht zu Gesicht bekommt,
erlebt ihn zuerst unabdingbar als Einladung. Jesus ist mehr an Zachaeus interessiert als dieser an Jesus.[Da Jesus in Jericho keine Zweitwohnung hatte blieb ihm nicht anderes uebrig als die gewuenschte Begegnung in das Zacharias Haus zu verlegen].
Eine solche Begegnung ist bis heute aeusserst umstritten. Die Kirche und der korrupte Reiche. Der Reiche sieht sich veranlasst, sich fuer die Gnade der Einladung zu rechtfertigen. Er wird von nun an die Kath. Soziallehre in die Tat um-
setzen. Und darum ist dem Haus Zachaeus Heil widerfahren weil von dort aus nun Gerechtigkeit ausgeht. Ein gesellschaftlicher Werteverlust ist durch diese Einladung kompensiert worden.
Eine arme Kirche muss auch aufgeweckte korrupte Reiche einladen - nicht um zu betteln - sondern um sie vom ihrem Wert und von ihrer Verantwortung als Teil der Gesellschaft zu ueberzeugen. Auch ihnen gilt die Frohbotschaft...

Sollte im heutigen Weltfinanzsystem die kirchliche Ueberzeugungsarbeit Fruechte
tragen...  "dazu braeuchte es noch viel mehr Heiliger Geist"!  Die angesagte Armut
ist eine Spur davon...  zuwenig Theologen studieren Oekonomie!
[Haushaltungslehre - was im Brief an Timotheus vom Bischof verlangt wird]


Freitag, 25. Oktober 2013

30. Sun C / Lk 18.9-14 / Ist das moeglich ?

Den heutigen Text empfinde ich als sehr unverstaendlich, als missbehaglich...
ist er fundamental ironisch zu lesen oder eher als simple Alltags-skizze ?
A) Der Adressat:
Es scheint, dass der Lk-Jesus eine klassische Einschaetzung verteilt:
1. An jene, die stolz sich preisen als tugendhaft (als richtig! als recht-glaeubig!)
und die daher alle andern meinen verachten zu muessen  (als un-tugendhaft, als un-richtig, als un-glaeubig). Wer sich einbildet: er allein und einzig sei richtig und daher sind alle andern eigentlich falsch; der wird einst als "unrealistisch" gelten.
2. An jene, die sich als "angewiesen auf..." , als "ausgeliefert an..."  empfinden,
und dies auch noch wissen und bekennen. Wer also sich und seine Sicht nicht als allein richtig preisen kann, da er weiss, wie sehr er in allem der Begabung durch Gott anheimgegeben ist, der wird einst "realistisch" Anerkennung finden.
B) Das Gleichniss:
Der fromme Pharisaeer - mitten im Heiligtum - preist sich als "einzig"!
(der wahre Mensch, der vollkommen-perfekte in seinen und Gottes' Augen).
Der suendige Tax-Collector - im Heiligtum augenniedergeschlagen - bekennt
sich als in allem "begrenzt", als behindert, als erloesungsbeduerftig.
C) Die Lehre / die Warnung:
Wer sich als begrenzt versteht, stimmt eher mit der Wirklichkeit ueberein.
Wer sich als "einzig-richtig" sieht, verkennt bestimmt die Realitaet.
[biblisch: wer sich erhoeht wird erniedrigt, wer sich erniedrigt wird erhoeht.]
Ist das moeglich ?   Dass sich in 2013 eine Person, eine Gruppe, ein System,
eine Weltanschauung, eine Religion noch als "einzig- und allein-richtig" verstehen
kann, - das scheint mir total unmoeglich. Keine Ahnung von begrenzter Wahr-
nehmung, von interessegeleitetem Urteil, von kontextueller Situationsbedingt-
heit, von der Interaktion zwischen Subjekt und Objekt - ist das noch moeglich ?
Keine Ahnung von der Differenz zwischen der Wirklichkeit und deren Erscheinung ?
in der Geschichte in den Medien und im heutigen menschlichen Geiste ?
Ist Lk 18.9-14 ein Spiegel fuer meine Selbst-Einschaetzung ? 






Dienstag, 22. Oktober 2013

FATIMA 15 Taufen + 1 (20.10.13)

"Fatima" ist eine kath. Gemeinde im Slum-Viertel von Orwetoveni in Otjiwarongo
und hat eine "gruene Kirche" (ein grosser Baum mit soeben den ersten Fruehlings-blaettern).  Statt 200 Tn wie gewoehnlich kamen nun ca. 500 Tn zu dieser eucharistischen Baby-Taufe. Ein Frauenchor staerkte uns im Singen,
es war echt viel Bewegung in der Feier, ich selber sprach English und einiges
in Oshiwambo.
"FATIMA" bedeutet in der kath. Uebersetzung: Maria, bekannt als Mutter des Profeten Jesu von Nazareth, will ihren Glauben an Gott durch alle Zeiten hindurch manifestieren. Sie will ihr "fiat voluntas tua" deutlich als vorbildlich
zu erkennen geben.
In dieser gruenen manifestierenden Atmosphaere wurden die Baby's eingeladen als eigenwillige Persoenlichkeiten (eigener Name) in Zukunft ihre eigene Art von Christ-sein (in der Perspektive Jesu) zu praesentieren.
Unmittelbar vor der Proklamation des Evangeliums wurde im "effeta-ritus"
allen und jedem Baby einzeln zugesagt:
+ oeffne deine Augen um die Schoenheit der Welt zu erkennen
                           und um die Gestalt der Kirche wahrzunehmen.
+ oeffne deine Ohren um der Musik der Welt zu lauschen
                           und um das Wort Gottes zu hoeren.
Eine Predigt hat sich eruebrigt, die Sprache der Riten sagt genug:
+ Leben in Gott ist - wie bei Jesus -
                                eine befreiende weltgestaltende Ausstrahlung.

Bei der Gabenbereitung brachten die Tauffamilien natuerliche Gaben fuer ein gute
Mahlzeit an den Altar...  aber nur 10% der Tn war bereit, das "Brot des Lebens"
zu empfangen.
Am Ende der Feier symbolisierte das weisse Kleid das spirituelle Immunsystem
gegenueber den Zerfallskraeften der Gesellschaft und die Taufkerze sprach deutlich wie sehr der Christ als Licht im windigen Dunkel wirken kann.
Nach der Feier gingen wir noch in den Staats-Spital um das 16. Baby (gestern eingeliefert) feierlich zu taufen.
Diese gruene Tauf-Feier war gewiss eidrucksvoll -
aber in unserer gegenwaertigen Duerre reichen ein paar Tropfen Wasser nicht fuers Ueberleben.

Samstag, 19. Oktober 2013

29 C / Seine persoenl. BESTIMMUNG durchhalten...

Lukas zeigt uns Jesus auf dem Weg nach Jerusalem... dem Weg zum sicheren Tod.
Auf diesem Weg braucht es AUSDAUER und TREUE zur persoenl. BERUFUNG, das will die kleine Geschichte uns versichern!
In Lk 18.1-8 beharrt die Wittwe auf ihrer Berufung, das Recht einzufordern...
und der ungerechte Richter  steht zu seiner Bestimmung dem Recht zur Geltung
zu verhelfen  (seine Motivation ist dabei sehr fragwuerdig!)

Es gibt in der Weltgeschichte seit langem da und dort eine von Menschen ausge-
handelte Gerechtigkeit: "einander leben lassen".  Dazu ist eine Balance der Gesetze noetig...   es sind die beruehmten "Staats-Verfassungen", sei es jene der
Schweiz, jene von Namibia... die das "einander leben lassen" regeln. In dieses gross-
artige weltweite Regelwerk wird Salz eingestreut: Jede Person muss / sollte / darf seine eigene persoenliche Bestimmung zum Wohl des Gesamten einbringen.

Es ist die persoenl. Bestimmung Jesu: Ins juedische "einander leben lassen" die Herrschaft Gottes einzubringen. Da aber die Herrschaft Gottes schon geregelt ist, sei es in der Natur oder im Gesetz...  wird Jesu Intervention als Stoerung empfunden. Was soll das...: "Gott mehr gehorchen als den Menschen", od: "einander lieben"  od: "Barmherzigkeit statt die Opferindustrie" .? ?   Jesus ist ein gefaehrlicher Stoerenfried...  wie soviele Profeten...          damit das von uns beherrschte und zu unseren gunsten wirkende Regelwerk nicht gestoert wird, ist es besser und sicherer den Stoerenfried zu eliminieren oder wenigstens verstummen zu lassen; diesen Jesus zum Tod zu verurteilen ist eine simple Sicher-
heitsmassnahme; es wird sich ein Weg finden lassen...

Jesus musste seine persoenl. Bestimmung in einem laengeren Prozess entdecken,
dann in der Praxis klaeren, Missverstaendnisse ausraeumen und gegen Widerstand
verteidigen...   und dabei gewaltlos und barmherzig und liebend agieren...
Wird ER das durchhalten ? ?  Zu seiner Bestimmung stehen ? ?  Das ist eine klare Frage, die uns alle angeht...  gegen alle Unsicherheiten und Widerwaertig- keiten  zu seiner eigenen Bestimmung zu stehen...In einem korrupten
System sich auf die persoenl. Gegen-Bestimmung berufen... das ist nicht so einfach...    es wird ihm wohl kaum jemand glauben !








 

Donnerstag, 10. Oktober 2013

28. Sonntag C - einer fuer alle: 10%

Heute am 13.10.13 zeigt sich Lk (17.11-19) als Realist. 50 bis 70 Jahre nach dem Wirken des Profeten JvN sieht er nur wenige orthodoxe Juden, sich zur Jesus-Bewegung zu bekennen. Fuer viele ist die Botschaft Jesu zwar eine Auf-
weckung, eine kritische Erneuerung, eine Heilung, gar eine erhoffte Rettung.
Heilung = aufrechtgehen statt liegenbleiben
                normal ungehindert wirken statt behindert auf die Seite geschoben
                natuerlich in Gemeinschaft leben statt isoliert verhindert.
Entgegen dem Mut zum heilenden Prediger und zu seiner unvollkommenen Bewegung "zurueckzukommen",[ von der Mutter-Kirche zur Tochter-Kirche umzuziehen], da spuerten die Menschen, das ist ein zu risiko-reicher Umzug.
Den Jahwe-Gott zu preisen das war normal; festzustellen, dass die Jesus Botschaft erneuert und heilt, das war eines... gewiss wirkte Jeus viel Gutes... aber der Bewegung beizutreten, ihm zu danken: d.h. zusammen mit den neuen Christen Abendmahl / Eucharistie zu feiern, dieser Entscheid gelang nur wenigen orthodoxen Glaeubigen, eher noch den Randstaendigen (Samaria / Galilaea).

Wir machen heute die selbe Erfahrung. Das Christentum hat sehr viel Gutes gewirkt (so die allgemeine Einschaetzung), aber es einzusehen und es  zuzuge-stehen (ev. in der Oeffentlichkeit) und in der heute gespaltenen Kirche  gemeinsam Dank zu sagen (Eucharistie ! ) das gelingt nur wenigen. Sind es 10 % ?
Wo liegt das schwerwiegende Problem? Im schlechten Resultat / Misserfolg ?
Die 90 % erneuert Geheilten, die sich als gerettet entdecken, sie verbleiben im angestammten Glaubens-Verstaendnis: Der Jahwe-Gott und in seinem Namen Jesus hat sie "aufrecht, ungehindert wirkend, in der Gemeinschaft beheimatet" gemacht.  Das ist eine erfrischende Erfahrung - aber es gibt nichts Neues !

Wer den Entscheid faellt in der Jesus-Bewegung mitzugehen - wer in der Eucharistiefeier ihm dankt, vernimmt die Botschaft: eigentlich ist es nicht Gott, nicht Jesus, sondern: "Dein Glaube hat Dich gerettet".
90 % der Christ-Glaeubigen meinen kurzsichtig: ein Aussenstehender, jener auferstandene Jesus, habe sie gerettet. Sie wissen noch nicht, dass ihr Leben eine "Glaubens-Angelegenheit" ist. Vielleicht sollten wir Christen, bes. jene,
die Eucharistie feiern, mehr Aufmerksamkeit dem "glauben" schenken.

Freitag, 4. Oktober 2013

27. Sonntag C "fan the gift of God into a flame"

Wenn ich probiere die drei heutigen Texte auf einen Nenner zu bringen, dann erscheint mir "glauben" als vorgegebenes Thema. Im juedisch-christlichen Welt-
verstaendnis war "glauben an Gott" selbstverstaendlich. Je staerker umsobesser.
Der Profet Habakkuk (1.2-3; 2.2-4), als er die sozial-politische Not-Situation und die Untaetigkeit Gottes dazu beklagt, schreibt in seiner Vision: der aufrechte Mensch wird ueberleben durch "glauben". [Das erinnert an M. Luthers: gerettet
durch den Glauben"]
In 2 Tim 1.6-8 ermahnt "uns" Paulus: das Geschenk des Glaubens zu beleben [das
Feuer unter der Asche wieder auflodern lassen / das erinnert an Abt Werlen].
Wie soll ich "fan into a flame" ins Deutsche uebersetzen? eine Flamme entfachen
oder (negativ) in die Flamme blasen (damit sie erlischt)? Im paulinischen Kontext
uebersetze ich: "glauben" in eine weltgestaltende Kraft steigern. Und es scheint,
dass Paulus meint, das liege an uns.
Bei Lk 17.5 dagegen erwarten die Apostel (und damit die Kirche) von Jesus:
dass er ihr "glauben" staerke. Jesus reagiert mit einem motivierenden Bild von unglaublicher Macht -  so als wolle er andeuten: ihr selbst muesst euch dazu anstrengen, euer "glauben" zu steigern.

"glauben" ist ein naetuerliches humanes Phaenomen: der Boden traegt,
Brot ernaehrt und Wein erfreut, der Kosmos ist fest geordnet und das Universum
bewegt (und frueher: und Gott lenkt). Ohne dieses "glauben" ist weder alltaegliches "leben" noch eine "Weltanschauung" moeglich.
Heute ist "glauben"  darueberhinaus ein religioeses Phaenomen indem einige Menschen so weit gehen, sich einem Geheimnis Gott anzuvertrauen.
Klar ist, dass "glauben" die staerkste und urspruenglichste Kraft ist, das Konzert der Macht zu dirigieren.

Hinweise dahin, wie "glauben" staerken, sind daher angebracht:
A) Natur / Kosmos-meditation ist angezeigt (mit der Vernunft die Natur durch-
dringen bis zum "staunen" und sich dann eine Weile ueber-geben).
B) Erfahrungen achten (sie auf ihre Bedingungen hin analysieren, dann sammeln,
und sie als gegeben eine Weile aushalten).
C) Wissen, dass alle Aussagen ueber Gott menschengemacht sind, daher eine
Weile darauf verzichten und ins totale Nichtwissen hineinvertrauen.






Samstag, 21. September 2013

Lk 16.11 eine Bewaehrungs-Probe

Es gibt in unserem Leben "Bewaehrungs-felder", wo wir zeigen koennen (uns selbst und andern) wer wir tatsaechlich sind:  Jesus verweist uns heute auf so ein
Feld (Lk 16.1-13). Wenn ihr mit Geld - diesem kleinen beschmutzten Ding - nicht glaubwuerdig umgehen koennt, wer soll euch denn den wahren Reichtum anvertrauen? Wer also faehig ist, sein Geld vertrauenswuerdig zu managen, dem darf man die Fuelle des Lebens anvertrauen - wenn nicht, vergiss die Fuelle!

Beim christlichen Geld-Management sollte man sich zuerst der Grundfrage stellen: Welchen Stellenwert hat Geld fuer mich? Und bin ich faehig seinem Stellenwert gerecht zu werden ?
A) Wenn Geld Dir das wichtigste ist,  kannst du diesem Anspruch entsprechen?
B) Wenn Geld dir nichts sagt, kannst du das verwirklichen? sog. Armutsgeluebde.
C) Wenn Geld dir wichtig ist, kannst du dementsprechend handeln ?

Ich nehme an, die meisten von uns gehoeren zu C) Geld ist uns wichtig; und zwar
fuer mich und fuer andere und deshalb begleitet uns die Frage:
wie werde ich reich?
- reich durch stehlen ist weit verbreitet und wird global unterschaetzt
- reich durch betteln ist selten; fuer viele der einzige Weg wenigstens fuer etwas
- reich durch teilen ist normal und empfehlenswert
- reich durch arbeiten gilt als zulaessig, als zeitgemaess und richtig.

Gelderwerb durch "arbeiten" gelingt best durch ein zuverlaessiges, transparentes
und ehrliches Geld-Management.
Regel 1) schreibe deine Buchhaltung! Einnahmen - Ausgaben - Betrag
              ohne Buchhaltung: du giltst nicht als serioes
Regel 2) du kennst very well deine Geld-situation / du weisst wie's steht; daher
Regel 3) du bekennst (auch oeffentlich) ICH bin mein eigener Geld-manager.
Damit hast du die erste Bewaehrungsprobe bestanden - man kann dir auch mehr
anvertrauen (als nur Geld). Papst Franziskus hat verstanden, dass dies auch fuer die Kirche gilt. Umgang mit Geld ist eine ihrer sichtbarsten Bewaehrungs- probe, Glaubwuerigkeitsprobe. Eine Buchhaltungspruefung gehoert daher in jeden Firm-Unterricht. Darum wird die Diskussion uebr das schweiz. kirchl. Finanz-system so wichtig. Man muss sich als getauft und gefirmt fuer sein Geld (und spaeter fuer das Geld der Kirche, der Nation, der Welt) verantwortlich zeigen; ich bin faehig, dieses "peanut" richtig zu handhaben - du bist geeicht fuer mehr...

Freitag, 13. September 2013

24. Sonntag C / 150913 / am Ende ein Fest...

Lk 15.1-32 macht uns darauf aufmerksam, dass Jesus attraktiv ist, und zwar sowohl fuer die Phariaeer als auch - und noch mehr - fuer die Suender. Er gibt sich mit ihnen ab, hat Zeit fuer sie, ladet sie ein, hat ein Wort fuer sie - er muss wirklich intressiert sein an ihnen...  das ist ein frommer Vorwurf ... und er stimmt!
Lk gibt uns drei Parabeln, die das Interesse Jesu an den Suendern erklaert:
   + das verlorene Schaf     + die verlorene Drachme    + der verlorene Sohn

Was ist der Grund fuer dieses Interesse?
In der Sicht Jesu sind Suender "verlorene Menschen".
Sie haben eine Situation, eine Chance, eine Erfuellung verpasst...  sie haben es verpasst, das richtige zu tun (das Reich Gottes aufzubauen); verpasst, fuer andere zu sorgen (sie sind eigensuechtig). Sie haben es verloren zu wissen: was ist gut fuer sie selber, fuer die andern, fuer das Gemeinwohl - noch mehr: sie haben nicht mehr die Kraft, das Gute zu tun. Anstatt auf die "Fuelle des Lebens fuer alle"
sind sie auf "Einzelheiten fuer sich" ausgerichtet.
Die Gleichnisse zeigen auf, was denn die Suender noetig haben:
a) Einfuehlungsvermoegen und Barmherzigkeit;  b) jemanden, der sich um sie kuemmert, nach ihnen Ausschau haelt, an ihnen interessiert ist;  c) sie brauchen die Herausforderung, sich zu bekehren;  d) sie brauchen die Erfahrung, in die Ge-
meinschaft eingeladen zu werden (anstatt ausgeschlossen zu werden);  e) sie
sind auf gute Beispiele angewiesen;  f) vielleicht brauchen sie "Uebungen im Guten";
g) und vor allem, es muss ihnen gezeigt werden, dass, wenn sie sich bekehren, wenn sie auf den rechten Weg zurueckkehren... dann herrscht in der Gemeinde grosse Freude... es gibt ein Fest.
Wenn Du Dich auf den rechten Weg zurueckbegibst, dann ist das gut fuer Dich, gut fuer alle und vor allem gut fuer das Gemeinwohl.
                                             JESUS VERMITTELT DIESE ERFAHRUNG.
Heute hat jede Christliche Gemeinde eine bekannte Strategie "uns Suender vom Uebel der Suende zu befreien".  Frag nur den Pfarrer...
Aber, wenn er zu beschaeftigt ist mit seinen 99 rechten Glaeubigen; wenn er die
Hoffnung auf die Bekehrung der Suender aufgegeben hat; wenn er die Bekehrungs-
strategie nicht kennt; wenn er meint, dies sei zu schwierig und zu kompliziert...
dann braucht er wirklich Ferien, ev. ein Sabbat-Jahr oder ein zeitgemaesses Pastoral-Training und eine Meditation ueber "sekulares Christentum"...
und vor allem: JESUS HAT EINE ALTERNATIVE GEZEIGT !

Montag, 9. September 2013

23. Sonntag C / Katastrophen - Messe

Gestern war ich seit langem wieder mal fuer Kalkfeld gebucht. Ein schwer "verwaistes Dorf" 60 km nach Otjiwarongo auf dem Weg nach Omaruru. Das
Handels-Ministerium baut dort gerade ein Touristen-office fuer mehrere
Millionen N$ (gewiss ein "weisser Elefant").
"Katastrophen-Messe" meint: niemand hat etwas vorbereitet und niemand weiss was zu tun ist. Ich werd dann zum "Regisseur".

Um 9h war gerade mal der Sakristan und ich vor Ort. Also warten. Um 9h45 begannen wir mit ca. 70 Tn. Welches Lied ?  Ich sprach Afrikaans, das Hochgebet
English. 1. Lesung Oshiwambo. Die Antworten waren ein murmelndes Durch- einander. Kurz vor der Predigt waren wir ca. 100 Tn ( 25 Erwachsene, mehr Maenner als Frauen! 15 zwischen 16 und 24 Jahre alt, 60 Kinder zwischen 6
und 18 Jahre alt, davon 10 ungetauft).

Da hab ich die Predigt umgestuerzt: "Wie wir Messe feiern wollen..."  mit den Augen, den Ohren, den Haenden und mit den Fuessen, mit Kopf und mit Herz.
Und wir haben "alles" eingeuebt. zB die Hand am Ohr heisst: "Ich hoere"; die Hand am Herz bedeutet: Ich schweige tief!  Auch die Haende singen mit...; die Gaben-
Bereitung wurde aktiviert... bei der "Wandlung" schauten alle aufs Brot mit der Ueberraschung, dass Jesus fuer die Welt Brot sein moechte... etc... etc...

Es wurde die Messe zur aktiven Auffuehrung...   gegen alle Regeln; aber sie waren alle "ganz dabei" und staunten wie lebendig sie alle sein koennen...  ich dankte fuer das intensive Mitmachen und entliess sie (in fuer uns unvorstellbare Situationen).

Moni gab einer Frau mit vier Kindern (sie sagte seit Freitag haetten sie nichts mehr zu essen gehabt) unseren ganzen mitgebrachten Verpflegungs-sack. Und Ailly sagte trocken: "it was funny".

Und mir blieb die Frage: was geht so schief in unserer Pastoral? Ob es mir gelingt,
mit unserem neuen Pfarrer von Otjiwarongo Fr. Josef Mutumbulwa darueber ins
Gespraech zu kommen? Vederemo....

Freitag, 30. August 2013

22. Sonntag C / I HAVE a DREAM

Am 28. Aug. 1963 - vor 50 Jahren - hielt Dr. Martin Luther King jr seine weltberuehmt gewordene Rede in Washington DC.
etwas frei uebersetzt: Ich hab' heute einen Traum... jedes Tal wird angehoben, jeder Huegel abgetragen werden... Berge werden geebnet ... und die Herrlichkeit Gottes wird offenbar... und alles Fleisch wird sie gemeinsam sehen... 
Von jedem Huegel her werden die Glocken der Freiheit klingen...
und wenn das geschieht, wenn wir der Feiheit es erlauben zu erklingen in jedem Dorf, in jedem Staat und in jeder Stadt - dann werden wir faehig jenen Tag schneller herbeizufuehren, da Gottes Kinder, schwarz und weiss, Juden und Heiden, Protestanten und Katholiken faehig werden einander die Hand zu reichen
und gemeinsam mit den Worten des alten Negro-Spiritual singen: Endlich sind wir frei; wirklich frei. Wir danken Gott dem Allmaechtigen: wir sind nun schlussendlich frei.

Vor 2000 Jahren verkuendete auch der Profet JvN seinen Traum: "Das Reich Gottes auf Erden hat nun begonnen". Die Evv schildern diesen Start.
Am heutigen Sonntag zeigt Lk 14.1-24 wie Jesus bei einem grossen Mahl mit den Phariaeern das Reich Gottes proklamiert:
A (14.2-7): Er heilt am Sabbat und zeigt so: das Goettliche Gesetz steht im Dienst der Entfaltung des Menschen; die Zeit der Heilung ist da.
B (14.7-11): Wer in all seinem Tun dem Gemeinwohl dient, der ist richtig.
C (14.12-14): Sein Tun gilt vor allem dem "Zu-kurz-gekommenen", so dass keiner
zurueckbleibt; Segen auch dem Letzten.
D (14.15-24): Und nun passt auf: die Chance der Verwirklichung des Reiches Gottes liegt im Jetzt; wer nicht handelt verpasst die Gelegenheit.

Am Weltjugendtag in Rio de Janeiro 2013 hat Papst Franziskus auch seinen Traum dargestellt: Steht auf und werdet aktiv....  ohne Angst....
tut euren Dienst am Heil der Menschen.

Darum sagt die Kirche am Schluss der Hl. Messe so deutlich:
Geht jetzt; und da Gott mit Euch geht habt den Mut Hand anzulegen...
ite missa est!
Und wenn ihr zur Messe versammelt wart, habt ihr da gespuert, dass Gott
einen Traum hat fuer seine Schoepfung und fuer die Menschheit; koennt ihr
Gottes Traum uebersetzen ins eigene Leben, in den Alltag... probier's mal!


Samstag, 24. August 2013

21. Sonntag C / 25.08.2013 / Bibel heute

Der letzte Sonntag im August ist dieses Jahr von der Bischofskonferenz zum
"Day of the Bible" erklaert. Die Bischoefe wollen die Glaeubigen ermuntern,
vermehrt die Bibel zu lesen.

Ich moechte folgende Ueberlegung vorlegen - zum mitdenken.
Die Bibel ist fuer mich eine Sammlung von Heiligen Erzaehlungen. "Erzaehlung" ist eine konstruktive Dichtung als Wirklichkeits-Beglaubigung. Heilig werden sie genannt, weil sie als vom Geist Gottes inspiriert gelten (und darum das fascino-
sum et tremendum Gottes zum Ausdruck bringen). Gott wird in der Bibel als
Wirklichkeit vorausgesetzt; wie Er wirkt und wie Er gesehen werden kann, wird
hier geschildert. Was Er will und was Er tut wird hier geoffenbart. Damit werden diese Erzaehlungen "Religion": sie verwalten den Menschen gegenueber das unaus-sprechliche Geheimnis Gott (und verschweigen, dass Gott als absolutes totales Geheimnis gar nicht spricht / der Mensch spricht fuer ihn, in seinem Namen).
Dass es nun in dieser Verwaltung viele Interessen und daher Konflikte gibt, ist sachgemaess. Diese Erzaehlungen (Mythen) werden fuer die meisten Menschen zu einem Beitrag zu ihrer Welt-Anschauung. Interessanterweise wird in der Bibel auch noch ein Beziehungs-Verhaeltnis zu diesem vorgestellten Gott angeraten.

Die erweiterte Vernunft konstruiert die Welt-Anschauung, aber sie greift auch immer mehr aus auf Welt-Aneignung. In diesem Prozess entstand innerhalb der Welt-Anschauung die epochale Unter-Scheidung zwischen Wirklichkeit und deren Vorstellung. Die menschliche Vorstellung von Welt und "wie die kosmische Wirklichkeit tatsaechlich ist", deckt sich nicht mehr. Diese Differenz hat es bis heute schwer, anerkannt zu werden. In dieser Differenz entstand die Natur-wissenschaft (Nwss) als sensorische Wirklichkeits-Beglaubigung.  Dazu werden "sensoren" entwickelt, die Messgeraete. Was nun gemessen werden kann, erhielt den Wirklichkeits-Status beglaubigt. Bei dieser Reduktion faellt alles "uner-mess- liche" ins Un-Wirkliche.

Diese neue reduktionistische Wirklichkeits-Erzaehlung (Nwss / Mythos) kann nicht mehr sehen, was noch die biblischen Mythen sahen. Einst ging die Sonne unter, die Geister tanzten, die Harfe gab Toene, die Menschen sangen und Gott waltete seines Amtes - in der heutigen Welt-Anschauung entwickelt sich aus dem Ur-Knall evolutiv die ersichtliche und ermessliche Wirklichkeit: alles was es gab und ins Vesier kan und alles was es gibt und erfasst weden kann. Es gibt heute fassbar die Wellen und Partikel, ihre Struktur, Laenge und Erfassbarkeit - und die dem Leben eigenen Modell-prozess, die Wirklichkeit konstruieren. 







Heute scheint mir die Situation so, dass die Menschen drei Welt-Anschauungen ausgesetzt sind: die humane Alltaeglichkeit (die Sonne geht unter / das Bier wird teurer), der nwss Mythos (die Erde umkreist die Sonne / die Economy) und der religioese Mythos (unser Jahwe-Gott ist der Creator der Sonne / der intervenierende Gott).
Um den kosmosbedingten Alltag zu bestehen gibt uns der nwss Mythos Instrumente in die Hand und der religioese Mythos (Bibel) macht uns darauf aufmerksam, dass wir im Mutterschoss Gottes heranreifen.









Montag, 19. August 2013

Himmelfahrt 2013

Sorry: Die deutsche Predigt-skizze, die ich zum Himmelfahrts-Fest komponierte,
geriet in meinen englischen Block: www.kameel-doring-boom.blogspot.com
Da ich nicht weiss, wie ich die Skizze an den rechten Platz transferiere, lass ich sie dort zum Einsehen stehen. Viel Vergnuegen.

Mittwoch, 14. August 2013

20. Sonntag C / "Das Feuer entfachen" !

A) Lk 12.49-51 gibt uns ein Erklaerungsversuch Jesu.Er sagt:
1. Ich verstehe mich als einer, der gekommen ist, den Einsatz fuer die Sache Gottes zu leben, zu praesentieren, zu aktualisieren.
2.) Ich wuenschte die Glut waere entfacht, das Feuer lodert! Die "Sache Gottes"
ist in Gang gekommen und sie laeuft (evolutiv nun) auf Hochturen.
3.) In diesem Einsatz ist Untergang, Zu-Grunde-Gehen, immer wieder miteingeschlossen (stirb und werde).
4.) Das bringt mich in grenzenlose Bedraengnis, tiefe Unruhe, in Sturm-Stimmung (in chaotische Zustaende) - was nun als "normal" gilt.
[Der Logos, der das Chaos zum Kosmos ordnet, wird hier nicht erwaehnt]...

B) In diesem seinem hier dargelegten Selbstverstaendnis folgt Jesus den alttestamentlichen Profeten. Auch diese sind fuer "die Sache Jahwe" eingetreten - und haben damit die soziologisch gewachsenen Einheiten gespalten - das Gleiche gilt fuer Jesus - und bis heute - bis in die Tiefen der Blutsver- wandschaft. Nicht mehr die Einteilung in weiss und schwarz, in Roemer od. Grieche, Mann oder Frau, gilt sondern: fuer die Sache Gottes oder gegen die Sache Gottes.
In der Botschaft Jesu geht es nicht um "irgendetwas" sondern um das Himmels- reich, das Koenigtum Gottes: um die Teilnahme an der Fuelle des Lebens.
Die einen sind dafuer, dass allen Menschen groesstmoegliche Teilnahme an der
"Fuelle des Lebens" zusteht, andere plaedieren fuer bestimmte Gruppen-Interessen
(Privilegien-Wirtschaft; Machtverteilung).Wer hat das Sagen? Moeglichst alle
oder nur best. Interessen-Gruppen? Das verlangt einen Grundsatz-Entscheid.

C) Wer sich zum Entscheid [fuer die Sache Gottes einzutreten] entschieden hat,
wird zum Gegner der "dunklen Maechte" (kalte Asche) und geraet in harte Bedraengnis. In dieser Situation beginnt das gemeinsame Suchen und Tasten nach "der Sache Gottes". Wenn sich Gott offenbart, d.h. sich sehen laesst, dann von allen menschlichen Augen und er laesst sich hoeren von allen menschlichen Ohren, tasten von allen menschlichen Haenden und lieben von allen Herzen. Nur in einem weltumspannenden Menschheits-Dialog wird die "Sache Gottes" etwas klarer (ein katholisches Konzil genuegt da nicht mehr).

Mittwoch, 7. August 2013

19. Sonntag C / Die Uebergabe

A) Es uebersteigt all unsere Kapazitaet, unsere Denk- und Gefuehlsfaehigkeit,
uns von Gott ein IHM entsprechendes Bild, eine richtige Vorstellung zu machen.
DAS GEHEIMNISS GOTT IST UNVORSTELLBAR !
Diese kirchliche Weisheit gilt bis heute und wird noch lange Geltung haben.
Sie ist offiziell vom kath. Lehramt und von den Theologen akzeptiert.

B) Die Erkenntnislehre sagt uns heute, dass wir Menschen faehig sind, die Wirklichkeit uns auszugsweise, auswaehlerisch und modellhaft vorzustellen.
Die Wirklichkeit erkennen, wie sie tatsaechlich ist, ist uns total verwehrt...
sei es durch die Enge des Auges, sei es durch dieWirkgesetze des Gehirns,
sei es durch die Schwingungsgrenzen des Gefuehls...

Die philosophische Erkenntnis-theorie und die Theologie stimmen darin ueberein:
wir Menschen sind begrenzt. Die Einsicht in die Begrenzung der Erkenntnis fuehrt uns auch in die Begrenzung der Grenzerkenntnis und oeffnet Raum fuer freie
Entscheidung innerhalb der Grenzen.

C) Mitten in dieser Begrenzung sagt uns Jesus (Lk 12.32 / vor 2000 Jahren):
es sei richtig, empfehlenswert und heilsam sich vorzustellen:
Es sei fuer den Gott-Vater ein echtes Vergnuegen, den Menschen die Fuelle des
Lebens (das Reich Gottes) anheim zu geben.
So muesste unser CREDO in 2013 nun beginnen:
Ich nehme an, es hat dem Geheimnis Gott gefallen, den Menschen in seiner Gegenwart die Fuelle des Lebens zu uebergeben.

D) Die logischen Konsequenzen:  groesstmoegliche Empfangs-Bereitschaft.
1. warten (auf den Tag, die Sonne, den Augenblick, die Gelegenheit) gelassen
2. empfangen (das Licht, die Sicht, / steigere die Aufnahme-Kapazitaet)
3. aktiv werden (gestalte das heutige Leben); gebaeren und begleiten...

Dienstag, 30. Juli 2013

18. Sonntag C / reich oder arm

Wer "hab-suechtig" ist, wie der Reiche in Lk 12.13-21, den sollte man fuer krank erklaeren und fuer toericht halten. Er ist von einem unreinen Geist befangen und bedarf der Heilung!
("habsuechtig ist, wer nicht erkennen kann, was er schon alles erhalten hat")

Jesus setzt sich bekanntlich dafuer ein, dass die Menschen reich und gesund leben - aber dies eben aus der Sicht Gottes... d.h.: allumfassend + wohlwollend! [nicht aus der Sicht anderer oder gar in eigner Sicht].

Dazu einige Hinweise:
A) "Reich - sein" muss man ja nicht nur auf materielle Gueter einschraencken.
Reich an Gnade, reich an Beziehungen, reich an Weisheit, reich an Einfluss,
reich an Wissen und Fertigkeiten, reich an Erlebnissen.. aber auch reich an
Problemen und Loesungen, reich an Schwierigkeiten... erfahrungs-reich eben!
Reich an Begabungen, reich an Sympathy, reich an Einsatz...
Richtig "reich-sein" muss gelernt werden - "Leben in Fuelle" ist nicht so einfach.

B) "gesund + sicher leben"; das ist ein ganz grosser christlicher Wert und
gehoert heute in den Firm-Unterricht. Wer das Leben nur mit materiellem
Eigentum absichert ist eben kurzsichtig, antisozial, narzistisch - er ist blind
fuer die Fuelle des Lebens und bedarf der Blinden-Heilung. Das Leben ist gesichert
"im Mutterschoss Gottes" und in der Nachfolge Jesu (der von sich sagt: Ich bin
die Auferstehung und das Leben). Wer nur von der AHV lebt, der kommt auf jeden
Fall zu kurz... Der Freundeskreis ist grosszuegiger!

C) Reichtum und Sicherheit ist nur richtig, wenn sie weitgehendst geteilt werden.
Hier liegt das heutige Problem: Akkumulation oder Verteilung. Wer auf R + S
verzichtet hat nichts zu verteilen - was fuer eine Blamage. Der Mensch muss
sich heute als Verteil-Agentur verstehen; das Wasser + das Wissen sind zu
ver-teilen - sind fuer alle da - das ist die Sicht Gottes.

Die Kirche ist jene Gruppe, die Reichtum und Sicherheit gerecht und barmherzig verteilt und sich dafur heilend und tatkraeftig einsetzt.
In diesem Sinne muss die Kirche auch am politischen und wirtschatftlichen Dialog
ernsthaft teilnehmen!

An diesem ersten August-Sonntag 2013 war ich mit der APC-Association in Otshikuku um an der AGA  "20 Jahre Arts-Performance-Centre-Otshikuku" zu
feiern).

Mittwoch, 24. Juli 2013

17. Sonntag C / Lk 11.1-13 BETEN


Beten ist weit verbreitet, bedeutet vieles, aber in neuerer Zeit eher:
Eine Beziehung herstellen zum Geheimnis Gott.
Jenachdem, wie Jemand das Geheimnis Gott sich vorstellt,
so wird dieser Jemand, seiner Vorstellung gemaess,
sich in Beziehung zu diesem Gott setzen:
+ ueber diesen Gott nachdenken (ihm eine mentale Existenz geben)
+ diesen Gott empfinden (im Gefuehl zur Wirkung kommen lassen)
+ auf diesen Gott hoeren (ihm zugemutete Aussagen abrufen)
+ zu diesem Gott sprechen (das Eigene ihm anvertrauen)
+ mit diesem Gott ein Gespraech inszenieren (Gott als Dialogpartner)

"Beten" ist eine Vorstellungs-Angelegenheit und trifft nicht das
Geheimnis Gott sondern narzistisch nur die menschlichen Vorstellungen.
Dies anzuerkennen, dass Gott fuer uns unzugaenglich ist, ist fuer viele
enttaeuschend. Sie fuehlen sich zu Hoeherem berufen.

Die christliche Erziehung sagte: Man kann aktiv auf Gott zugehen...
Ihn ansprechen etc... und Er hoert...  aber sie sagte nicht:
dass wir Menschen uns ein intrapsychisches Spiel mit Gott erlauben.
Die Erkenntnis-Begrenzung des Menschen wird nicht in Rechnung gestellt.
Noch denkt sich der Mensch nicht nur konstitutiv fuer die Weltanschauung
sondern auch fuer die Weltwirklichkeit.



In Wirklichkeit:
Unsere Vorstellungen/ Empfindungen von Gott sind nicht Gott!
Gott ist immer das Ganz-Andere, das in der Transzendenz erahnt, in der
Immanenz (Schoepfung, Religionen, Jesus) repraesentiert wird. 
Dieser erahnte und repraesentierte Gott ist in Wirklichkeit mehr als
abwesend (in seiner erahnten Herrlichkeit) und mehr als anwesend
(in seinen repraesentierten Wirkungen) - wie beim Baby im Mutterschoss.

Darum muendet das laute Beten stets in ein stilles Schweigen
auf dem Weg zur Geburt eines Heiligen.
Auf das Geheimis Gott aktiv zuggehen ist eines -
das Geheimnis Gott auf uns zukomen lassen ein anderes.

Donnerstag, 18. Juli 2013

16. Sonntag C / Eine Annaeherung

Die Lukas-Geschichte von Martha und Maria (Lk10.38-42) versuche ich auf drei
verschiedene Arten zu lesen:

A) Ich lese den Text wie eine Reportage: Lk berichtet wie es war...
Da frag ich mich, warum Jesus, der doch soo viel vom Dienen haelt, die Maria nicht anweist, der Martha zu helfen...
Anderseits muss der Profet von Nazareth Martha fuer anmassend halten, wie wagt sie es nur ihm zu sagen, was er tun soll...
Ist es die Paedagogik Jesu, Maria wachsen zu lassen (fuer ihren Zustand hat sie das richtige Verhalten gewaehlt), bis sie selber merkt: dienen ist der Koenigsweg.

B) Ich lese den Text als eine belehrende Skizze von Lukas: eine Mahnung...
In der Zeit von Lukas werden viele Glaeubige auch sehr beschaeftigt gewesen sein,
sogar in der Jesus-Bewegung, um diese auszubreiten...und es gab recht ver-
schiedene Stroemungen; sogar Gegensaetze... in dieser Situation genuegt es nicht, den Tisch wunderbar zu bereiten, die beste Musik auszuwaehlen, rethorisch
zu glaenzen....  das tiefe Hinhoeren auf Jesus, das Wort Gottes, ist die Loesung.

C) Ich lese den Text als wie ein Wort Gottes an mich; ein Aufruf...
Zuerst frage ich mich: bin ich eher Martha oder Maria; wie diese beiden freue ich mich Jesus zu kennen; ich bin auch irgendwie mit seinem Vorhaben engagiert.
Bin ich auf der Stufe von Martha?: einerseits stark um den Herrn bemueht, ich sorge mich um ihn und sein Reich - sehe aber, dass er meinen Trend nicht unterstuetzt; Herr sag den Menschen, sie sollen mir helfen... zu bekehren brauch
ich mich nicht; wozu auch?
Bin ich auf der Stufe von Maria?: Noch brauche ich die Worte Jesu, seine Aufmerksamkeit, um zur dienenden Haltung emporzuwachsen...das richtige zu tun
"beten und arbeiten" gegenseitig integrieren / entweder oder ?
Wieviel Meditation ?, wieviel Aktivismus ? Wie verhalte ich mich dem Herrn Jesus
gegenueber? (der seit der Himmelfahrt verschwunden ist).

Freitag, 12. Juli 2013

15. Sonntag C / 14.07.13 / WER ist mein NAECHSTER ?

Der Ausgangspunkt fuer die neue Frage ist eine alte Frage: "WAS muss ich tun,
um die Fuelle des Lebens zu erhalten?" Und in der ersten Antwort sind sich Jesus und der Jurist einig: Lk 10.25-37 "Gott lieben - und Deinen Naechsten wie Dich selbst!" So steht's seit alters geschrieben - und - Im neuen aufzubauenden Reich Gottes ist diese Regel das erste Ueber-Lebensgesetz!
Es ist die Bruecke zur Teilnahme aller an der Lebensfuelle.
Der Jurist weiss um die heiklen sozialen und politischen Hintergruende der Frage: WER ist mein Naechster und er will damit den Profeten JvN irritieren - in eine Falle locken; seine Loyalitaet pruefen.
Die Antwort Jesu steckt in der Geschichte vom "barmherzigen Samaritan".
Derjenige, der Dir gegenueber Barmherzigkeit ausuebt,
ist der NAECHSTE - IHN sollst Du lieben.
Der "Naechste" ist also nicht mehr der Blutsverwandte (der vom gleichen Clan),
nicht mehr der von der gleichen Partei, nicht mehr dein Hausnachbar, nicht mehr der mit der gleichen Agenda, nicht der Berufskollege, nicht der mit der gleichen Taufe, nicht der Reisegefaehrte - der, der dir gegenueber barmherzig ist, der ist dir am naechsten. Hier stiftet JvN eine neue Verwandschaft; er gewichtet eine ganz neue Naehe: lieben sollst du den, der dir barmherzig ist.
Nun muessen wir klaeren, was denn "Barmherzigkeit" meint.
Im Hebraeischen ist "Barmherzigkeit = Mutterschoss = Womb".
Der Mutterschoss ist jener Ort, wo du beschuetzt zur Fuelle des Lebens
aufwachsen kannst (hin zur naechsten Geburt).
Barmherzig sein heisst: biete dem andern "Schutz und Schirm", so dass er zur Fuelle des Lebens wieder und wieder geboren werde.
Und diesen "Deinen Mutterschoss, sollst Du lieben", er ist das beste und wichtigste fuer dich. Dein Leben gruendet auf dem Barmherzigkeits-Netz.
Mensch - was machst Du ohne Mutter-Schoss ?
Gerechtigkeit ist recht - Barmherzigkeit ist: die chance zum Leben geben.
Jesu Hintergedanke: Er weiss: Gott ist barmherzig -
und der Barmherzige spiegelt Gott als Mutterschoss.

Donnerstag, 4. Juli 2013

14. Sonntag C / 07.07.13 / Missions- STRATEGIE

Lk 10.1-20 zeigt uns die Missions-Strategie Jesu:
Jesus sendet  - als Vorlaeufer - zu zweit - 72 Juenger die FROHE BOTSCHAFT
zu verkuenden und zu heilen usw... usw...  (Das Gottesreich ist wirklich nahe).
Zuerst macht Jesus eine Festststellung: a) Die Ernte ist reichlich
                                                                   b) Arbeiter gibt's zuwenig
Dann gibt er "Instruktionen". eine ganze Menge... ( zeit- + kulturbedingt!)
Und zum Schluss hat er gut Zeit fuer Feedback und Evaluation!

Dieser Text kann als Saat, als Beispiel fuer eine 2000 jaehrige Missions-
Taetigkeit gesehen werden.

Die kirchliche Hierarchie hat seitdem Tausende von Priestern, Diakone
und Laien "in die Mission" gesendet...
mit der Feststellung: Die Mission wird immer schwieriger etc..
und mit den heutigen Instruktionen wird's immer heikler: Sind Armut,
Gehorsam und Zoelibat noch wirksam ? Lebenseinsatz oder Kurzeinsatz ?
Und wie stehts mit dem Feedback auswerten, mit der Evaluation ?

Und heute gibt's auch sehr viele die gehen auf MISSION aufgrund der Taufe,
sie haben keinen offiziellen Auftrag, hoechstens eine Jesus-Eingebung.

Heute veroeffentlicht fast jede Institution eine "MISSION", auch die Banken, der Staat, der Sport, die Vereine, die Stiftungen etc...
nehmen wir alle diese proklamierten MISSIONEN zusammen sehen wir
wo die Welt bewusst hin will,
sie geben der blinden Evolution eine bewusste Sinn-Richtung !
Der Christliche MISSION ist dabei wie ein Baum im "Nach-paradiesischen Garten"

Dienstag, 2. Juli 2013

RELIGION + EVOLUTION

Die RELIGION entwickelt sich

Es scheint, dass die Religionen auch der Evolution unterliegen.
Die darausfolgenden Konsequenzen sollten wir uns langsam bewusst
machen: Gott das Ergebnis der Evolution.

Letzten Sonntag hab' ich bewusst den Profeten Elija vorgestellt:
Diesen "trouble-maker", aberglaeubischer Feuertest + Priestermoerder,
der mit einer Toten-Erweckung die Witwe ueberzeugt und mit Engels-
nahrung den Sinai erreicht, wo Gott ihm begegnet nicht im Sturm,
nicht im Feuer, nicht im Erdbeben, aber in sanfter Wind-Stimme.

Schon Lk stellt ihn neben Jesus (Lk 9.28-36) umso mehr wir heute
um die Entwicklung der juedischen Religion festzustellen.
Dass die Religionen (und damit auch die Gottes-Vorstellungen) sich
entwickeln, ist eine ganz wichtige Einsicht.
In der Jesus-Verkuendigung zeigt sich ein Teil des Judentums faehig:
keine Rache mehr; kein Feuer-Test mehr - dafuer: Gott ruft ins Leben;
Gott ist Nahrung...
So wie Moses die mesopotamischen und aegyptischen Gottesvorstellungen
in Richtung Ein-Gott (Monotheismus) weiterfuehrte, so wird Jesus den
juedischen Theismus zur Inkarnation Gottes weiterfuehren.
Und heute (1965/2013) bekennt sich die Jesus-Bewegung zur Religions-
Freiheit, akzeptiert die nwss Theorie von der Evolution und kann langsam
auch die Saekularisation wuerdigen..., sie versucht die Theorie von der
allgemeinen Menschenwuerde in die Praxis zu uebersetzen... und vielleicht
gelingt es der Jesus-Bewegung noch in diesem Jhh, die metaphysische
Barriere gegen die Inkarnation zu ueberwinden.

Samstag, 29. Juni 2013

13. Sonntag C  /  30.06.2013  /   KEIN   THEMA ?
In der Predigt sollte sich der Prediger ans Kirchenjahr und an die Tages-Lesungen halten. "Die gewoehnlichen Sonntage im Kirchenjahr" haben kein Thema; und wenn
die Aktualitaet weder in Welt noch in Kirche etwas bietet - dann kommen die
Lesungen erst recht zu Bedeutung. Also:
1. Lesung ( 1 Kings 19.16-21 ): Soll der Profet Elijah Thema werden ?
    Der Moerder der Baalspriester im Namen Gottes und der groesste "trouble-
   maker" in Israel (im 9.Jhh vor Christus). Der die Feuerprobe praktizierte und
   Gott als Regenmacher sah. Und zu ihm auffuhr im brennenden Wagen...
2. Lesung (Gal 5.1,13-18): Paulus insistiert: "Ihr seid zur Freiheit berufen".
    Gilt das nach dem 2. Vaticanum auch fuer die Katholiken und die heutigen
    Baalspriester ?
3. Lesung (Lk 9.51-62 ) Teil 1) keine Rache please! Also keine Rache an denen,
die JvN nicht aufnehmen; oder die dem Bischof nicht gehorchen...
                                      Teil 2) 3 Nachfolge-regeln:  A) kein Bett; B) Tote sollen
die Toten bestatten (nicht ihr)  C) kein Zurueckschauen...

Was ist nun das Richtige von dieser Vielfalt fuer die St. Anthony-Gemeinde ?
Das Thema "Berufung" koennte als roten Faden in den Lesungen gesehen werden.
Aber was hat die Gemeinde mit "Berufung" zu tun? Dass "Gott alles in allem beruft"
wird als allgemeine Glaubens-Tatsache festgehalten - ist das nicht genug? Soll etwa die Gemeinde "berufen" ? WIE? WEN? WOZU? WARUM?  Was wuerde denn geschehen, wenn die Gemeinde wirklich aktiv wuerde?: Die rufende Stimme Gottes auf Erden (in Otjiwarongo) - was wuerden die Leute und die vielen andern Kirchen sagen? Man muss heute schon zufrieden sein, wenn die Kirche voll ist und die Leute den Gottesdienst als "hilfreich" erleben. Ob die Predigt da mithilft?
Von einem demokratischen Berufungsystem in der Kirche kann man nur traeumen - in der Wirklichkeit keine Spur davon.

Samstag, 22. Juni 2013

12. Sonntag C   Lk 9.18-24   

                           KENNEN WIR JESUS ?

Heute trifft uns die FRAGE Jesu: Was sagt IHR, wer ich bin ?
Diese Frage wuerde ich gerne auch oefters stellen! Manchmal bin ich neugierig.
Aber in bezug auf Jesus sind wir in einer kritischen Lage. Zuerst haben wir den
Jesus uebernommen, den die Kirche uns lehrte.Wir kennen IHN nicht persoenlich.
Katholiken kennen den "katholischen Jesus" - und der ist eine starke Mischung:
Nach den vier Evangelien haben in 2000 Jahren viele am Jesus-Bild mitgemischt:
Irenaeus, Franziskus, Ignatius, Therese vom Kinde Jesus, Teilhard de Chardin
und nun auch Prof. Ratzinger etc...
Diesen viel-farbigen Jesus verkuenden wir und versuchen ihm zu folgen.
Es stimmt: Jesus hat viele Gesichter...

In unserer Uebung IHM zu folgen erhalten wir heute drei Regeln:
1.) Eine Vor-Bedingung: "sich selbst verleugnen" (ein schreckliches Wort!)
Gemeint ist: Ich bin nicht mein eigener Gesetzgeber, Ich bin nicht mein eigener
Richter - ich bin "nur" mein eigener CEO, die Executive!
Ich trage die ausfuehrende Verantwortung - das Beste aus mir herauszuholen.
2.) Eine Norm-Bedingung: "das eigene Kreuz zu tragen". Ich muss die Konsequenzen meiner eigenen Entscheidungen annehmen.
3.) Und nun die Nach-Folge Jesu bedeutet:
a) Sein Projekt Nr 1 als mein Projekt uebernehmen: Das Reich Gottes auf Erden verwirklichen. In meinen Unternehmungen, in meinem Beruf, in meinem Sozial-Leben soll das Reich-Gottes-Verwirklichen erste Prioritaet haben.
b) Seine Methode anwenden: gewaltlos, erzaehlend, berufend handeln.

Gewiss ein anspruchsvolles Programm - das koennen wir nur in einer soliden
Gemeinschaft ausfuehren. Und noch etwas: Wir haben immer wieder ein
neues und mehr biblisches Jesusbild zu entwerfen - und eines, das auch fuer
die heutigen Menschen annehmbar ist - ein "zeitgemaesses Jesus-Bild".






Freitag, 14. Juni 2013

11.Sonntag C / 16.06.2013 / Lk 7.36-50

Eine aufschlussreiche Erzaehlung von VERGEBUNG.

Wir als Hoerer kommen von Paulus her, der eben in der 2. Lesung (Gal 2.16-21)
uns darauf afmerksam machte: dass die Einhaltung der Gesetze uns nicht erloest,
denn sie offeriert keine Vergebung (ermoeglicht wohl aber die kalte Koexistenz ). Erloest werden die Menschen im Entscheid fuer Jesus Christus, denn dieser ist Vergebung (und wird darin als Zeuge Gottes gesehen).

Dieser paulinische Grundsatz wird im heutigen Ev dargestellt.

A) Der einladende Pharisaeer ist durch das Gesetz als gerecht deklariert:
er hat Jesus als Kollegen an den Tisch geladen und mit ihm das Mahl geteilt.
Er tat "was sich gehoert". Er ist in der Theorie einig mit Jesus, dass die Verzeihung zwar Liebe pro-voziert, aber er weiss: Nur die Einhaltung der
Gesetze macht gerecht vor Gott und den Menschen.

B) Die eindringliche Frau dagegen wird durch das Gesetz als Suenderin deklariert -
aber, da ihr Jesus Verzeihung zugesprochen hatte (was er ja von gesetzes wegen
nicht durfte) tut sie, was fuer eine Suenderin sich nicht gehoert, sie liebt ihn und zeigt das auch recht deutlich; was den Gastgeber an Jesu Profetenrolle zweifeln laesst.

C) Das gewagte Risiko... (im christlichen Ethos):
Je mehr Schulden Du anhaeufst, je groesser ist der Nachlass...
Je mehr Du suendigst, desto groesser die Verzeihung...
Das toent (in einigen unglaeubigen Ohren) wie eine Einladung - ist es aber nicht!
Sondern: der Verzeihungs-Grundsatz bringt 2 wichtige Auswirkungen:
1.Er nimmt dem Glaeubigen die Angst vor dem Einsatz (da doch jeder Einsatz das Risiko der Suende in sich traegt). Wer sich einsetzt setzt sich aus...
Die Angst vor dem Suendigen ist durch Jesus geheilt; ein Christ ist mutig auch in
sittlich gefaehrlichen Situationen cf. Politik, Geschaeftswelt etc...
2. Er erloest vom laehmenden Suendengefuehl; als ob Suende von Bedeutung were. Wer sich als Super-Suender entdeckt, muss daran nicht verzweifeln - es gibt einen erfrischenden Ausgang.

D) Liebesmystik.   Lk 7.44-50
Traenen der Freude oder des Leids als Wassertropfen netzen seine Fuesse.
Kuesse als Liebesgesten / -taten erfreuen sein Herz.
Haare als Winde erfrischen seinen Koerper.
Oel als Prinzenkroenung ehrt ihn als Auserwaehlten.
In der luk. Erzaehlung (44-50) scheint es, dass diese Liebestat von Mary von Magdala an einem realen Menschen, dem Jesus v.N geschah; d.h. es ist eine
A-Szene (sie geschah in der realen Wirklichkeit). Nehmen wir aber an: es ist eine konstruierte Ideal-Erzaehlung, dann geschah sie nur als mentale Wirklichkeit (als eine geistige Vorstellung im Bewusstsein des Erzaehlers / eine B-Szene).
Bei fragwuerdigen Mystiker/innen geschieht diese Liebestat dem "eingebildeten
Jesus in der Seele oder im Herzen" - ist also eine B-Szene.
Der wahre Mystiker steht vor der Aufgabe beide Szenen in die reale Einheit zu integrieren.Vergebung befreit von der dunklen Last der Vergangenheit.



Samstag, 8. Juni 2013

10. Sonntag C / Lk 7.11-17 / 09.06.2013  "Ruf ins "leben" !

Der Profet Elijah und der Profet JvN bestaetigen den Glauben des Volkes Gottes,
dass der Jahwe Gott ein "Gott des Lebens" ist: einer, der ins Leben ruft.
Lk zeigt, wie JvN das Privileg Gottes: ins Leben zu rufen, fuer sich in Anspruch nimmt.Der Juengling von Nain wird vom Tod ins Leben gerufen. Es scheint, dass in Jesu Sicht die Zweideutigkeit Gottes (ein Gott des Krieges oder des Lebens /
Friedens) zugunsten des Lebens entschieden ist.

Die Jesus-Bewegung und die christichen Kirchen bis heute verheissen Leben,
aber sie haben das Leben nach dem Tod stark ins Jenseits verlagert; sie verheissen nach dem irdischen Leben ein paradiesisches Leben, ein ewiges.
Wie wollen wir Lk verstehen ? Die Totenerweckung von Nain als ein Symbol
fuer ein Leben im Jenseits ? oder ist hier ein Ruf ins Diesseits-Leben proklamiert ?
Vielleicht ist es ein Fehler hier eine Alternative aufzubauen. Koennte es ein Pro-
gramm sein: im Diesseits ein jenseitiges Leben und im Jenseits ein diesseitiges
Leben anzustreben ? Wie sehr sind wir im Diesseits tot fuer das Jenseits ?

Ich entscheide mich, den lukanischen Jesus zu verstehen als einer, der in die Intensitaet des diesseitigen Lebens ruft. Also zu einer erweiterten Teilnahme
an der Fuelle des Lebens im Hier und Jetzt. Es waere doch eine Freude, wenn die Christen Lebens-Kuenstler waeren; jeder gestaltet sein Leben zu einem Kunstwerk. Dass dabei recht viel Arbeit anfaellt, an mir selbst und an der Situation, den Umstaenden - das ist mir erfahrunsgemaess bewusst.

Vielleicht haben wir darum in Namibia APC's gegruendet (Arts-Performance-Centres) um dem Phaenomen Kunst seine Bedeutung zu vergegenwaertigen.
Es ist viel, wenn Christen Mitmenschen aufmuntern zu einem intensiveren Leben,
ihnen  dazu "das Brot des Lebens" reichen und auf die stete Auferweckung auf-
merksam machen. Dass "leben" systematisch gelernt werden muesste, das ist
auch fuer die Kirchen noch Utopie, aber es ist schon viel, wenn sie zum "leben"
aufmuntern (wuerden).

Samstag, 1. Juni 2013

Der LEIB CHRISTI - die grosse VERWANDLUNG  

Unsere Heiligen Schriften (Bibel) moechten uns versichern: Nachdem Gott uns alle erschaffen hat... hat ER stets auch noch ein gutes Wort fuer uns - und mehr: ER offeriert uns auch ein belebendes Mahl: eine Lebens-Mahl-Feier.
Personifiziert heisst das: Wer im Geist (-Auge) Gottes die Welt sieht und im Geist
(-Ohr) Gottes die Wirklichkeit hoert, der hoert in Jesus das Wort Gottes (d.h.
Gott spricht...) und nimmt Jesus wahr als Brot fuer das Leben der Welt.
& ein Menschenwort als Gotteswort hoeren...   & ein natuerliches Brot als Gottesbrot sehen...    dem liegt eine VERWANDLUNG zugrunde.

Die Evolution kennt mehrere Stufen der Verwandlung:
Von der Materie zum Leben, vom Leben zum Geist, vom Ich zum Wir etc...
Die geistige Verwandlungsfaehigkeit der Materie ist dem homo sapiens
in der Evolution zueigen geworden:
* er verwandelt eine Frau in eine Gattin (und aendert damit die Beziehung)
* sie verwandelt ein Haus in ein Heim (sie sieht das Haus nun als ein Heim)
* sie verwandeln einen Tag in einen Sonntag (und aendern das Verhalten)
* er verwandelt eine Rose in ein Liebeszeichen... (und aendert die Gefuehle)
* sie verwandeln eine Person in Lebensbrot... (und schaetzen sie neu)
Diese natuerliche Verwandlungsfaehigkeit nimmt beim Glaeubigen einen weiteren Horizont ein: Ein Glaeubiger kann gar in einem Menschenwort ein
Wort von Gott hoeren. Diese Faehigkeit zu entscheiden, welches menschliche Wort denn nun als ein Gotteswort zu hoeren sei, das nennen wir "die Unter-
scheidungs-Gabe des Heiligen Geistes".
Diese Faehigkeit ist nicht nur ein Risiko, sie ist auch eine rationale Taetigkeit...
Der Mensch muss dafuer eine grosse Denkleistung erbringen.
Er muss das Menschenwort zum Gotteswort erdenken.
Der Hl. Geist "denkt" ja im Menschendenken - nicht anderswo, sowie Gott in
Menschenhaenden wirkt und in Menschenherzen liebt.
Die verwandelnde Denkleistung, die mehr oder weniger im Bewusstsein statt-
findet, ist auch die Grundlage unserer Welt-Anschauung. Wenn der Mensch
Gott erdenkt, dann sieht die Welt anders aus, dann wird die Mahlfeier zum
Dank-Gottes-Dienst (Eucharistie), und die vielen werden ein Leib im Geiste Christi,
d.h. ein von Jesus Christus inspiriertes Wirkungs-netz.
Eine Person von einst (Jesus), deren Geist wir aus den Hl. Schriften wahr- und uebernehmen, bekommt in unserem Wirken ein zeitgemaesses Wirkungsfeld
(was sie einst bewirkte, wirkt sie noch heute: Leib Christi genannt).






Sonntag, 26. Mai 2013

Eine NEUES Gottes-Bild wagen...

Wenn wir zu Gott beten, IHN loben und preisen... dann ist es gut - zwischenhinein - zum Beispiel am heutigen Fest der Dreifaltigkeit - darueber nachzudenken: was fuer ein Gottes-Bild uns vorschwebt... was fuer einen Gott wir denn anbeten und verehren.
Als erstes gilt:
Einigen Glaeubigen ist es bereits bekannt, dass das Gottesbild in der Geschichte und im persoenlichen Leben sich entwickelt. Diese Entwicklung anzuerkennen ist sehr wichtig. Auch unser juedisch-christliches Gottesbild hat sich entwickelt; das ist eine spannende Geschichte...   von Abraham, Moses, Jesus, Irenaeus, Mohamed, Spinoza etc... bis zu den heutigen Diskussionen: welches Gottesbild uns heute faszinieren koennte. Wenn mir ein Junge sagt: "Ich kann nicht mehr glauben", dann hoffe ich stets, dass ein gesunder Entwicklungs- prozess eingesetzt hat... 
Als zweites stellen wir fest:
Die meisten Christen - auch nach dem 2. Vatik. Konzil 1965 - denken sich Gott als patriarchalisch  "dreifaltig"; sie bekreuzigen sich "im Namen des Vaters + und des Sohnes + und des Heiligen Geistes". Das ist zwar nur den Theologen ein wenig verstaendlich, aber weil es die Kirche so lehrt...  und schlimmer: den meisten scheint es, es sei immer so gewesen und es wird immer so sein. Dem ist gerade nicht so...
Als drittes moechte ich fragen:
Welchen Gott moechtest Du proklamieren ?  Gefaellt Dir der "Gott der Rache", der dich von der Rache abhaelt, weil er sich die Rache reserviert hat ?
Er wird die Uebeltaeter (nicht Dich) ins ewige Feuer werfen. Gefaellt Dir der Gott, der im fernen Himmel thront, seinen Sohn in den Elendstod frei gab und ihn dann zu seiner Rechten neu inthronisierte ? (und Dir Aehnliches verhiess). Gefaellt Dir der Gott, der aus Liebe die Welt erschuf (aus unserer Sicht ein wenig unvollkommen), aus Liebe uns durch seinen Sohn erloeste (wovon wir manchmal wenig spueren) und dann aus Liebe seinen Geist sandte (damit wir trotz allem unseren Weg in die Zukunft und schlussendlich in den Himmel finden) ?
Als viertes moechte ich darauf hinweisen:
Wir leben heute in sooo einem andern Weltbild (Welt-Anschauung), dass es unsere Pflicht und Freude ist, einem dieser NEUEN Weltsicht compatiblen Gottes-BILD nachzuspueren. Ist Gott ein SEIN oder ein WERDE-Vorgang ? 
Ist Gott ein Subjekt oder ein Objekt oder keines von beidem ?
Ist Gott die allumfassende Potentialitaet und deren Aktualisierungen auch in all unseren situativen Realisierungen ?
[ Es gehoert zum Eigentuemlichsten des Menschen Moeglichkeiten zu ersinnen,
zu wuenschen und zu entdecken, aber auch, sie dann zu aktualisieren und in seine Situation hinein zu realisieren - das ist ein Gottesdienst, den zu feiern uns wohl ansteht]

"Der Geist Gottes wird uns in die Wahrheit einfuehren" sagt Joh 16.12-15
Das ist eine herausfordernde Prophezeiung - wir haben das Privileg, die Wahrheit
zu erdenken. Hildegard von Bingen sagt: Die groesste Suende ist das Vergessen Gottes! Daher gilt fuer mich: Das Neu-Denken Gottes ist eine Herausforderung.
Und die Christlichen Kirchen sollten sich dieser Herausforderung ernsthaft stellen
und die Kath. Kirche sollte als Oekumene die Aufgabe entdecken, dieses Neu-
Denken Gottes  gegenseitig "ertraeglich"  zu machen.

Nebenbei bemerkt: Gerade darum ist es nicht zulaessig, dass der (saekulare)
Staat Religionsunterricht erteilt. Er hat kein Recht, Religion (ein Gottesbild) zu proklamieren; aber er hat die Pflicht den Religionen die Freiheit der Entfaltung zu garantieren. Der Staat soll seine Verfassung unterrichten und fuer deren Einhaltung sorgen, damit ist dem Gemeinwohl gut gedient. Es ist noch das Privileg der Religionen und deren Agenturen, der Kirchen, ein attraktives Gottesbild zu proklamieren und zum Mitfeiern einzuladen.

Freitag, 17. Mai 2013

Pfingsten: nochmals ein FEST des LEBENS

                        Es scheint, dass Christen "verliebt ins Leben sind"...
Weihnachten: wir feiern die Dimension des Geboren-seins
                      Leben ist immer neu...geboren wieder und wieder... jeden Tag.
Ostern: wir feiern die Unendlichkeit des Lebens, die Fuelle des Lebens
             Leben ist Aufgang + Niedergang; Fruehling + Herbst,
             Natur + Ueber-Natur; Anfang + Ende; Alpha + Omega...
Pfingsten: wir feiern das Leben als ein kosmisches Geschenk.
                 Leben ist gegeben, ausgegossen; ein Weg in die Fuelle...
                 Leben ist Ich + DU + ES + Wir  (viele Wissenschaften zeigen uns,
                 wie es sich gebaerdet und entwickelt und gelingt und versagt...
                 wie wir es eben "teilweise" erfahren...)
                                   
Kurz gesagt: Leben hat eine biologische, eine geistige und eine ueber-
natuerliche Dimension, eine individuelle und gemeinschaftliche -
Leben als Ganzheit ist der Kosmos.
Der Kosmos ist ein ganz grosses allheiliges Geheimnis - er ist nicht Gott.
Einige meinen dennoch: Der Kosmos ist der Koerper Gottes. Aber in diesem
Koerper weht ein Geist - der Heilige Geist; der Geist des ganzheitlichen Lebens!
Und einige meinen: Gottes Geist  kam ("phylogenetisch") zum Vorschein aus
der Transzendenz-Erfahrung des Menschen und ("ontogenetisch") aus
der Hoer-Erfahrung des Menschen ("provoziert durch das Wort/ die Botschaft).

Wie immer dem auch sei: dieser Heiligende Geist des Lebens ist ausgegossen,
geradezu verschwendet... das ist ein FACTUM (wer Augen hat zu sehen,
der sieht es: in seinen Erfahrungen und cf. TV / News ).
Die Christen des Neuen Jhh sind gut beraten, dieses FACTUM anzuerkennen.
Ausgangspunkt unseres Betens ist dann die Tatsache, dass der heilig-heilende Geist Gottes ausgegossen ist... Allen Menschen angeboten... erfahrbar u.a. in der Intention zu leben (eine Intention, die ich mir und andern und allen wuensche). 
[Wie dann das Leben gelingt, und wie die Lebenslust gefoerdert werden kann,
und wie Menschen heilig werden, das ist eine andere zweitrangige Frage]
Ich wuensche der Kirche, dass sie nicht mehr bettelnd singt: "Komm Heiliger Geist" sondern:  Geist des Lebens - ausgegossen in aller Welt;
                          ein Angebot an alle - lasst uns seiner uns erfreuen,
                          lasst uns tanzen in den Wellen,lasst uns spielen in den Feldern,
                          lasst uns danken im Konzert.

Donnerstag, 9. Mai 2013

HIMMELFAHRT:   JESUS VERSCHWINDET...

Wie es sich - kosmologisch bedingt - gehoert: Wer immer es wagt, in unsere
Welt physisch hineingeboren zu werden, muss sich dem physischen Verschwinden
unterordnen (Geburt + Tod als Naturgeschehen). Das hat auch JvN gewusst.
Er hat sich entschieden sein Leben durch Einsatz fuer's Gute, fuer's Heilen
sinnvoll zu machen. Seinen Lebensstil musste er mit dem Einsatz-Tod bezahlen.
Aber es geht weiter... Jesus hat sich entschieden, aus der physischen Welt
zu verschwinden. cf. zu Magdalena: ruehr mich nicht an; in Emmaus: er
verschwand; in Galilaea: Himmelfahrt!
Die johanneische Konzeption der Abschiedesreden Jesu zeigt, wie sehr dieses
Thema die Kirche bewegt: die An- und Ab-wesenheit Jesu in der Gegenwart.

Es gibt bis heute eine Tendenz in der Kirche: Jesus nicht gehen zu lassen.
Der Priester sagt 3 mal in der Eucharistie: "Der Herr sei mit euch"; die eucha-
ristische Anbetung und alle Sakramente sind in der Gefahr: "Jesus zu vergegen-
waertigen". Im Gebet inszenieren einige: "Gespraeche mit Jesus" (als ob er anwesend waere).Dabei hat Jesus bei seiner Abschiedsrede doch deutlich nicht gesagt:"liebet mich im Himmel" sondern das Ueberlebensgebot heisst: "liebet einander!.
Darum muss man Jesus gehen lassen - ...  Vielleicht verlassen einige Katholiken die Kirche, weil in ihr zuviel von Jesus + Jesus und zuwenig von Mitmenschlichkeit
realisiert wird. Wer Jesus gehen laesst...  kann sich an ihm nicht halten; er verschwindet mehr und mehr...  es bleiben "nur noch" die Mitmenschen!
Umgekehrt: freue dich, du hast Mitmenschen.
So kannst du zusammen mit ihnen versuchen, die einstige Botschaft, das Wort
Jesu zu hoeren und zu beachten ("wo zwei oder drei zusammen sind, in meinem Namen... da bin ich" / da komm ich zur Wirkung). Es ist wahrscheinlich bis zu einem
gewissen Grad erlaubt und heilsam, Jesus mental zu vergegenwaertigen - mit dem Ziel seiner Botschaft heutige Wirklichkeit zu geben.  Aber das eigentliche sichtbare, physisch wirksame Werk Jesu zu vollbringen, das ist momentan unser Privileg.

Dienstag, 30. April 2013

"WORT HALTEN"  Joh 14.23-29                                                  6. Oster-Sonntag

Wir kennen nun die moderne Lebens-Chance, das Ueberlebens-Gebot:
"liebet einander".  Nur wenn wir dieses Angebot halten; Wort halten,
nur dann koenne wir sagen: Ich liebe Jesus (und seinen Gott, mit dem
er ja bekanntlich eins ist).
Fuer religioese Menschen ist es etwas hart, zu hoeren: nicht wenn ihr betet, Opfer darbringt, feiert oder arbeitet - all das ist zwar gut fuer uns - nur wenn
ihr "einander liebt" nur dann kann die Rede sein von Jesus lieben oder gar Gott.

Jesu selbst, er wird in den Himmel aufsteigen, fuer uns verschwinden, gerade
darum, um den Zeitraum fuer unser "einander lieben" zu eroeffnen,
um uns die Ueberlebens-Chance zu ermoeglichen.

Wenn wir nun diese Botschaft verstanden haben - dann nun beginnt fuer uns
die grosse Aufgabe: lieben zu lernen.
* "einander lieben" ist an sich schoen und leicht.
  Aber durch die Umstaende und die menschlichen Gegebenheiten wird
  einander lieben schwierig; manchmal sogar unmoeglich.
* Wir muessen unsere Wirklichkeiten sehen, akzeptieren. Heute ist
  einander lieben eine KUNST.
* Wir sind darauf angewiesen, ein Zentrum, einen Ort zu haben, einen Zeitraum
  zu finden, wo wir diese KUNST LERNEN koennen.

Samstag, 27. April 2013

Schoene Aussichten...   5. Oster-Sonntag      Joh 13.31-35

Die Jesus-Bewegung strebt eine Welt-Erneuerung an; sie ist eine Auf-
erweckungs-Bewegung ins Neue (die Vergangenheitswelt ist vorbei).
Es gibt keine Auferstehung in die alte vergangene Welt (wo Tod und Ver-
zweiflung herrschten). Siehe, ich mache alles neu...

In der ersten Lesung (Apg 14.21...) wird uns mitgeteilt: dass Paulus und
Barnabas in Antiochia den Juengern "ein neues Herz einpflanzen"; sie
fuehren die Auferweckungs-Bewegung an. Sie ermutigen im Glauben,
im Entscheid fuer die Erneuerung, auszuharren (es scheint, schon damals
brauchte es Mut und Ausdauer; die Erneuerung kommt ja nicht von einem
Tag auf den andern). Wer die Welt auf die Neue Gottesherrschaft ein-
spuren will, muss viele "Haertefaelle" gelassen durchstehen und durch-
arbeiten und erleiden (das hat schon Jesus erfahren).

In der zweiten Lesung (Apk 21.1-5) wird's radikal: der Seher sieht:
Einen Neuen Himmel + eine Neue Erde.
Und Gott heisst: Emmanuel (Der Gott, der mit den Menschen lebt)
                              Jahwe       (Ich bin der, der mit euch da ist)
Der Hoerer hoert: "Jetzt mache ich die ganze Schoepfung neu."
So radikal sich ganz auf Erneuerung einlassen, das ist ... jesuanisch.

Im Evangelium (Joh 13.31-35 / ca. 100 Jahre nach Jesus) wird angekuendigt:
Jetzt (in dieser totalen Erneuerung) geschieht die Ehrung Jesu und die Ehrung
Gottes in einem:

Was ist diese Gott (Himmel) und Mensch (Erde) ehrende Welt-Erneuerung ?  Wie geschieht sie ?

1.) Ihr Glaeubigen merkt euch grundsaetzlich: Joh laesst Jesus sagen:
     "Ich werde nicht mehr laenger mit euch sein!"
Das ist der Urknall der Auferweckungs-Bewegung Jesu. Das ist die radikalste
Saekularisierung...   Das kirchlich-liturgische "Der Herr sei mit euch" ist aus-
radiert, oder muss ganz anders verstanden werden:
     "Der Herr ist nicht da ! Was nun ? Er ist auferstanden !"
Dieses Verschwinden Jesu wird schon bei Mk 16.6 als "er ist nicht hier"
angedeutet und bei Lk in der Emmausgeschichte verdeutlicht.

2.) Fuer diese zukuenftige Leere, wo Jesus (und damit der Gott, mit dem er eins ist) nicht mehr mit uns ist, da gibt es eine neue situationsgemaesse Anordnung,
ein neues Ueberlebens-Gebot, ein Aufruf zu einer neuen Lebenspraxis:
                                                          "LIEBET EINANDER"  (nach Jesu Vorbild)
Jesus + sein Gott sind konkret nicht da, man kann sie nicht umarmen, man kann
ihnen nicht helfen, man kann ihnen nichts anvertrauen - sie sind schlicht und einfach nicht da!  Diese moderne Leere - Religion verdunstet - ist die Voraus-
setzung fur das ganz Neue: fuer das Ueberlebensgebot der Zukunft, fuer das
saekulare Christentum, fuer die Neue Erde, den Neuen Himmel: fuer das "liebet einander". Diese Jesus- und Gott-Leere ist der offene Zeitraum (der welt-
liche Mutterschoss) in dem das "liebet einander" hoechste Bedeutung und be-
freiende Wirkung erlangt.

3. In der modernen saekularen Jesus- und Gott-Leere wird das "liebet einander"
dann auch zum Kennzeichen der Juenger Jesu. Weder die Liebe zum wahren
Gott noch die Liebe zum wirklichen Jesus (geschweige denn das Ehren von ein-
gebildeten goettern und selbsternannten eloesungs-propheten) kennzeichnen
die Juenger Jesu und sie bringen keinen Neuen Himmel und keine Neue Erde.
Die Leere, die durch das Wegsterben Jesu verursacht wird, kann auch nicht kompensiert werden durch mentales Gedenken; im Gedenken erreicht der Fromme nicht den wirklichen Jesus sondern den, den er sich ein-bildet (im positiven Sinne).
Was uns bleibt in dieser modernen zukuenftigen Gott-Leere, so laesst Joh Jesus
verkuenden: ist die Freiheit des "liebet einander"; und genau das ist das
saekulare Christentum der Zukunft; ist das Erbe Jesu, ist das Zulassen der Gottes-Herrschaft.  Schon Bonhoeffer ahnte in seiner Warnung: Wir muessen leben lernen als ob Gott nicht da waere (etsi Deus non daretur), das Aufkommen
des saekularen Zeitalters. Gott gibt sich im... und ruft Jesus ins "liebet einander". Gott fordert uns ins Gelingen des "einander lieben", wo in einer Neuen Schoepfung Wissen und Reichtum ganz anders verteilt werden, wo die Menschenrechte realisiert werden, wo Agape, Eros und Sexualitaet neu gemischt werden und wo der Friede tatsaechlich gelebt wird. Wo nun das Neue wirklich spuerbar entstht, da ist leibliche Auferstehung, die wir als Kirche bekennen.

Es muss also in der Neuen Text-Uebersetzung der Messe nun heissen:
"Der Herr ist mit euch - insofern euch das 'liebet einander' gelingt!"
Und weil es noch nicht gelingt, singen wir: "Herr erbarme Dich."